Es war eigentlich ein perfekter Tag für Lewis Hamilton. Sieg beim China Grand Prix - schon sein fünfter in Shanghai. Dazu der so genannte Grand Slam - also Pole, schnellste Runde, Sieg und Führung von Start bis Ziel - der dritte seiner Formel-1-Karriere. Mit Sebastian Vettel in der WM-Wertung gleichgezogen und zumindest an diesem Wochenende das schnellste Auto unter dem Hintern. Obendrein holte er Alain Prost in der ewigen Podest-Tabelle ein.

Nur eines fehlte Lewis Hamilton zum vollständigen Glück. Die Auszeichnung als offizieller Fahrer des Tages schnappte ihm Aufholkönig Max Verstappen vor der Nase weg. "Er hat in einigen Rennen das Maximum herausgeholt und noch einiges mehr", zollte Hamilton dem jungen Red-Bull-Piloten seinen Respekt. "Heute auch wieder. Deshalb wurde er auch zum Fahrer des Tages gewählt. Das ist schwierig zu erreichen, wenn du das Rennen anführst - da kannst du halt nicht so viel überholen..."

Das Gegenangebot von Verstappen folgte auf dem Fuße. Zu Hamilton sagte er während der Pressekonferenz nach dem Rennen: "Willst du das vielleicht für deinen Sieg eintauschen?" Das wäre dann aber doch etwas zu viel des Guten gewesen. "Nein, nein, lieber nicht", antwortete Hamilton. "Aber ich hoffe, dass ihr euch verbessern könnt. Dann wird die Meisterschaft noch spannender."

Lewis Hamilton und Mercedes schlagen beim China GP zurück, Foto: Sutton
Lewis Hamilton und Mercedes schlagen beim China GP zurück, Foto: Sutton

Nichts geht über Hamilton

Lewis Hamilton, Adrenalin-Junkie. Ihm kann es in der Saison 2017 wohl nicht wild genug zugehen. Als hätte der zeitweise chaotische China Grand Prix nicht ausgereicht. Oder der Umstand, dass er jetzt wirklich kämpfen muss gegen WM-Herausforderer Sebastian Vettel und seinen starken Ferrari.

"An solchen Tagen willst du niemand anderen im Auto haben als Lewis", hob Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den Wert seines Fahrers hervor. Dass es auch anders laufen kann, bewies dessen Teamkollege Valtteri Bottas mit seinem Dreher, der ihn einen möglichen Podestplatz kostete.

Fünfter Sieg für Lewis Hamilton in Shanghai, Foto: Sutton
Fünfter Sieg für Lewis Hamilton in Shanghai, Foto: Sutton

Ohne Safety Car ein echtes Rennen

Nicht so Hamilton, der sowohl auf Intermediate-Reifen als auch später mit Slicks das Maß aller Dinge war. "Nach dem Boxenstopp während der Safety Car-Phase waren der Speed gering und die Reifen sehr kalt", sagte Hamilton. "In dieser Phase wäre es sehr einfach gewesen, einen Fehler zu machen. Ich bin dankbar, dass mir das nicht passiert ist."

Einen kapitalen Fehler hätte sich der dreifache Weltmeister auch nicht leisten können. Letztendlich hatte er zwar rund sechs Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Sebastian Vettel, doch der indirekte Rundenzeitenkampf war extrem. "Wenn das Safety Car nicht rausgekommen wäre, wäre es ein echtes Rennen zwischen uns gewesen", sagte Hamilton. Während sich Ferrari dazu entschied, Vettel während der frühen Virtuellen Safety-Car-Phase an die Box zu holen, blieb Hamilton draußen.

Das nächste epische Duell? Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Das nächste epische Duell? Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Der Vorsprung macht's

Erst bei der kurz darauffolgenden echten Safety-Car-Phase lotste Mercedes ihn an die Box. Während Vettel etwas zurückfiel und später eine Weile im Verkehr festhing, konnte sich Hamilton an der Spitze einen Vorsprung herausfahren. Das sei auch dringend nötig gewesen, um das Rennen zu gewinnen, war Hamilton sicher: "Er war nur ein paar Sekunden weg und unsere Rundenzeiten waren sehr ähnlich. Aber ich hatte eben diesen Vorsprung. Es ist einfacher, einen Vorsprung zu verwalten, wenn man ihn einmal hat."

Es schien, als ob an diesem Sonntag nur Vettel in der Lage gewesen wäre, Hamilton den ersten Saisonsieg streitig zu machen. Nach Rennende verlor der Brite kein Wort darüber, dass er die Pace locker habe kontrollieren können.

Stattdessen musste er bis zum Schluss pushen, um Vettels Speed mitzugehen. Hamilton: "Es war unglücklich, dass er hinter anderen Autos festhing. Zu der Zeit lief es für mich an der Spitze locker. Die Red Bulls haben mir keinen Druck gemacht. Aber als Vettel direkt hinter mir war, hatten wir ein echtes Rennen."

Abgesehen von Vettel, war Hamilton auch mit seiner eigenen Performance zufrieden. Bei seinem zehnten Rennwochenende in China hatte er seine sechste Pole Position sowie den fünften Sieg erzielt. "Diese Strecke passt zu meinem Fahrstil, egal ob im Trockenen oder Nassen", erklärte der Silberpfeil-Pilot. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner heutigen Leistung."