Schlechte Nachrichten für Ferrari schon vor dem Russland GP: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen erhalten beim erst vierten Lauf der Formel-1-Saison 2017 bereits Turbolader Nummer drei. Für alle zwanzig Rennen stehen insgesamt nur vier Exemplare zur Verfügung. Ab der fünften eingesetzten Einheit gibt es Strafversetzungen in der Startaufstellung.

Warum Ferrari schon Turbolader Nummer drei einsetzen muss, ist unklar. Die Konkurrenz jedenfalls ist Ferrari hier klar voraus: WM-Kontrahent Mercedes musste noch keine einzige kritische Motor-Komponente austauschen. Lediglich beim Steuergerät ist Valtteri Bottas schon beim zweiten Exemplar angelangt.

Ferrari hingegen hatte bei beiden Piloten bereits vor dem Russland GP Verbrennungsmotor, MGU-H, Batterie und Steuergerät Nummer zwei im Einsatz. Lediglich hinter der MGU-K steht noch die eins.

Im Nutzungs-Pool befinden sich allerdings noch alle Komponenten. Einmal ausgetauscht, dürfen sie immer wieder verwendet werden. Trotzdem ist fraglich, warum Ferrari so früh schon die dritte Garde auspackt. Zudem werden somit Updates über das Jahr schwieriger: Will Ferrari den Turbolader überarbeiten, muss ein neues Exemplar in den Umlauf gebracht werden. Das ist jetzt nur noch einmal ohne Strafe möglich.

"Anfang der Saison war das natürlich nicht der Plan, aber ich glaube, wir können die anderen beiden Turbolader noch benutzen", meint Sebastian Vettel. Der WM-Führende gibt sich gelassen: "Wir haben mit Sicherheit unsere Gründe dafür, aber so wie ich das verstanden habe, ist es kein Problem."

Ferrari Motoren-Ingenieur Luigi Fraboni konkretisiert diese Gründe: "Wir haben in den ersten Rennen ein paar kleine Probleme festgestellt. Die Wechsel am Motor und den Turboladern sind nur, um vorsichtig zu sein. Denn wir befinden uns in einem strategisch wichtigen Teil der Saison und wollen momentan keinen Fehler machen." Demzufolge geht es Ferrari offenbar darum, die aktuell starke Performance maximal in Punkte umzumünzen. Im weiteren Saisonverlauf werde sich das jedoch nicht negativ auswirken - versichert zumindest Fraboni.

Die Ferrari-Kunden stehen bei den benutzten Motor-Komponenten noch besser da, allerdings bekommen auch Haas und Sauber zum Russland GP neue Teile. Interessant: Während das Werksteam bei der MGU-K noch bei einem Exemplar steht, hatte Haas schon in Bahrain bei beiden Autos MGU-K Nummer zwei im Einsatz.

Nur Honda hinter Ferrari

Noch schlechter steht in der Motorentabelle nur Honda da: Fernando Alonso muss in Sochi ebenfalls schon seinen dritten Turbolader einbauen lassen, Stoffel Vandoorne sogar seinen vierten und damit eigentlich letzten. Bei McLaren wird gleichzeitig mit dem Turbolader immer auch die MGU-H gewechselt, die direkt am Turbolader hängt. Nach dem 1. Freien Training kam es für Vandoorne knüppeldicke: Ein weiterer Motorwechsel bedeutete die erste Strafversetzung der Saison für ihn.

Renault-Kunde Red Bull erhält in Russland die zweite Antriebseinheit der Saison. Allerdings wartet das Team mit einer neuen MGU-K noch bis zum Spanien GP. Bis dahin wollen die Franzosen die 2017er MGU-K standfest gemacht haben, aktuell müssen die Renault-Teams mit einer Übergangslösung auskommen. In Kanada soll dann ein größeres Motorenupgrade kommen.

Übersicht der bereits genutzten PU-Komponenten

ICETCMGU-HMGU-KESCE
Mercedes
Lewis Hamilton111111
Valtteri Bottas111112
Red Bull
Daniel Ricciardo222112
Max Verstappen222112
Ferrari
Sebastian Vettel132122
Kimi Räikkönen232122
Force India
Sergio Perez111111
Esteban Ocon111121
Williams
Felipe Massa111121
Lance Stroll111111
McLaren
Fernando Alonso233211
Stoffel Vandoorne355333
Toro Rosso
Carlos Sainz223322
Daniil Kvyat222111
Haas
Romain Grosjean232212
Kevin Magnussen222222
Renault
Nico Hülkenberg222212
Jolyon Palmer222111
Sauber
Marcus Ericsson222111
Pascal Wehrlein222112

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