Sebastian Vettel ist der König von Bahrain! Der Ferrari-Star gewann das dritte Rennen der Formel-1-Saison 2017 vor Pole-Setter Valtteri Bottas und Lewis Hamilton. Es war Vettels dritter Sieg in der Wüste sowie sein 44. in der Königsklasse. Mit seinem zweiten Saisonsieg übernahm er zugleich die Führung in der WM-Wertung.

"Heute waren wir mutig, entschlossen und auch ein wenig verrückt", sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene bei Sky. "Gestern im Qualifying sind wir relativ viele Risiken eingegangen. Wir hatten schon an das Rennen gedacht. Das ist schon vor 70 Jahren die DNA unseres Firmengründers gewesen."

Vettel nahm das Rennen vom dritten Startplatz auf, setzte sich aber schnell gegen Vordermann Lewis Hamilton durch. Bottas, der zuvor seine erste Pole Position in der Formel 1 erzielt hatte, konnte den Speed des Ferrari nicht halten. Eine frühe Safety-Car-Phase, ausgelöst durch Ausfälle von Max Verstappen, Lance Stroll und Carlos Sainz, spülte Vettel an die Spitze des Feldes. Den Platz ließ er sich bis zum Rennende nicht mehr nehmen.

Hamilton-Aufholjagd nach Strafe

Das Podium: Spannung in den Schlussrunden des Bahrain Grand Prix! Lewis Hamilton tat sein Bestes, um Vettel den Sieg unter Flutlicht streitig zu machen. Nachdem er lange Zeit hinter Teamkollege Bottas festhing, startete er zur Schluss-Offensive. Eine zuvor kassierte 5-Sekunden-Zeitstrafe während der Safety-Car-Phase, verringerte seine Chancen allerdings enorm. Beim Zieleinlauf hatte Hamilton 6,6 Sekunden Rückstand auf Vettel.

Bottas musste sich nach Start von der Pole mit dem dritten Platz begnügen. Der Silberpfeil-Neuzugang konnte beim Start die Führung verteidigen, in der Folge aber nicht den Speed von Vettel und Hamilton mitgehen. Immer wieder beschwerte sich Bottas über Reifenprobleme und ließ Hamilton nach einer internen Absprache sogar vorbeiziehen. Immerhin sicherte sich Bottas den zweiten Podestplatz im dritten Rennen für Mercedes.

"Wir wollten die Reihenfolge beibehalten und nicht eingreifen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zur Teamorder. "Es war ein super harter Call, das haben wir all die Jahre nicht gemacht. Aber man muss sich irgendwann mal entscheiden: Verlierst du das Rennen, oder nimmst du den schnelleren Mann vor. Auch mit dem Wissen, dass Valtteri ein Problem hatte, haben wir es dann gemacht. Das macht keinen Spaß. Aber so wie es aussieht, haben wir einen richtigen Fight, der hier startet. Da werden wir uns bemühen, so wenig wie möglich zu tun."

Max Verstappen crashte auf seiner Outlap, Foto: Sutton
Max Verstappen crashte auf seiner Outlap, Foto: Sutton

Räikkönen wieder ohne Podest

Die Punkteränge: Kimi Räikkönen verpasste zum dritten Mal in Folge einen Platz auf dem Podium. Der Ferrari-Pilot erlebte ein aufreibendes Rennen mit zahlreichen Zweikämpfen gegen Daniel Ricciardo und Felipe Massa. Schließlich behielt Räikkönen die Oberhand und wurde Vierter. Ricciardo beendete das Rennen auf Platz fünf, nachdem Teamkollege Max Verstappen zuvor ausgefallen war. Felipe Massa, Sergio Perez und Romain Grosjean komplettierten die Top-8.

Nico Hülkenberg schnappte sich nach Start von Platz sieben als Neunter immerhin zwei WM-Zähler - es waren seine ersten für Renault. "Ich bin nicht so zufrieden, um ehrlich zu sein", sagte Hülkenberg bei Sky. "Im Qualifying habe ich alles rausgeholt. Im Rennen hat man aber schon gesehen, dass das Auto noch brutalen Rückstand hat. Mit der Aero gibt es extreme Probleme, da fehlt die Pace. Auf eine Runde mit frischen Reifen sieht es gut aus, aber im Rennen haben wir wirklich keine Chance."

Pascal Wehrlein wurde nach der überstandenen Rückenverletzung in seinem ersten Rennen für Sauber Elfter.

Das sagen Vettel, Hamilton & Bottas zum Rennen

Sebastian Vettel: "Ich habe schon während des Starts gespürt, dass wir schnell sind. An Lewis bin ich vorbei, dann wollte ich Valtteri unter Druck setzen. Nach dem Undercut dachte ich: Nicht schon wieder! Die anderen waren nah an der Boxengasse, als das Safety Car herauskam. Ich war echt überrascht, dass sie danach hinter mir waren. Danach hat sich alles gut angefühlt, ich hatte schon gestern ein tolles Auto. Lewis war schnell und hat Druck gemacht, aber es war ein kontrolliertes Rennen von mir."

