Kimi Räikkönen ist zurück! Beim vierten Saisonlauf der Formel 1 in Russland fährt der Ferrari-Pilot erstmals 2017 auf das Podium. Auf dem Weg zu seinem 85. F1-Podestbesuch schnappt sich der Finne zudem die 45. schnellste Rennrunde seiner Karriere - nur Michael Schumacher liegt in dieser Statistik noch vor Räikkönen.

Nach einem durchwachsenden Saisonstart ist auch dem Iceman in Sochi die Erleichterung anzumerken. "Ich hatte einen harten Start in die Saison. Es fühlt sich gut an, wieder auf dem Podium zu stehen", sagt Räikkönen. "Verglichen mit den ersten drei Rennen war es auch insgesamt ein positiveres Wochenende - ein guter Schritt nach vorne für mich. Ich war zufrieden mit dem Auto, als ich pushen musste konnte ich die nötige Rundenzeit herausquetschen."

Räikkönen sieht sich und Vettel immer als Kandidaten für einen Doppelsieg, Foto: Sutton
Räikkönen sieht sich und Vettel immer als Kandidaten für einen Doppelsieg, Foto: Sutton

Räikkönen: Ferrari kann immer Erster und Zweiter sein

Doch wäre Kimi Räikkönen nicht mehr er selbst, würde er sich damit zufrieden geben. Trotz aller Erleichterung: Räikkönen giert nach mehr, weiß genau, was in diesem Jahr mit seinem Ferrari möglich ist. "Das Ergebnis war schon besser als zuletzt, aber es muss noch besser sein. Natürlich will ich mehr, ich will vorne sein. Schade, dass nur der dritte Platz herausgesprungen ist. Ich denke, wir - Ferrari - können immer Erster und Zweiter sein wenn wir alles perfekt hinbekommen. Hoffentlich steht Ferrari nächstes Mal wieder ganz vorne", lechzt Räikkönen nach seinem ersten Sieg seit Australien 2013.

Allzu viel schien vor dem Rennstart in Sochi dazu nicht einmal zu fehlen. Im Qualifying hatte Ferrari erstmals seit neun Jahren - Räikkönen war übrigens schon damals in Frankreich bei Ferrari mit von der Partie - geschlossen die erste Startreihe erobert und die Silberpfeil-Dominanz durchbrochen. Doch im Rennen kontert das Mercedes-Imperium sofort. Am Start katapultiert sich Valtteri Bottas vorbei an der roten Wand, lässt Räikkönen und Sebastian Vettel stehen wie Statisten.

Am Start hatte Ferrari keine Chance gegen Mercedes, Foto: Sutton
Am Start hatte Ferrari keine Chance gegen Mercedes, Foto: Sutton

Windschatten rettet Räikkönen nach Wheelspin am Start

Vor allem Räikkönen kommt auf der schlechteren Startseite extrem träge aus der Startbox, fällt kurzzeitig auch noch hinter Hamilton zurück. "Das Rennen wurde bereits am Start entschieden und ich hatte einen ziemlich schlechten - selbst verglichen mit Seb", schildert Räikkönen. "Es war sehr rutschig. Ich hatte sofort durchdrehende Räder und dachte ich würde eine Menge verlieren. Aber ich habe es geschafft, die Position im Windschatten zurückzugewinnen und dort zu bleiben."

Möglich ist das nur aufgrund des am Rennsonntag extremen Gegenwindes auf Start-Ziel. Ferrari hat die Schwäche beider Boliden beim Losfahren daher sehr wohl dick im Hausaufgabenheft notiert. "Schade wegen des Starts, denn das Ergebnis hätte besser sein können. Da müssen wir jetzt in Maranello arbeiten und es verbessern. Aber wir wissen, was wir jetzt tun müssen und wir werden es tun", kündigt Teamchef Maurizio Arrivabene eingehende Analysen an.

Iceman on a Misson: Kimi Räikkönen will endlich wieder siegen, Foto: Sutton
Iceman on a Misson: Kimi Räikkönen will endlich wieder siegen, Foto: Sutton

Arrivabene begeistert von Räikkönens Renaissance

Immerhin sei es mehr als ärgerlich mit dem schnelleren Auto nur aufgrund des Starts am Ende trotzdem zu verlieren. "Unsere Rennpace war gut und wieder haben Kimi und Seb ihren Wert bewiesen, indem sie tolle Rennen gefahren sind. Kimi war sehr gut, er ist ein außergewöhnliches Rennen gefahren - starke Performance", sagt Arrivabene.

Ähnlich sieht es Kimi Räikkönen. "Mein Auto war das ganze Rennen über gut, aber viel passiert ist nicht gerade. Ich habe einfach meine Position gehalten.Wir haben unser Bestes gegeben, aber viel auszurichten war da nicht. Valtteri war ein bisschen zu schnell, aber es lag alles nur am Start", hadert der Iceman und fordert seinerseits Verbesserungen.

"Natürlich freue ich mich über das Podium, aber ich bin enttäuscht, am Start einen Platz verloren statt gewonnen zu haben. Wir müssen jetzt weiterarbeiten, denn solche kleinen Details können einen großen Unterschied in der Endabrechnung machen - die ersten vier Autos liegen eng beieinander", warnt Räikkönen.

Räikkönen amüsiert Zuschauer mit Funk-Vewirrung

Seine nach der ersten Runde relativ ungestörte Fahrt in Richtung Podium wird zwischendurch nur einmal kurz beeinträchtigt: Unmittelbar nach seinem Boxenstopp wird Räikkönen plötzlich nervös, weil Ferrari ihm funkt, er habe sich wieder hinter Valtteri Bottas eingeordnet. "Wie konnten wir hinter Bottas landen? Warum haben wir nicht früher gestoppt", fragt Räikkönen seinen Renningenieur Dave Greenwood im Glauben, schon wieder eine miese Ferrari-Strategie aufgedrückt bekommen zu haben. Doch diesmal ist alles anders.

Kimi, Bottas führt das Rennen an", funkt Greenwood zurück. "Ah okay", antwortet Räikkönen und realisiert seinen Irrtum. Später erklärt der Finne den Hintergrund genauer: "Ich war nicht sicher, wer von ihnen am Anfang des Rennens an die Spitze gefahren ist. Deshalb habe ich gefragt - es war einfach etwas irritierend für mich nach dem Stopp. Dann habe ich es sofort verstanden. Vorher machte das für mich keinen Unterschied, wer. Es war halt ein Mercedes vor uns. Da hatte ich nicht gefragt."

Räikkönen und Bottas stoßen an - wenn das mal kein Gelage gibt ..., Foto: Sutton
Räikkönen und Bottas stoßen an - wenn das mal kein Gelage gibt ..., Foto: Sutton

Räikkönen freut sich mit Bottas: Immerhin Finnen-Sieg!

Zumindest einen kleinen Unterschied macht es für Kimi Räikkönen aber im Ziel, welcher Mercedes da vor ihm gelandet ist. "Immerhin hat ein Finne gewonnen, wenigstens das ist gut. Die Leute glauben immer, wir hätten etwas gegeneinander, weil wir ein paar Mal aneinander geraten sind. Aber das ist nicht so. Ich freue mich für Valtteri, der sein erstes Rennen gewonnen hat. Ich bin sicher, er wird eine strahlende Zukunft haben", lobt Räikkönen seinen Landsmann.

Dass die Fans in Russland bei der Podiumszeremonie trotzdem den Drittplatzierten lauter feiern als den Sieger freut Kimi natürlich trotzdem: "Ich bin sehr glücklich über diese Unterstützung, ich bin einfach froh solche Fans zu haben!"