Ein dreifacher Weltmeister, der vier gegen zwei Räder tauscht? "Ja, ich würde gerne in der MotoGP ein Rennen fahren." Mit dieser Aussage ließ Lewis Hamilton am Donnerstag in Bahrain aufhorchen.

Der britische Mercedes-Fahrer ist ein ausgewiesener Motorrad-Sympathisant. Privat und geschäftlich - ließ doch MV Agusta eine LH44-Edition der Dragster RR auflegen. Schon im Vorjahr flirtete Hamilton mit der Motorrad-WM. "Die MotoGP ist einfach so cool. Es ist viel aufregender zuzusehen, weil das Racing viel enger ist", sagte er im vergangenen Juni.

Durch das Fremdgehen von Fernando Alonso, der den Monaco-GP für eine Teilnahme am Indy 500 sausen lässt, ist der Blick über den Tellerrand in der Formel 1 wieder angesagt. Sehr zur Freude von Hamilton: "Es ist großartig, dass ein Fahrer so etwas machen kann."

"Wir Fahrer sollten alle die Möglichkeit haben, in mehr als einer Serie antreten zu dürfen. Es gab ja mal Zeiten, in denen viele Fahrer in unterschiedlichen Meisterschaften antraten." Hamilton outet sich damit als Nostalgiker und beruft sich auf die Sechziger- und Siebzigerjahre als Rennlegenden wie Jim Clark, Graham Hill oder Jochen Rindt abseits ihrer F1-Verpflichtungen auch an den 24 Stunden von Le Mans oder dem Indy 500 teilnahmen.

Alonso gleichtun will es Hamilton aber nicht. IndyCar sei vorerst kein Thema. Und: "Ich würde für so etwas kein Formel-1-Rennen opfern. Wenn, dann würde ich auch weiterhin an allen Grands Prix teilnehmen." Was für ein Glück für Hamilton, dass sich der Rennkalender der MotoGP an den meisten Wochenenden nicht mit jenem der F1 überschneidet.

Saisonvorschau: MotoGP vs Formel 1: (09:17 Min.)

Von der F1 in die MotoGP - geht das?

Aber ist ein Gastauftritt in der Motorrad-WM auch nur ansatzweise realistisch? Über Sponsor Monster besuchte Hamilton schon mehrfach Yamahas Werksteam. Jorge Lorenzo durfte im Vorjahr sogar eine Testfahrt im Formel-1-Boliden des Briten bestreiten. Auch gab es in der Vergangenheit schon viele Motorrad-Asse, die von zwei auf vier Räder wechselten.

John Surtees, der einzige Mann der Geschichte, der sowohl Motorrad- als auch F1-Weltmeisterschaft gewann, schaffte den Sprung ebenso wie etwa Mike Hailwood oder später der Venezolaner Johnny Cecotto. In die andere Richtung ging es hingegen kaum. Im Formelsport groß werden und dann auf zwei Räder? Einfach zu gefährlich.

So meinte Valentino Rossi im Vorjahr: "Er war von unseren Bikes begeistert, aber ich wollte zuerst wissen, ob er überhaupt schon jemals ein Motorrad gefahren ist. Er meinte, dass er regelmäßig fährt. Aber für ein MotoGP-Bike braucht man dann doch etwas mehr Erfahrung."

Vor einigen Jahren wagte Michael Schumacher den Sprung aus dem Formel-1-Cockpit auf ein Motorrad. Schumacher nahm nach einigen Hobby-Rennen 2008 sogar an ausgewählten Läufen der größten Klasse der deutschen Meisterschaft (IDM) teil. An seine F1-Erfolge konnte er aber nie anschließen.

Falls Hamilton der Traum von einer Ausfahrt auf einem MotoGP-Bike nicht erfüllt wird, hat er aber noch einen Plan B in der Tasche. Einen Plan, der etwas mehr Metall als Puffer für Crashes um den Fahrer herum bietet: "NASCAR ist auch interessant, vielleicht fahre ich ja mal das Daytona 500."