Gerade einmal 42 Rennen hat Max Verstappen seit seinem Grand-Prix-Debüt 2015 in der Formel 1 bestritten - und doch zählt er schon zu den absoluten Superstars der Königsklasse. Warum der 19-Jährige sich dieses Status erfreut, zeigte er am vergangenen Wochenende beim zweiten Saisonrennen in Shanghai. Von Platz 16 gestartet marschierte Mad Max unaufhaltsam durchs Feld und machte unter widrigen Bedingungen sogar kurzzeitig Jagd auf den späteren Rennsieger Lewis Hamilton. Dieser zollte dem jungen Red-Bull-Piloten in der Pressekonferenz nach dem Rennen seinen Respekt.

"Max leistet fantastische Arbeit seit er in unserem Sport ist. Da kommt bestimmt noch einiges. Er hat in einigen Rennen das Maximum rausgeholt und noch mehr. Auch deshalb wurde er hier Driver of the Day", so der Mercedes-Pilot. Verstappen selbst zählte das Rennen zu seinen bisher stärksten: "Es war auf jeden Fall eines meiner besten. Letztes Jahr war der Sieg etwas ganz besonderes, das war damals auch eines meiner besten Rennen bisher. Aber das hier ist auf jeden Fall in meinen Top-5." Motorsport-Magazin.com hat die fünf besten Rennen vom Abonnenten des Driver of the Day-Titels herausgesucht.

1. Großer Preis von Brasilien 2016

Als die Formel 1 Ende 2016 zum vorletzten Saisonrennen nach Interlagos kam, hatte Max Verstappen bereits seinen ersten Grand-Prix-Sieg in der Tasche und dazu jede Menge nervenaufreibende Zweikämpfe gezeigt. Doch was er an diesem Sonntag im völlig verregneten Sao Paulo ablieferte, versetzte die gesamte Formel-1-Welt ins Staunen. Als das Rennen nach einer ewiglangen Safety-Car-Phase gestartet wurde, kassierte Verstappen ohne lange zu fackeln Kimi Räikkönen gleich in der ersten Kurve. Wenig später ging er in Kurve 3 außen an Nico Rosberg vorbei, als ob dieser stehen würde - es wurde das Überholmanöver des Jahres 2016. Wenig später rettete Verstappen seinen Red Bull mit einem unglaublichen Save vor dem Einschlag in die Leitplanken Ausgangs der Zielkurve.

Zwei Mal versuchte Red Bull danach, seiner Startnummer 33 mit Intermediates einen Vorteil gegenüber Leader Lewis Hamilton zu verschaffen - und schnitt sich beim zweiten Versuch in Runde 43 ins Fleisch. Die Strecke war zu nass und in Runde 54 musste Verstappen zurück auf Regenreifen wechseln, was ihn auf den 14. Platz zurückwarf. Danach begann die Verstappen-Show aber erst richtig. Innerhalb von 16 Runden flog er nur so über das immer noch nasse Autodromo José Carlos Pace und kämpfte sich bis auf den dritten Platz vor. Dr. Helmut Marko scheute selbst den Vergleich zur vielleicht größten aller Formel-1-Legenden nicht: "Es ist nur noch vergleichbar mit Senna in Donington 1993."

2. Großer Preis von Spanien 2016

Max Verstappen landete 2016 in Barcelona den Überraschungssieg schlechthin, Foto: Red Bull
Max Verstappen landete 2016 in Barcelona den Überraschungssieg schlechthin, Foto: Red Bull

Bereits zu Toro-Rosso-Zeiten war Verstappen als kommender Superstar auf dem Radar sämtlicher Top-Teams. Um ihn bei Red Bull zu halten, machte das Team mit seinem Stammfahrer Daniil Kvyat nach einer Kollision beim Russland-GP kurzen Prozess und degradierte ihn zum Schwesterteam. Verstappen bekam dafür das Cockpit in der A-Mannschaft. Beim fünften Saisonrennen in Barcelona nahm er erstmals im Red Bull an der Seite von Daniel Ricciardo Platz. Schon im Qualifying war er seinem australischen Teamkollegen auf den Fersen und qualifizierte sich direkt hinter ihm in der zweiten Startreihe - und vor den beiden Ferraris.

Eigentlich lief alles auf einen Kampf Red Bull vs. Ferrari um den Best of the Rest-Titel hinter Mercedes hinaus, doch durch die teaminterne Kollision der Silberpfeile in der ersten Runde des Rennens kam es zum Duell um den Sieg. Beide Teams splitteten ihre Taktiken, so dass Ricciardo gegen Vettel und Verstappen gegen Räikkönen fuhr. Der Red-Bull-Neuling zog bei der Lotterie die bessere Strategie und lag ab Runde 44 vor dem Finnen in Führung. Ganze 22 Runden hielt Verstappen den Ferrari mit der Startnummer 7 auf Abstand und machte damit die Sensation perfekt: Beim ersten Auftritt für sein neues Team wurde er mit 18 Jahren und 228 der jüngste Sieger in der Geschichte der Formel 1 - laut eigenen Angaben sein bisher stärkstes Rennen.

