Ein neues Gefühl wartet auf Valtteri Bottas. In Spanien nimmt er zum ersten Mal ein Rennen als Formel-1-Sieger auf. Was zunächst nach purer Statistik klingt, könnte sich für den Finnen jedoch als Befreiung erweisen. Noch vor zwei Wochen schien er die Nummer zwei bei Mercedes zu sein, als durchaus schneller Fahrer, der im Rennen aber nicht mit den Topstars mithalten kann. Doch in Russland drehte sich das Blatt. Bottas gewann den Start und legte in der Folge ein - abgesehen von einem dicken Verbremser - blitzsauberes Rennen ab.

Unerwartete Gratulanten

Sein Leben verändert habe diese Erfahrung neben der statistischen Komponente aber nicht. "Es ist immer noch ziemlich dasselbe", stellte er in Barcelona klar. Wirklich neu waren einzig die zahlreichen Glückwünsche, die ihn nach dem Erfolg erreicht haben. Neben seiner Familie meldeten sich aber auch einige unerwartete Personen. "Chase Carey war vielleicht etwas überraschend. Ich weiß nicht einmal, woher er meine Nummer hat", scherzte Bottas in Richtung des Ecclestone-Nachfolgers. Auch Dieter Zetsche, Boss der Daimler AG, sendete Grüße in Richtung Bottas.

Nach seinem Sieg erhielt Valtteri Bottas zahlreiche Glückwünsche, Foto: Mercedes-Benz
Nach seinem Sieg erhielt Valtteri Bottas zahlreiche Glückwünsche, Foto: Mercedes-Benz

"Es waren 81 Rennen bis zu meinem ersten Sieg. Das ist eine lange Zeit, aber ich habe immer davon geträumt, zu gewinnen", blickt Bottas auf den Moment seines bislang größten Erfolges zurück. Mit Williams konnte er zwar bereits ein paar Mal auf das Podium klettern, doch ein Sieg war ihm vergönnt. Folgen nun weitere Siege?

Niki Lauda sagte bereits, dass der erste Sieg der schwerste sei. Und auch Kimi Räikkönen glaubt an einen dauerhaft starken Bottas. "Dieses Jahr ist er in einem viel stärkeren Team. Ich bin sicher, dass er in der Formel 1 einen guten Lauf haben wird. Wer weiß, wie das Endergebnis aussehen wird? Ich denke, er wird stark sein", so Räikkönen über seinen Landsmann.

Ferrari und der Vorteil mit dem Fenster

Nach wenigen Tagen der Freude herrschte bei Bottas jedoch schnell wieder die Konzentration auf die anstehenden Aufgaben vor. Denn auch wenn der Sieg von Sochi süß schmeckte, so war Ferrari eigentlich das ganze Wochenende über tonangebend. Ein Umstand, der auch Bottas nicht entgangen ist. Er sieht den Mercedes nicht als das schlechtere Auto an, sondern den Ferrari als jenen Boliden, der sein Potenzial momentan schlicht besser abrufen kann.

"Momentan können wir auf allen Reifen performen, aber wir müssen im richtigen Fenster sein. Und das macht Ferrari bislang besser, dass sie konstanter im Arbeitsfenster sind, besonders am Sonntag", erklärt Bottas die Probleme. Die Updates, die in Barcelona an den Mercedes kommen, sollen die Probleme beiseite schieben.

"Es ist nicht einfach dieses Jahr. Es ist ein enger Kampf mit Ferrari, Details sind entscheidend. Wir versuchen natürlich, das Auto so schnell wie möglich zu entwickeln", sieht der Finne durchaus einen gewissen Zugzwang bei Mercedes gegeben. In Barcelona rückt Mercedes mit einer komplett überarbeiteten Front an, die noch detaillierter ausgearbeitet ist. Zudem ist ein großes Luftleitblech an der Nasenunterseite zu erkennen.

Wenn Mercedes das Auto erst einmal so eingestellt hat, dass ein sprichwörtliches Rädchen ins andere greift, sieht Bottas die Silberpfeile vor Ferrari. "Das ist unser Ziel. Wir erwarten sie aber weiterhin sehr stark. Ich denke, sie kommen einfach besser in das Fenster und sind weniger sensibel bei sich ändernden Bedingungen. Bei uns gibt es dagegen noch einiges aufzudecken. Aber wenn uns das gelingt - ja, dann denke ich, sind wir sehr stark", zeigt er sich selbstbewusst.

Valtteri Bottas sieht Mercedes vor Ferrari - wenn die Probleme gelöst sind, Foto: Sutton
Valtteri Bottas sieht Mercedes vor Ferrari - wenn die Probleme gelöst sind, Foto: Sutton

Gemischte Spanien-Gefühle

Traditionell ist Mercedes in Barcelona sehr stark. 2014 und 2015 gewannen die Silberpfeile, im vergangenen Jahr schleuderten Nico Rosberg und Lewis Hamilton einen möglichen Doppelsieg in den katalanischen Kies. Ein Meilenstein in Richtung möglichen Spanien-Sieg könnte das Qualifying sein. In der silbernen Paradedisziplin musste Mercedes in Russland zuletzt erstmals seit gefühlten Ewigkeiten der Konkurrenz den Vortritt lassen. Holt man sich in Barcelona die Pole, ist der Sieg greifbar nahe - das Ausbleiben einer weiteren Kollision vorausgesetzt.

"Ich denke, das Qualifying ist hier sehr wichtig", weiß Bottas. Zwei von drei Poles in diesem Jahr aber konnte Mercedes nicht in einen Sieg ummünzen. Sowohl in Australien, als auch in Bahrain schlug Ferrari den Sternenfahrern per Strategie ein Schnippchen. Darauf verweist auch der frischgebackene Grand-Prix-Sieger. "Wir können uns nicht nur auf das Qualifying verlassen. Es ist ein langes Rennen, und wenn wir da Probleme bei der Pace haben, wird Ferrari Wege finden, uns über die Strategie zu schlagen", warnt er.