Lewis Hamilton: "Das war ein schwieriges Rennen. Das an der Box war mein Fehler, da muss ich mich beim Team entschuldigen. Ich habe versucht, aufzuholen, aber es waren da 19 Sekunden. Ferrari hat einen super Job gemacht, aber wir werden zurückschlagen."

Valtteri Bottas: "Es war ein schwieriges Rennen für mich mit der Pace. Ich hatte am Anfang Probleme mit dem Reifendruck, die Hinterreifen waren zu heiß. Danach war ich im Rennen eingeschränkt und meine Pace nicht mehr gut. Wirklich schade, das hätte anders aussehen müssen. Insgesamt war es mein bislang bestes Wochenende für Mercedes - da kommt sicher noch mehr. "

Sebastian Vettel setzte sich in Bahrain gegen beide Silberpfeile durch, Foto: Sutton
Sebastian Vettel setzte sich in Bahrain gegen beide Silberpfeile durch, Foto: Sutton

Der WM-Stand: Sebastian Vettel übernimmt die alleinige Führung in der Weltmeisterschafts-Wertung. Der Ferrari-Pilot hat nach seinem zweiten Saisonsieg 68 Punkte auf dem Konto. Lewis Hamilton folgt dicht dahinter mit 61 Zählern. Valtteri Bottas hat als Dritter schon einen gewissen Rückstand auf seinen Mercedes-Teamkollegen: 38 Punkte nach drei Rennen für die Silberpfeile. Kimi Räikkönen (34 Punkte), Max Verstappen (25) und Daniel Ricciardo (22) folgen auf den Plätzen vier bis sechs.

Das Wetter: Heiß war es in der Wüste. Selbst am Abend herrschten in Sakhir noch 30 Grad Luft- und 24 Grad Streckentemperatur. Zum Vergleich: Während des Qualifyings am Samstag war es ähnlich warm, bei den Tagsüber-Trainings am Freitag stiegen die Temperaturen auf bis zu 36 Grad an.

Der Start: Pole-Setter Valtteri Bottas behielt die Nerven und die Führung. Erstmals in dieser Saison nicht gut vom Fleck kam Lewis Hamilton, der die zweite Position an Sebastian Vettel verlor. Der Ferrari-Pilot nahm sofort die Verfolgungsjagd zum Führenden Bottas auf. Einen Raketenstart erwischte erneut Max Verstappen, der sich vom sechsten auf den vierten Platz verbesserte und dabei Daniel Ricciardo und Kimi Räikkönen schnappte. Auch Felipe Massa verbesserte sich um zwei Positionen und beendete die erste Runde als Sechster. Pascal Wehrlein fiel von Startplatz 13 bis auf die 17. Position zurück.

Der Re-Start in Runde 17: Die Ausfälle von Stroll und Verstappen führten zu einer Safety-Car-Phase. Beim Re-Start lag Vettel in Führung, der noch vor der Neutralisationsphase die Reifen gewechselt hatte. Der Ferrari-Pilot verteidigte die Spitze vor Bottas und Hamilton. Der Vierplatzierte Ricciardo verlor zwei Positionen an Massa und Räikkönen.

Die Top-8 nach dem Re-Start: 1. Vettel, 2. Bottas, 3. Hamilton, 4. Massa, 5. Räikkönen, 6. Ricciardo, 7. Perez, 8. Hülkenberg

Viel los beim Start unter Flutlicht, Foto: Sutton
Viel los beim Start unter Flutlicht, Foto: Sutton

Die Zwischenfälle: Lewis Hamilton wurde mit einer 5-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Bei der Einfahrt in die Boxengasse während der Safety-Car-Phase fuhr der Mercedes-Pilot unnötig langsam und behinderte dadurch Hintermann Daniel Ricciardo. Hamilton musste die 5 Sekunden bei seinem nächsten Boxenstopp absitzen. In Runde 25 berührten sich Jolyon Palmer und Daniil Kvyat während eines Zweikampfs, wobei sich der Renault-Pilot einen Teil seines Frontflügels beschädigte. Fernando Alonso konnte dahinter dem Treiben der beiden Fahrer nur machtlos zuschauen und schimpfte am Funk: "Ich bin noch nie in meinem Leben mit so wenig Power gefahren!"

In Runde 27 ließ der Zweitplatzierte Bottas seinen Teamkollegen Hamilton nach einer internen Absprache vorbeiziehen. Bottas beklagte sich über den Zustand seiner Reifen und verlor immer mehr Zeit auf den Führenden Vettel. Als dieser rund 5 Sekunden Vorsprung auf das Mercedes-Duo hatte, ließ Bottas Hamilton in Kurve 1 passieren.

