Für Fernando Alonso begann gleich nach dem Bahrain-Wochenende das große Abenteuer Indy 500. Am vergangenen Wochenende war er zum ersten Mal bei einem Rennen zu Gast, als die IndyCar-Series in Alabama Station machte. "Ich war zum Rennen dort und habe es auch zur Hälfte genossen, denn die andere Hälfte habe ich Interviews gegeben und solche Sachen", scherzte Alonso. Vertraut machen mit der Atmosphäre, mit den Gegebenheiten vor Ort. Die echte Vorbereitung begann am vergangenen Montag. In Indianapolis stand die Sitzanpassung auf dem Programm und ein erstes Briefing mit den Ingenieuren.

Einen ersten eigenen Eindruck, wie sich ein IndyCar-Bolide im Mega-Oval von Indianapolis anfühlt, bekam er am Dienstag. "Am Dienstagmorgen war ich dann im Simulator für drei oder vier Stunden, einfach um ein erstes Gefühl für das Auto zu bekommen, für das Oval, und so weiter", erklärte der McLaren-Pilot. Wohlwissend, dass die echte Erfahrung auf der Strecke anders sein wird. "Das echte Auto wird dann ganz anders sein. Im Simulator ist es einfacher, 370 km/h zu fahren ohne vom Gas zu gehen, denn es wird nichts passieren. Ich hatte die Gelegenheit, das Auto kennenzulernen, zu sehen, was man in den Kurven machen muss, auch mit dem Lenkrad. Um solche Dinge ging es", hielt er fest.

Als echte Odyssee gestaltete sich seine Rückreise. Über 30 Stunden war er unterwegs, erst am Donnerstagmorgen kam er in Sochi an. Im Gepäck hatte er aber viele wertvolle Erfahrungen. Vor allem die Dimension der Veranstaltung Ende Mai und die Wertigkeit seiner Teilnahme seien ihm jetzt erst richtig bewusst. "Mein Eindruck hat sich noch verfestigt, wie groß das Indy 500 ist. Die Leute sind alle super aufgeregt, das Rennen ist sehr wichtig für alle. Als ich am Flughafen in Chicago war, hat mich jeder angehalten, meine Hand geschüttelt und mir viel Glück gewünscht. Das war ein bisschen wie in Spanien", war Alonso überrascht.

Nach dem Bahrain-Ausfall ging es für Alonso in die USA, Foto: Sutton
Nach dem Bahrain-Ausfall ging es für Alonso in die USA, Foto: Sutton

Abwechslung vom Formel-1-Frust

Bislang hatte Alonso wenig Glück in dieser Saison, sein Saisonstart verlief mit drei Ausfällen erschreckend. Er machte anschließend kein großes Geheimnis daraus, wie sehr in die Situation derzeit nervt. Die Tage in den USA verstand er deshalb auch als willkommene Abwechslung. "Es hilft, was das Lernen neuer Dinge betrifft. Man setzt seine Gedanken ein bisschen zurück und ist ein bisschen wie ein Rookie. Man lernt Dinge neu, man ist sehr aufgeschlossen gegenüber den Diskussionen mit den Ingenieuren", erläutert er.

Daher sei es nach der erneuten Enttäuschung im letzten Rennen auch eine Art Frischzellenkur gewesen, dem Formel-1-Alltag zu entfliehen. "Man ist einfach beschäftigt und taucht hier mit neuer Motivation auf. Hoffentlich können wir das Rennen beenden und die ersten Punkte der Saison einfahren. Aber die Tage zwischen den Rennen sind nun vollgepackt, das ist gut für den Kopf", meint der zweimalige Weltmeister. Denn mit den echten Testfahrten geht es jetzt erst los, für Alonso steht nun eine ständige Pendelei zwischen den USA und Europa auf dem Programm.

Dass Alonso als Rookie beim Indy 500 tatsächlich für Furore sorgen kann, scheint beinahe schon zu kitschig. Doch die Vergangenheit zeigt, dass es nicht unmöglich ist. Erst im vergangenen Jahr gewann Alexander Rossi als Neuling das legendäre Rennen. Ein Ziel, das sich Alonso aber gar nicht erst setzt. "Es gab einige Beispiele von Rookie-Siegen, aber ich denke, dass dafür alles im richtigen Moment zusammenkommen muss", so der 35-Jährige.

"Es ist so schwer, das Rennen vorherzusagen", gibt er zu Bedenken. "Es ist ein sehr langes Rennen. Vor ein paar Jahren haben sogar Fahrer das gewonnen, die zur Rennmitte zwei Runden zurücklagen. Es gibt so viele Faktoren außerhalb jeder Kontrolle. Hoffentlich bin ich konkurrenzfähig, aber um zu gewinnen muss alles zu deinen Gunsten laufen", stellt er klar. "Ich hoffe einfach, dass ich konkurrenzfähig bin und dann ist jedes Resultat am Ende willkommen."

Hoffnung auf Zielankunft in Russland

Zwei Weltmeister unter sich: Jacques Villeneuve und Fernando Alonso, Foto: Sutton
Zwei Weltmeister unter sich: Jacques Villeneuve und Fernando Alonso, Foto: Sutton

Bis dahin wartet auf Alonso jedoch noch der graue, weil wenig erfolgsversprechende Alltag in der Formel 1. Die Umstellung bereite ihm nach eigener Aussage keine Probleme, zu gut kennt er die Abläufe und seinen Einsatzwagen. "Man kennt die Routine hier, das Auto, wie man es ans Limit pushen muss. Es ist alles normal, ein normaler Tag steht an", sagte er.

Teamkollege Stoffel Vandoorne konnte bei den Testfahrten in Bahrain erstmals mehr als eine Renndistanz problemlos zurücklegen, ein Schritt in die richtige Richtung, wie auch Alonso anmerkt. "Wir sind jetzt in einer besseren Situation mit den Dingen, die wir in Bahrain gelernt haben. Nichtsdestotrotz ist diese Strecke powerbelastet, die vierte im Kalender. Daher wird es zweifellos wieder hart", gibt sich Alonso jedoch keinen Illusionen hin. Stattdessen hoffe er auf eine Zielankunft und bestenfalls auf Punkte.