3. Großer Preis von China 2017

Max Verstappen zählt den China-GP 2017 zu seinen fünf stärksten Rennen, Foto: Red Bull
Max Verstappen zählt den China-GP 2017 zu seinen fünf stärksten Rennen, Foto: Red Bull

Mit Titelambitionen in das Jahr gestartet, war die Ernüchterung bei Verstappen und seinem Red-Bull-Team groß, als man bereits bei den Testfahrten einen deutlichen Rückstand auf die Konkurrenz von Mercedes und Ferrari einräumen musste. Nachdem Verstappen beim Saisonauftakt in Australien als Fünfter chancenlos geblieben war, holte ihn beim Qualifying in China das Pech ein. Im Q1 traten Fehlzündungen an der Renault-Power Unit im Heck seines RB13 auf, welche ihn am Einzug ins zweite Segment der Session hinderten. Nachdem es für einige Konkurrenten Startplatzstrafen gab, nahm er das Rennen vom 16. Startplatz auf. Mit Regen am Sonntagvormittag erwarteten das Feld zu Rennbeginn aber die klassischen Verstappen-Bedingungen.

Mad Max machte sich gleich in der ersten Runde an die Arbeit und zog an neun Autos vorbei. Die darauffolgenden Neutralisierungen spülten ihn auf den vierten Platz hinter Hamilton, Ricciardo und Räikkönen. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, war schnell klar: Verstappen konnte schneller. Er kassierte sowohl Räikkönen als auch den Teamkollegen und machte in der Folge sogar Boden auf den in Führung liegenden Mercedes gut. Als die Strecke abtrocknete, war seine Offensive jedoch beendet. Dafür musste er sich in den letzten 16 Runden den Attacken Ricciardos zur Wehr setzen - mit Erfolg. Am Ende stand eine bravouröse Aufholjagd vom 16. auf den dritten Platz.

4. Großer Preis der USA 2015

Beim US-Grand-Prix 2015 legt sich Verstappen mit Ricciardo, Vettel & Co. an, Foto: Sutton
Beim US-Grand-Prix 2015 legt sich Verstappen mit Ricciardo, Vettel & Co. an, Foto: Sutton

Seinen Platz bei Red Bull verdiente sich Verstappen bereits mit den Husarenritten in seiner Debüt-Saison für Toro Rosso. Dementsprechend zählen auch einige der Rennen, mit denen er den Grundstein für seinen rasanten Aufstieg legte, zu seinen bisher besten. Beim viertletzten Rennen der Saison 2015 auf dem Circuit of the Americas legte er sich erstmals mit einigen der etablierten Namen in der Formel 1 an. Beim aufgrund starker Regenfälle auf den Sonntagmorgen verschobenen Zeittraining vereitelte Verstappen zunächst in den Schlusssekunden des Q2 Fernando Alonso Einzug ins letzte Qualifying-Segment und belegte dort im Nachhinein selbst den zehnten Platz.

Als das Rennen am Nachmittag unter typischen Verstappen-Bedingungen gestartet wurde, ließ die Max-Attacke nicht lange auf sich warten. Statt sich von den Autos der Top-Teams abhängen zu lassen, nahm er den Kampf gegen Vettel und Co. auf. In Runde 17 übernahm er kurzzeitig den sechsten Platz von Vettel, wenig später kämpfte er mit Erfolg gegen Kvyat im Red Bull um die fünfte Position. In Runde 35 war Ricciardo an der Reihe und Verstappen übernahm den vierten Platz, auf dem er das Rennen schlussendlich auch beenden sollte - damit egalisierte er sein bis dato bestes Ergebnis der Debüt-Saison, das er in Ungarn eingefahren hatte. Räikkönen beschwerte sich hinterher erstmals über die harte Gangart des Youngsters...

5. Großer Preis von Belgien 2015

Verstappen holte sich 2015 in Spa Francorchamps das erster seiner zwei Überholmanöver des Jahres, Foto: Sutton
Verstappen holte sich 2015 in Spa Francorchamps das erster seiner zwei Überholmanöver des Jahres, Foto: Sutton

Beim Großen Preis von Belgien 2015 hatte Verstappen das erste Quasi-Heimspiel seiner Formel-1-Laufbahn. Doch schon im Qualifying lief es für ihn nicht rund. Im Q1 wurde er von einer defekten Power Unit heimgesucht - doch trotz Leistungsverlust erreicht er das zweite Segment des Zeittrainings. Dort war für ihn dann allerdings Feierabend und ein Wechsel der Antriebseinheit warf ihn in der Startaufstellung auf den 18. Platz zurück. Am Rennsonntag jedoch war Verstappen Vorwärtsdrang kaum zu stoppen. Auch ohne Regen steuerte er seinen Toro Rosso unbeirrt durch das Feld und ging dabei in Runde elf auf atemberaubende Art und Weise an Felipe Nasr im Sauber vorbei.

In der ultraschnellen Blanchimont-Kurve, welche die Formel-1-Boliden bei Vollgas mit bis zu 320 km/h durchfahren, setzte er sich außen neben den Brasilianer, um diesem in der darauffolgenden Bus Stop-Schikane die elfte Position abzuknüpfen - ein Manöver, das er zuvor in der virtuellen Welt am Simulator bereits trainiert hatte. Neben etwas Kritik für seine hohe Risikobereitschaft bekam Verstappen für das Manöver am Ende des Jahres erstmals den Action of the Year-Award für das beste Überholmanöver der Saison verliehen.