Dicker Schaden an Strolls Williams nach dem Crash mit Sainz, Foto: Sutton
Dicker Schaden an Strolls Williams nach dem Crash mit Sainz, Foto: Sutton

Die Boxenstopps: Sebastian Vettel machte den Anfang aus der Spitzengruppe. Weil er nicht am Führenden Bottas vorbeikam, bog er in der elften Runde in die Box ab und wechselte auf frische Supersofts. Aufgrund des engen Feldes ordnete sich Vettel auf der zwölften Position ein. Red Bull machte es Ferrari eine Runde später nach und holte Max Verstappen von Platz vier an die Box. Auf seiner Outlap verlor der Niederländer die Kontrolle über sein Auto und rutschte in die Streckenbegrenzung. Die folgende Safety-Car-Phase nutzte das Spitzentrio aus Bottas (Supersoft), Hamilton (Soft) und Ricciardo ( Soft) für einen Reifenwechsel.

In Runde 30 kam Bottas zu seinem zweiten Reifenwechsel rein, nachdem er sich über den Verschleiß beklagt hatte. Der Finne wechselte wie zuvor Hamilton von Supersofts auf Soft-Mischungen. Vettel bog in Führung liegend zur 33. Runde in die Boxengasse ab und holte sich einen Satz Soft-Reifen ab. Er reihte sich hinter Hamilton und Räikkönen auf der dritten Position ein. Der Ferrari-Finne wechselte in Runde 38 die Reifen und ließ für seinen letzten Stint Soft-Mischungen aufziehen. Hamilton (Soft) kam in Runde 41 rein und saß zudem seine 5-Sekunden-Strafe ab.

Langweilig wurde es nicht während des Bahrain-Rennens, Foto: Sutton
Langweilig wurde es nicht während des Bahrain-Rennens, Foto: Sutton

Die Ausfälle: Bitteres Wochenende für Stoffel Vandoorne. Der McLaren-Neuling konnte das Rennen wegen eines Problems mit der Power Unit gar nicht erst aufnehmen. Der Belgier wäre vom 17. Platz gestartet. Kevin Magnussen musste seinen Haas-Boliden in Runde 10 wegen eines Power-Verlusts am Streckenrand parken.

In Runde 13 knallte plötzlich Max Verstappen auf seiner Outlap in die Mauer. Der Red-Bull-Pilot schlug in Kurve 4 ein und beklagte sich über Bremsprobleme an seinem Red Bull. Kurze Zeit später kam es zu einer Kollision zwischen Lance Stroll und Carlos Sainz. Der Toro Rosso erwischte Stroll rechts an der Autoflanke und sorgte damit für einen Ausfall beider Fahrer. Dies führte zu einer Safety-Car-Phase.

In Runde 52 fiel Marcus Ericsson in Folge eines Getriebe-Problems aus. Auch Fernando Alonso schaffte es wieder einmal nicht über die volle Renndistanz. Nach einem Rennen voller Ärger über seinen lahmen McLaren, zickte am Ende auch noch der Motor - das Aus kam zwei Runden vor Rennende.

Die Top-Facts des Rennens

  • Vettel siegt zum 3. Mal in Bahrain
  • 44. Sieg für Vettel in der Formel 1
  • Hamilton Zweiter nach 5-Sekunden-Zeitstrafe
  • Bottas nach Pole-Start nur Dritter
  • Räikkönen noch immer ohne Podest 2017
  • Verstappen crasht auf seiner Outlap
  • Alonso: "Hatte noch nie in meinem Leben so wenig Power"
  • Kein McLaren im Ziel: Vandoorne kann nicht mal starten
  • Wehrlein verpasst Punkte als 11. im ersten Rennen für Sauber
  • Hülkenberg holt mit Platz 9 erste WM-Punkte für Renault
  • 7 Ausfälle: Vandoorne, Magnussen, Verstappen, Stroll, Sainz, Ericsson, Alonso

Die Analyse: Nicht nur Lewis Hamilton dürfte sich tierisch über die Strafe wegen des zu langsamen Fahrens auf dem Weg in die Boxengasse geärgert haben. 5 Sekunden kostete ihn der Fauxpas - am Ende fehlten ihm gute 6 auf Rennsieger Sebastian Vettel. Was hätte das für ein Duell werden können zwischen Ferrari und Mercedes, die in Bahrain vom Speed her gleichauf waren. Fast schon verrückt: Wegen der Strafe kam es schon wieder nicht zum direkten Streckenduell zwischen Vettel und Hamilton. Valtteri Bottas setzte mit der Pole ein Ausrufezeichen, konnte mit der Performance der beiden F1-Giganten aber nicht mithalten. Und Kimi Räikkönen verpasste das Podest schon wieder. Es ist in Wahrheit kein Duell zwischen Mercedes und Ferrari, sondern nur zwischen Hamilton und Vettel.