Ein Finne auf der Pole Position - das gab es in der Formel 1 schon lange nicht mehr. Genauer gesagt seit Silverstone 2008, als Heikki Kovalainen seinen McLaren auf den ersten Startplatz lenkte. Dieser Negativserie machte nun Valtteri Bottas ein Ende. Der Mercedes-Pilot wird den Großen Preis von Bahrain von der Pole Position in Angriff nehmen und greift nach seinem ersten Sieg in der Königsklasse.

Eine silberne erste Startreihe, Foto: Sutton
Eine silberne erste Startreihe, Foto: Sutton

"Jetzt genießen wir das Ergebnis für einen kurzen Moment. Aber mein Hauptaugenmerk liegt bereits auf dem Rennen. Es macht keinen Sinn, jetzt zu träumen anzufangen. Es geht nur darum, das Beste aus dem Rennen herauszuholen", ist Bottas ganz und gar auf Sonntag fokussiert und weiß, dass noch eine Menge harte Arbeit zwischen ihm und dem möglichen Sieg steht. "Wir können morgen als Team sehr stark sein."

Der schärfste Konkurrent Bottas' dürfte aus dem eigenen Stall kommen und trägt den Namen Lewis Hamilton. Eigentlich war der Brite der große Favorit auf die Pole Position, ließ sich jedoch überraschend die Butter vom Brot nehmen - nach zuletzt sechs Poles in Folge. "So eng sollte das Qualifying immer sein. Das zwingt uns dazu, am absoluten Limit zu fahren. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden und es ist super für das Team, beide Autos in der ersten Reihe zu haben", hegt Hamilton aber keinen Groll.

Ferrari und Red Bull in Lauerstellung

Im Qualifying war Mercedes zwar eine Klasse für sich, nicht zuletzt, dank des Q3-Modus des Motors, doch im Rennen dürfte die Konkurrenz deutlich näher an den Silberpfeilen dran sein. Darauf deuten sowohl die Longruns im Freitags-Training als auch die Aussagen der Mercedes-Verantwortlichen hin, wenngleich sich diese traditionell in Understatement üben und dazu neigen, die Gegnerschaft stark zu reden.

"Der Abstand zu Ferrari sieht hier relativ groß aus. Aber ihre Fahrer haben sich über Untersteuern beklagt. Vielleicht haben sie das Setup also mehr in Richtung Rennen abgestimmt", mutmaßt Toto Wolff und weist daraufhin, dass Sebastian Vettel bei den Volltanktests eine Spur schneller als die Silberpfeile unterwegs gewesen sei. Der Ferrari-Pilot nimmt das Rennen von der dritten Position in Angriff, was für die Scuderia angesichts der silbernen Übermacht über eine Runde das Maximum darstellt.

"Wenn es einen Dreikampf gibt, dann wird es auf jeden Fall spannend. Es ist immer schwer, sich gegen alle zu wehren. Deswegen glaube ich, kann das auch uns in die Karten spielen", hofft Vettel auf möglichst viele Autos an der Spitze des Feldes und hat dabei durchaus auch sein Ex-Team auf der Rechnung. "Ich würde Red Bull auch nicht aus dem Rennen rausnehmen, deshalb kann es ein Dreikampf um Platz eins werden", so der Heppenheimer. Dem pflichtet Wolff bei: "Sie haben alle Ressourcen, um an der Spitze mitzukämpfen."

In der Tat ist mit Red Bull zu rechnen. Daniel Ricciardo startet als Vierter, Max Verstappen als Sechster. Die Stärke der Bullen ist klar im Rennen anzusiedeln, wie auch die Volltanktests unter Beweis stellten, im Zuge derer man mit Mercedes und Ferrari mithalten konnte. Zudem wurden die Setup-Probleme der ersten beiden Saisonrennen mittlerweile weitestgehend gelöst, die Balance des RB13 merklich verbessert.

"Die Richtung stimmt und auch der Reifenverschleiß stimmt uns optimistisch für das Podium", sagt Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko. "Nur" das Podium oder doch mehr? "Ich weiß nicht, ob wir im Rennspeed gleichauf mit Ferrari und Mercedes sind", bleibt der Österreicher vorsichtig. "Es kann ja wieder sein, dass Vettel deutlich schneller ist."

Reifenverschleiß im Fokus

Die Reifen stehen in Bahrain im Fokus, Foto: Sutton
Die Reifen stehen in Bahrain im Fokus, Foto: Sutton

Neben einem guten Start ist das richtige Reifenmanagement der Schlüssel zum Erfolg in Bahrain. Schon das gesamte Rennwochenende kann man stark rutschende Autos auf der Strecke beobachten, da der Asphalt in diesem Jahr ungewohnt heiß ist, was die Reifen leiden lässt. "Im Rennen wird es darum gehen, die Reifen am Leben zu halten und die richtigen Strategie-Entscheidungen zu treffen", weiß Toto Wolff.

Bei Pirelli rechnet man abhängig von den Streckenbedingungen mit Ein- oder Zwei-Stopp-Strategien. "Es gibt genug Zeitunterschied zwischen den weichen und superweichen Reifen, um unterschiedliche Strategien möglich zu machen", sagt Pirelli Sportchef Mario Isola. Die Top-10 starten geschlossen auf den superweichen Pneus.