Fernando Alonso machte seine Drohung beim Großen Preis von China wahr: Angesichts des vorhergesagten Regens hatte der McLaren-Pilot gleich nach dem Qualifying angekündigt, die widrigen Bedingungen am Rennsonntag in Shanghai mit allen Mitteln für sich nutzen zu wollen. Gleich ab der ersten Runde ließ Alonso seinen Worten Taten folgen, doch am Ende blieb aller Einsatz unbelohnt. Bis auf viel Stolz und einen neuen Tiernamen blieb das zweite Saisonrennen für den Spanier eine Enttäuschung.

Am Vortag noch als Elefant das Q2 geknackt, ging Alonso vom 13. Startplatz laut eigenen Angaben als Fisch in den Sonntag auf dem Shanghai International Circuit. Schon nach wenigen Runden fand sich der Routinier auf dem sechsten Platz hinter den Piloten der Top-Teams wieder - keine schlechte Leistung vom McLaren-Fisch, der angesichts des starken Auftaktes im Nachhinein noch eine kleine Korrektur vornahm: "Ich war ein Hai."

Besonders lange hielt Alonsos Vorwärtsdrang allerdings nicht an, denn zu seinem Leidwesen trocknete die Strecke relativ zügig wieder ab. Dementsprechend konnte der spanische Hai sein Naturell nur kurzzeitig ausnutzen. "Unter trockenen Bedingungen haben wir an Performance eingebüßt", so der 35-Jährige, der in Runde acht bereits Carlos Sainz im Toro Rosso ziehen lassen musste.

Den Anschluss an den Landsmann konnte Alonso zwar nicht halten, doch er hielt sich trotzdem weiterhin wacker auf dem siebten Rang. Auch bei seinem Ausfall in Runde 33 lag er als Achter noch geradewegs auf Kurs in die Punkte. Trotz der Nullnummer fiel seine Beurteilung des Rennens damit positiv aus: "Ich will mich nach Australien nicht schon wieder wiederholen, aber es war eines meiner besten Rennen."

Der 'Alonzoo' wurde in China zum Running Gag, Foto: Sutton
Der 'Alonzoo' wurde in China zum Running Gag, Foto: Sutton

Alonso lacht über die Konkurrenz

Allein in der Startrunde machte Alonso gleich einmal fünf Positionen gut und beendete diese als Achter. Dafür musste er sich nicht einmal großartig abmühen: "Es war definitiv ein Spaß, die Leute links und rechts von der Strecke rutschen zu sehen. So konnte ich quasi gratis überholen." Für Alonso lief mit der kleinen Prise Chaos daher erst einmal alles nach Plan: "Ich hatte auf instabile Bedingungen gehofft und sie traten ein."

Während sich die Konkurrenz selbst während der Neutralisierungen zwischen den Runden zwei und sieben reihenweise von der Strecke drehte, blieb Alonso fehlerfrei. Wie schwierig es war, sollen deshalb lieber die Gegner beurteilen. "Da müsst ihr die anderen Fragen, die haben sich gedreht", so der spöttische Kommentar des zweimaligen Weltmeister, der dennoch zugab: "Es war schon sehr schwierig."

Obwohl ihm das Wetter zu Rennbeginn in die Karten spielte, konnte es nicht vollständig über die Defizite des MCL32 hinwegtäuschen. "Sie sagten mir im Funk, dass das Auto vor mir das schnellste auf der Strecke sei. Ich antwortete, dass es nur das schnellste auf der Geraden ist. In den Kurven habe ich aufgeholt."

