Die Formel 1 reist am kommenden Wochenende zum Gradmesser des neuen Reglements: dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Vor rund zwei Jahren wurde festgelegt, wie schnell die F1-Autos der Generation 2017 sein sollen. Als Referenzzeit wurde damals Nico Rosbergs Pole-Zeit vom Spanien Grand Prix 2015 herangezogen, eine 1:24.681. Das Ziel: Durch verringerte Aerodynamik und breitere Reifen sollten die Boliden rund 5 Sekunden schneller werden.

Zumindest die Winter-Testfahrten in Barcelona hatten gezeigt: Ziel erreicht. Kimi Räikkönen fuhr die schnellste Testrunde in 1:18.634 Minuten. Auf Supersoft-Reifen war der Ferrari-Pilot sogar über 6 Sekunden schneller als Rosberg zwei Jahre zuvor im Qualifying. Ob es am Wochenende unter Grand-Prix-Bedingungen ähnlich fix zugehen wird?

Pole-Zeiten im Vergleich

Pole 2015Pole 2017Rundenzeit-Delta (s)% Delta
Australien1:26.3271:22.18841394,8
China1:35.7821:31.67841044,3
Bahrain1:32.5711:28.76938024,1
Russland1:37.1131:33.19439194
Spanien1:24.681???

Erschwerte Bedingungen

Zwar haben die Teams ihre Autos seit den Testfahrten weiterentwickelt, doch einige Faktoren sprechen dagegen, dass Räikkönen und Co. erneut so schnell unterwegs sein werden. Zum einen hat sich Pirelli für eine sehr konservative Herangehensweise entschieden und die härtest-mögliche Reifenwahl nominiert. Im Qualifying werden die Piloten nur auf den Soft-Reifen ihre Runden drehen. Zudem war es beim Test Anfang März etwas kühler als am Wochenende, wo etwa 22 Grad erwartet werden. Nicht zuletzt ist unklar, mit welcher Spritmenge Räikkönen beim Test fuhr.

Der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass die magische 5-Sekunden-Marke noch nicht geknackt werden konnte. In den Qualifyings von Australien, China, Bahrain und Russland waren die Autos rund 4 Sekunden schneller im Vergleich zu den 2015er-Rundenzeiten. Barcelona sollte den neuen Aero- und Reifenregeln am besten entgegenkommen. Nur 3 der 16 Kurven werden mit weniger als 100 km/h durchfahren, der Durchschnittsspeed liegt bei rund 200 km/h.

Rundenrekorde im Vergleich

Pole 2017Vorheriger absoluter RundenrekordRundenzeit Delta (s)% Delta
Australien1:22.1881:23.529 (VET, 3. Quali, 2011)1.3411,6
China1:31.6781:32.238 (MSC, Race, 2004)0.5600,6
Bahrain1:28.7691:29.493 (HAM, Q3, 2016)0.7240,8
Russland1:33.1941:35.337 (ROS, Q2, 2016)2.1432,2

5-Sekunden-Marke wird fallen

Das inoffiziell formulierte Ziel von 5 Sekunden sollte in Barcelona erstmals in diesem Rennjahr erreicht werden. Dafür müsste am Ende des Qualifyings mindestens eine 1:19.681 gefahren werden - anhand von Räikkönens Testzeit also keine wirkliche Hürde, selbst auf der härteren Reifenmischung.

Nicht auszuschließen, dass der diesjährige Pole-Setter den inoffiziellen Barcelona-Rekord schlagen kann. Den hatte Fernando Alonso 2008 während eines Tests unter der Saison mit einer 1:18.483 aufgestellt. Auf seinem Renault R28 mit V8-Power waren damals Experimentalreifen von Bridgestone montiert. Die bislang schnellste Runde an einem GP-Wochenende erzielte Rubens Barrichello. Mit dem weltmeisterlichen Brawn schaffte er 2009 in Runde 2 des Qualifyings eine 1:19.954.

Rundenrekorde im Vergleich

Schn. Runde 2015Schn. Runde 2017Rundenzeit-Delta (s)% DeltaVorheriger Renn-Rekord
Australien1:30.9451:25.53854075,91:24.125
China1:42.2081:35.37868306,71:32.238
Bahrain1:36.3111:32.79835133,61:31.947
Russland1:40.0711:36.84432273,21:39.094
Spanien1:28.270---1:21.670

Knapp 4 Sekunden schneller im Qualifying

Barcelona wird die nächste Strecke sein, auf der offizielle Rundenrekorde gebrochen werden - es wäre das fünfte Mal am fünften Rennwochenende der Saison. Stat-Attack: Im Durchschnitt waren die Autos auf einer Qualifying-Runde 3,991 Sekunden schneller - oder in Prozenten ausgedrückt: 4,3 Prozent schneller als ihre Vorgänger 2015.

Den größten Unterschied zu 2015 gab es in Melbourne. Dort stieg die Performance um 4,8 Prozent an. Der geringste Wert wurde in Sochi erzielt, wo der Zeitgewinn zur Pole-Zeit von vor zwei Jahren 4 Prozent betrug.

Nicht nur die Qualifyings sind dieses Jahr schneller geworden, auch in den Rennen fielen die Rundenzeiten im Vergleich zum Referenzjahr 2015. Besonders extrem war der Unterschied in Australien und China, wo die Zeiten um 5,4 respektive 6,8 Sekunden purzelten. In den ersten drei Rennen dieser Saison gelang es allerdings nicht, die absoluten Rundenrekorde zu brechen. Nur in Russland war Räikkönen um gut 2 Sekunden schneller als die bisherige Rekordzeit.

Kimi hat gut vorgelegt

Ob der Rundenrekord im Rennen auch in Barcelona fallen wird? Das könnte knapp werden, hier hat - wieder einmal Räikkönen - gut vorgelegt. 2008 gelang dem Finnen am Rennsonntag eine eindrucksvolle 1:21.670. 2016 ging die schnellste Rennrunde an Daniil Kvyat (1:26.948), 2015 war es Lewis Hamilton mit einer 1:28.270 gewesen.