Heftige Wortgefechte zwischen Lance Stroll und Carlos Sainz nach dem Bahrain GP 2017! Der dritte Saisonlauf der Formel 1 endet für den Williams- und für den Toro-Rosso-Fahrer bereits zu Beginn der dreizehnten Runde mit einem heftigen Crash der beiden Piloten in Kurve eins.

Was war passiert? Carlos Sainz war gerade nach einem frühen ersten Boxenstopp auf dem Weg zurück auf die Strecke, als es geschieht: Vor ihm in Kurve eins taucht plötzlich formatfüllend ein einlenkendes, weißes Auto auf: der Williams-Bolide von Lance Stroll. Sainz vermag es weder zu bremsen noch auszuweichen - Stroll hat wohl für keine der beiden Optionen Zeit oder Blickwinkel - und schon scheppert es ordentlich.

Erinnerungen an Crash-Pilot Pastor Maldonado

Erinnerungen ein den Unfall von Pastor 'Crashtor' Maldonado und Esteban Gutierrez in der Saison 2014 an eben jener Stelle werden wach. Einziger Unterschied: Dieses Mal hebt keiner ab. Viel Schrott gibt es dennoch - und jede Menge böses Blut.

Der Crash von Maldonado und Gutierrez in Bahrain 2014, Turn eins, Foto: Sutton
Der Crash von Maldonado und Gutierrez in Bahrain 2014, Turn eins, Foto: Sutton

Stroll und Sainz beschuldigen sich gegenseitig

Stroll warf Sainz vor, der Spanier sei volle Kanone in ihn hinein gekracht. "Mein Sidepod wurde komplett zerstört. Er ist direkt in mich reingefahren", poltert der Williams-Rookie. "Ich war etwa 50, 60 Meter vor ihm in der Bremszone und er ist einfach hineingedonnert als ich eingelenkt habe. Er ist mir einfach voll in die Seite gefahren. Ich habe gerade das Video gesehen, es ist lächerlich!"

Doch ganz genauso bewertet Carlos Sainz die Szene - freilich mit umgedrehter Schuldfrage. "Er hat mich getroffen! Stroll hat mich getroffen! Er hat mich auf der Innenseite nicht kommen sehen. Er hat einfach in mich hinein eingelenkt, als hätte er mich nicht kommen sehen", funkte der Spanier bereits direkt nach dem Crash aufgeregt.

Nicht nur für die meisten Beobachter der Szene, sondern auch für Lance Stroll ein absurder Vorwurf. "Ich habe ihn aus der Boxengasse kommen sehen", sagt der Kanadier. "Aber er war Meilen hinter mir. Er ist trotzdem voll innen rein gestochen als ich in der Mitte der Kurve war. Er hat mich einfach so getroffen."

Sainz kontert, Stroll habe ihm mehr Platz lassen müssen. "Ich wusste, dass es am Ende der Box sehr eng mit Lance werden würde. Ich habe versucht, die Kurve innen herum zu fahren. Ich habe dabei auch nicht die Reifen blockieren lassen. Er muss mich einfach nicht gesehen und direkt in mich hinein gelenkt haben und wir sind gecrasht", beschreibt Sainz jr. seine Sicht der Dinge.

Das Einlenken selbst sei ja in Ordnung. "Aber wenn du jemanden auf der Innenseite hast, musst du wenigstens eine Autobreite Platz lassen. Ich denke, er hat mich einfach nicht gesehen und mich nicht dort erwartet", wiederholt Sainz noch einmal seine Einschätzung aus dem Boxenfunk. Außerdem sei er nicht über den Kurvenscheitel hinausgeschossen, verteidigt sich Sainz. Noch dazu sei Strolls Aktion völlig unnötig gewesen. "Wenn er außen herum gefahren wäre, wäre er nach der Kurve vor mir herausgekommen", sagt Sainz. Eine plausible Theorie, weil auf die Rechtskurve eins eine Linkskurve folgt.

Stewards bestrafen Sainz, Stroll freigesprochen

Für die Stewards, denen die Crash-Szene durch Rennleiter Charlie Whiting zur Untersuchung überstellt wurde, jedoch der wohl einzige auf Zustimmung stoßende Aspekt der Szene. Die Schuld für den Crash gaben sie nach Anhörung beider Parteien und der üblichen Analyse des Video-Materials nach Rennende klar dem Spanier, Stroll ging völlig unbescholten aus der Untersuchung hervor. "Auto 18 war auf der normalen Rennlinie, Auto 55 verließ die Boxengasse und machte einen sehr optimistischen Versuch, Auto 18 in die Kurve hinein zu überholen. Die Stewards entschieden, dass hauptsächlich der Fahrer des Autos 55 für das Verursachen einer Kollision nach Artikel 27.4 der FIA Formula One Sporting Regulations verantwortlich ist", ließ die FIA ausrichten.

Sainz kassierte dafür eine Strafversetzung um drei Positionen beim kommenden Russland GP. Obendrein setzte es noch zwei Strafpunkte auf die Superlizenz des Spaniers. Damit steht Sainz bereits bei deren sieben - fünf weitere und es blüht eine Rennsperre. Noch gefährdeter ist nur noch Teamkollege Daniil Kvyat mit acht Strafzählern.

Rennsperre droht für Sainz & Kvyat: Toro Rosso bald ohne Fahrer?

Steht Toro Rosso also bald ohne seine beiden Stammfahrer da? Nicht unbedingt. So verfallen bereits direkt nach dem Russland GP wegen abgelaufener Jahresfrist drei Strafpunkte Kvyats sowie deren zwei aufseiten Sainz'.