Nach einem starken Debüt-Auftritt für Sauber in Bahrain hätte sich Pascal Wehrlein den Auftakt ins Rennwochenende für den Großen Preis von Russland sicherlich anders vorgestellt. Nachdem er in der Wüste noch im Mittelfeld mitmischte, waren er und sein Team am Freitag in Sochi das Schlusslicht. Die Gründe dafür hatte Wehrlein schnell erkannt - und sie glichen einem Déjà-vu. Auf die Probleme drauf gab es dann noch eine haarige Aktion mit Lewis Hamilton.

Richtig knapp ging es zwischen Wehrlein und Hamilton im 2. Freien Training auf dem Sochi Autodrom zu, als der Mercedes-Star sich hinter dem Mercedes-Junior bei der Anfahrt auf Turn 14 verbremste und diesen nur knapp verfehlte. "Irgendwie habe ich im Rückspiegel nur gesehen, dass es ziemlich knapp wurde", beschreibt Wehrlein den Zwischenfall aus seiner Perspektive.

Was zunächst danach aussah, als ob er dem Briten auf einer schnellen Runde im Weg gestanden hatte, entpuppte sich aber schnell als viel weniger tragisch. "Wir hatten zuvor beide einem Red Bull, ich glaube es war Ricciardo, Platz gemacht und dann habe ich ihn auf der Geraden überholt", sorgt der 22-Jährige für Aufklärung.

Wissenswertes über den Russland GP: (00:46 Min.)

Wehrlein: Keine Downforce, keine Chance

Viel mehr beschäftigte Wehrlein der Rückstand zur Konkurrenz. Mit jeweils deutlich über drei Sekunden Rückstand auf die Spitze landete er in beiden Sessions nur auf dem 18. Rang. In Bahrain hatte er es im Qualifying auf einen beeindruckenden 13. Startplatz geschafft. Dies in Russland zu wiederholen, hält er fast schon für ausgeschlossen. "Dieses Wochenende sieht es sehr, sehr schwer aus. Der Rückstand ist viel größer", gibt er wenig hoffnungsvoll zu Protokoll.

Die glatte Asphaltoberfläche auf der Rennstrecke in Russland scheint die Schwächten des Sauber C36 gnadenlos offenzulegen. Schwächen, über welche Wehrlein in seiner Debüt-Saison bei Manor schon regelmäßig klagte: Die Reifen wollen einfach nicht ins Arbeitsfenster. "Wir haben einfach nicht genug Downforce. Wenn man mehr Anpressdruck hat, kann man schneller durch die schnellen Kurven fahren und die Reifen bekommen dadurch mehr Temperatur", erklärt Wehrlein. Folglich war es den Sauber-Piloten nicht möglich, die optimale Performance der Pirelli-Pneus wie gewünscht abzurufen.

Erst nach etwa fünf Runden waren die persönlich schnellsten Zeiten möglich. "Die erste schnelle Runde ist im Durchschnitt eine Sekunde langsamer als die letzte eines Runs", so der Deutsche gegenüber Motorsport-Magazin.com. Selbst zwei Aufwärmrunden reichen offenbar nicht, um den Reifen rechtzeitig ins Arbeitsfenster zu bekommen: "Wenn wir aus der Garage fahren, sind die Reifen auf der Outlap sofort 20 Grad zu kalt und nach ein paar Runden kommen wir gerade so ins Fenster rein."

Wehrlein hat wenig Hoffnung, dass Sauber die Bahrain-Performance wiederholen kann, Foto: Sutton
Wehrlein hat wenig Hoffnung, dass Sauber die Bahrain-Performance wiederholen kann, Foto: Sutton

Sochi-Asphalt für Probleme verantwortlich

Der plötzliche Performance-Einbruch nach drei äußerst soliden Vorstellungen von Sauber kann für Wehrlein nur einen Grund haben. "Die Strecke hier hat einfach keinen großen Effekt auf den Reifen. Man könnte mit einem Satz ewig fahren, aber sobald die Temperatur herausgeht, tun wir uns schwer", so der 22-Jährige, den die Reifen-Problematik sowohl auf Qualifying- als auch auf Longruns plagt. Für ihn als Fahrer gibt es ohnehin nicht allzu viel, was er tun könnte. Den Reifen härter rannehmen, wäre für die einzige Möglichkeit. Doch wäre es auch eine Lösung? "Nein, das bringt gar nichts", wiegelt Wehrlein ab.

Vor allem im Qualifying könnte die Piloten diese Ausgangslage vor eine große Herausforderung stellen, denn die Zeit in den einzelnen Segmenten ist begrenzt und die Runde auf dem Sochi Autodrom mit über anderthalb Minuten auch nicht gerade sonderlich kurz. Noch mehr Aufwärmrunden sind daher nicht des Rätsels Lösung. "Irgendwann geht ja auch die Zeit aus", so Wehrlein. Das Q1 andererseits nur auf einem Reifensatz durchzufahren und auf eine gute Runde zu hoffen, scheint allerdings auch keine Option zu sein.

"Das kann man sich vorstellen, aber dann nutzt man den Reifen ja nicht wirklich. Eigentlich sollte er ja in der ersten oder zweiten Runde den besten Grip bieten. Wenn wir 15 Minuten auf einem Satz durchfahren, nur damit wir irgendetwas aus dem Reifen herausbekommen, kann das auch nicht das Ziel sein", so Wehrlein, der sich bei der Lösungsfindung voll und ganz auf die Arbeit der Ingenieure verlassen muss: "Wir versuchen jetzt ein bisschen, den Reifen entgegenzukommen. Aber wir tun uns sehr schwer irgendetwas zu finden, weil es nicht wirklich viele Optionen gibt."