Fernando Alonsos Frust scheint derzeit mit jeder weiteren Runde hinter dem Steuer des McLaren MCL32 größer zu werden. In Bahrain kämpfte der Spanier einen aussichtslosen Kampf, bis ihn drei Runden vor Schluss der dritte technische bedingte Ausfall der Saison ereilte. Dabei hatte er für das Jahr 2017 alle seine Hoffnungen auf das neue Reglement gesetzt. Statt dem großen Wurf von McLaren geht jedoch noch weniger als vorher. Nicht nur weil Alonso im Mai deshalb vor der Formel 1 zum Indy 500 flüchtet, sondern auch weil er sich immer negativer über sein Arbeitsgerät äußert, brodelt die Gerüchteküche um ihn.

"Ich hatte weniger Leistung als gewöhnlich", erklärte Alonso am Sonntag nach dem Rennen in Bahrain seinen Ausfall in der 54. Runde, nachdem er zuvor im Boxenfunk darüber geklagt hatte, mit dem schwächsten Motor in seiner bisherigen Karriere fahren zu müssen. Hinterher machten im Fahrerlager böse Gerüchte die Runde, Alonso habe gar keinen Defekt erlitten sondern schlichtweg aus reiner Frustration die Box angesteuert.

Als Nährboden für diese Spekulationen diente sicherlich auch die Tatsache, dass Alonso just in dem Moment verlangsamte und der Box im Funk ein Problem mit der Power Unit meldete, als er vom Führenden Sebastian Vettel überrundet wurde. Gut möglich, dass diese 'Erniedrigung' das Fass bei ihm zum Überlaufen brachte. Befragt wurde der 35-Jährige zu den Gerüchten bisher aber noch nicht. Wie wenig Lust er unter den derzeitigen Voraussetzungen jedoch auf die Königsklasse verspürt, wird bei jedem Funkspruch deutlich.

Auch dass er sich nach dem Rennen lieber gleich mit seinem Seitensprung in den USA als mit dem in zwei Wochen anstehenden Grand Prix von Russland beschäftigen wollte, spricht eine deutliche Sprache. "Jetzt konzentriere ich mich ein bisschen auf das Indy 500. Das wird mir gut tun, um ein wenig den Kopf freizubekommen", so Alonso gegenüber der spanischen Marca.

Fernando Alonso erlebte in Bahrain einen neuen Tiefpunkt bei McLaren, Foto: Sutton
Fernando Alonso erlebte in Bahrain einen neuen Tiefpunkt bei McLaren, Foto: Sutton

Alonsos F1-Zukunft: Rückkehr zu Renault oder Ferrari?

McLaren betonte immer wieder, welchen enormen Wert Alonso für das Team hat und dass man sich durchaus im Klaren darüber ist, dass der Star-Pilot nur mit konkurrenzfähigem Material bei der Stange gehalten werden kann. Doch auch 2017 konnte der Arbeitgeber seine Versprechen bisher nicht erfüllen. Da liegt es nur nahe, dass Alonso seine Optionen für 2017 wohl ganz genau prüfen wird. Dementsprechend brodelt auch die Gerüchteküche bereits, denn für die kommende Saison könnten sich ihm einige verlockende Alternativen bieten.

Nachdem er vor einigen Wochen in britischen Medien als Ersatz für Kimi Räikkönen bei Ferrari ins Spiel gebracht wurde, machte am vergangenen Wochenende im Fahrerlager von Bahrain das Gerücht über eine Rückkehr zu Renault die Runde. Dort steht hinter Jolyon Palmer nach einigen schwachen Vorstellungen bereits jetzt ein großes Fragezeichen für 2018. McLarens Executive Director Zak Brown äußerte sich gegenüber Sky Sports UK nach dem Rennen zu den Spekulationen: "Ja, ich wäre nicht überrascht. Jedes Team das ein Cockpit frei hat, wird mit ihm reden wollen. Wir wissen auch, dass jeder Gespräche führt. Und wir werden auch nicht alles auf eine Karte setzen, denn das wäre unverantwortlich von unserer Seite", so der US-Amerikaner.

Brown: Kaffee trinken ist okay

Brown bekräftigt jedoch, dass Alonso trotz des enttäuschenden Starts in das dritte und vertraglich vorerst letzte Jahr der Zusammenarbeit immer noch Interesse an einer Zukunft bei McLaren hegt: "Wir wollen ihn im Auto und werden unsere Gespräche im Sommer weiterführen wenn wir eine bessere Standortbestimmung haben. Wenn er sich an sein Wort hält, werden wir es auch tun."

Demnach beunruhigen ihn die Spekulationen über eine frühzeitige Flucht Alonsos vor McLaren nicht im Geringsten. Nur weil er sich im Fahrerlager mit alten Bekannten treffe, sei dies für ihn kein Anzeichen dafür, dass er sich umorientieren will: "Wenn er bis dahin mit ein paar Freunden hier hin und wieder einen Kaffee trinkt, ist das für uns auch keine Überraschung."

Sind Hülkenberg und Alonso 2018 vielleicht Teamkollegen?, Foto: Sutton
Sind Hülkenberg und Alonso 2018 vielleicht Teamkollegen?, Foto: Sutton

24 Stunden von Le Mans im Porsche?

Da der dritte WM-Titel in der Formel 1 immer weiter in die Ferne rückt, hat sich Alonso ohnehin in den Kopf gesetzt, über das Erringen der Triple Crown seinen Weg in die Geschichtsbücher des Automobilrennsports zu finden. Den Sieg beim Formel 1 Grand Prix von Monaco hat er schon längst und die legendären 500 Meilen von Indianapolis nimmt er im Mai mit freundlicher Unterstützung seines Arbeitgebers McLaren Honda in Angriff. Fehlt eigentlich nur noch ein Engagement bei den 24 Stunden von Le Mans.

Die Marca berichtete im Rahmen des Bahrain-Wochenendes von einer angeblichen Einigung zwischen Alonso und Porsche, um 2018 beim Langstreckenklassiker in einem der Werksboliden an den Start zu gehen. Bereits 2015 wollte Alonso für die Stuttgarter starten, doch Ron Dennis intervenierte. Statt ihm fuhr letztendlich Nico Hülkenberg für Porsche zum Sieg. Von den Plänen für 2018 wollte ein McLaren-Sprecher gegenüber der spanischen Sportzeitschrift El Mundo Deportivo jedoch nichts wissen. Auch Stimmen aus Alonsos Umfeld bestätigten angeblich, dass es frei erfunden sei.

Letztendlich wird Alonso für die Verwirklichung seines Traumes von der Triple Crown aber früher oder später eine Einigung mit einem der führenden LMP1-Teams treffen müssen - und wer würde sich dafür besser anbieten, als Porsche? Auch dass Alonsos guter Freund Mark Webber seit seinem Formel-1-Rücktritt für Porsche tätigt ist, lässt die Gerüchte über den Spanier im Boliden der Zuffenhausener als durchaus realistische Möglichkeit erscheinen. Sollte die momentane Situation bei McLaren weiter anhalten, spielt der Arbeitgeber bei solchen Plänen vielleicht sogar mit. Aber ob Alonso angesichts der aktuellen Lage 2018 überhaupt noch für den Traditionsrennstall aus Woking antreten wird, bleibt fraglich.