Alonso hatte gut lachen, als die Konkurrenz von der Strecke kreiselte, Foto: Sutton
Alonso hatte gut lachen, als die Konkurrenz von der Strecke kreiselte, Foto: Sutton

Bilanz: Keine Power und Doppelausfall

Offensichtlich wurde das Power-Defizit der Honda Power Unit in Runde 28. Valtteri Bottas ging im Mercedes auf der langen Geraden spielerisch an Alonsos McLaren vorbei und scherte sogar noch vor dem Bremspunkt wieder vor diesem ein: "Der Geschwindigkeitsunterschied zu den Top-Autos war gigantisch", hielt Alonso fest. Wenig später traf er auch Sainz wieder, der nach dessen Boxenstopp Jagd auf ihn machte. Ein Konter mit der Brechstange gelang Alonso nicht: "Er war definitiv schneller als wir. Aber den anderen Autos zu folgen ist nie einfach, da muss man beim Überholen auch etwas Risiko eingehen."

Wenig später rollte Alonso in aussichtsreicher Position liegend aus. Nachdem zuvor schon Teamkollege Stoffel Vandoorne mit einem Problem an der Benzinzufuhr das Rennen beenden musste, war der Doppelausfall für McLaren perfekt. "Ich denke, es war ein Problem mit der Antriebswelle. Zumindest hat es sich so angefühlt. Zusammen mit Stoffels Problemen sind das natürlich schlechte Nachrichten für uns", so Alonso, für den der Ausfall durchaus einen bitteren Beigeschmack hatte: "Es ist schon ziemlich schmerzhaft, wenn du in den Punkten liegst."

Alonso stolz aufs Team

Für Alonso war das zweite Saisonrennen aber trotz aller Enttäuschung nicht nur niederschmetternd. "Ich nehme viel Positives mit. Manchmal bist du einfach glücklich mit deinem Rennen, deiner Performance und damit, wie das Team mit den Bedingungen umgegangen ist", so Alonso. "Heute ist so sein Tag, an dem wir glücklich und stolz darauf sein können, dass wir die Umstände am Anfang des Rennens richtig gelesen und gemanagt haben."

Alleine die Position, in der er das Rennen beenden musste, war für ihn schon ein Erfolgserlebnis: "Heute wären Punkte für uns möglich gewesen, was mit unserem momentanen Performance-Level schon ein kleines Wunder ist." Dass er sich bei normalen Streckenbedingungen nicht in dieser Position wiedergefunden hätte, ist ihm bewusst. Doch sowohl in Australien als auch in China wären ohne die Zuverlässigkeitsprobleme Punkte drin gewesen. "Die Zuverlässigkeit sitzt nicht. Wir zahlen im Moment einen hohen Preis für den Testrückstand", so Alonso weiter.

Wissenswertes über den China-GP (01:04 Min.)

McLaren bleibt optimistisch

Letztendlich ist das Rennen in Shanghai für ihn nur ein klarer Beweis für die ungebrochene Moral von Team und Fahrer: "Das hat wieder einmal bewiesen, wie hungrig wir uns auf jede Chance stürzen, die sich uns bietet. Wir sind immer da und bereit, eine Möglichkeit zu nutzen." Bei noch 18 ausstehenden Rennen hat Alonso aber auch noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass McLaren und Honda die Probleme noch vor Saisonende in den Griff bekommen.

"Um zu gewinnen bin ich bereit, alles zu tun - komme, was wolle", gibt er sich kämpferisch. Selbst wenn die Rückschläge anhalten sollten: "Selbst wenn es das ganze Jahr so weitergeht, werden wir versuchen, uns in jedem Rennen zu verbessern - und das Auto hoffentlich erst zuverlässig genug machen, um Rennen zu beenden, und dann konkurrenzfähig genug, um gegen die Top-Teams zu kämpfen. Wir sind noch nicht da und sind darüber alle enttäuscht, aber genau deshalb müssen wir bald eine Lösung finden."

In einer Woche steht in Bahrain allerdings schon das nächste Rennen an. Eine kurzfristige Wiederholung der China-Performance schließt er für das dritte Saisonrennen aus: "Wo wir heute waren, ergab sich aus einer Kombination der Streckenbedingungen und des Wetters. In Bahrain wird es schwieriger, denn dort wird es wohl kaum regnen."