Lewis Hamilton zählt ohnehin nicht zu den billigsten Angestellten bei Mercedes, in China musste Niki Lauda das Portemonnaie aber noch ein weiteres Mal herauskramen. Die Pole Position des Briten kostete ihn zehn Euro, die direkt in die Tasche von Toto Wolff flossen.

"Ich habe zehn Euro verloren, weil ich zu Toto gesagt habe: 'Heute kriegen wir einen drüber'", sagte Lauda zu Sky. "Aber das sind zehn Euro, die ich gern ausgebe." Für Wolff ein quasi perfekter Tag: Die nächste Pole geholt und auch noch Geld verdient. "Vom Niki einen Zehner abzukassieren ist mal ein richtiger Erfolg", feixte der Österreicher. "Niki ist nie glücklich, wenn er Geld verliert. Aber heute dachte er sich wohl: Entweder ich gewinne Geld oder wir stehen auf Pole. Also war es eine Win-Win-Situation für ihn."

Ferrari holt weiter auf

Hamilton ist teuer, aber genauso wertvoll. Das stellte der dreifache Weltmeister wieder einmal beim Qualifying zum Großen Preis von China unter Beweis. Nachdem einiges auf die erste Ferrari-Pole des Jahres hingedeutet hatte, ließ Hamilton im entscheidenden Q3 einmal mehr seine Klasse aufblitzen. Mit einer Zeit von 1:31.678 setzte er sich im finalen Duell knapp gegen Sebastian Vettel durch. Und unterbot nebenbei den Rundenrekord von Michael Schumacher von 2004 um 0,56 Sekunden.

"Lewis hat wieder eine Spezialrunde hingelegt, und das hat gerade noch gereicht", trauerte Lauda seinem Zehner nur ein wenig hinterher. Selbst wenn Mercedes in den letzten Jahren während der Qualifyings den berüchtigten Powerknopf drücken konnte - es wird immer enger mit dem großen Gegner Ferrari. Zuletzt in Australien fehlten Vettel 0,269 Sekunden zur Pole, diesmal waren es nur noch 0,186 Sekunden.

So knapp war es: Hamilton zeigt Bottas die Zeit, Foto: Sutton
So knapp war es: Hamilton zeigt Bottas die Zeit, Foto: Sutton

Hamilton pirscht sich an die Pole

Im Q1 und Q2 in Shanghai hatte Ferrari gar die Nase vorn, Hamilton war konstant zwei Zehntel langsamer als Vettel beziehungsweise Kimi Räikkönen. Ein ungewohntes Bild nach der jahrelangen Qualifying-Dominanz der Silberpfeile. "Wir wussten, dass es eng werden würde und dass wir alles geben mussten, um sie zu schlagen", sagte Hamilton. "So gelang es mir, Session für Session etwas näher heranzukommen. Meine letzte Runde war dann meine schnellste - das ist immer das Ziel, funktioniert aber leider nicht jedes Mal."

Hamilton baute schon vor, irgendwann könnte die Pole-Serie tatsächlich reißen, wenn die rote Konkurrenz weiter solchen Druck macht. In Shanghai war es aber noch nicht soweit. Hamilton erzielte seine zweite Pole 2017 und bescherte Mercedes saisonübergreifend die sechste in Serie. Das China-Qualifying war ohnehin nicht der geeignete Ort für Ferrari, um zurückzuschlagen. Shanghai, das ist Hamilton-Land. An diesem Samstag schnappte er sich hier die sechste Pole seiner Formel-1-Karriere und gleichzeitig die 75. für das Mercedes-Werksteam.

63. Pole Position für Lewis Hamilton in der Formel 1, Foto: Sutton
63. Pole Position für Lewis Hamilton in der Formel 1, Foto: Sutton

Showdown mit Vettel

Im Q3 kam es zum echten Showdown zwischen Hamilton und Vettel um den ersten Startplatz im Rennen. Der Silberpfeil ging zuerst auf die Strecke und legte mit einer 1:31.902 vor - eine Zeit, die für Vettel schlagbar war, doch er reihte sich mit einer 1:32.086 noch dahinter ein. Hamilton gelang es schließlich mit seinem zweiten Schuss, die provisorische Pole über die Ziellinie zu retten. "Nachdem ich die Linie überfahren hatte, war es richtig aufregend, darauf zu warten, wie sich die anderen schlagen würden", sagte Hamilton später.

Bei seinem letzten Run war der amtierende Vize-Weltmeister unterm Strich zufrieden. In den ersten beiden Sektoren verbesserte er sich ein wenig im Vergleich zur vorangegangenen Runde, im dritten Sektor ließ er es dann richtig krachen mit einer Zeitenverbesserung um knapp zwei Zehntel.

Hamilton vs. Vettel: Vergleich des Q3-Qualifyings

Fahrer Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3 Gesamtzeit
Hamilton Run 124.07927.09940.7241:31.902
Vettel Run 123.99827.28040.8081:32.086
Hamilton Run 224.03627.07940.5631:31.678
Vettel Run 224.05327.19140.6201:31.864

Hamilton: "Die Runde begann nicht ganz so gut wie meine vorherigen Versuche. Eingangs der letzten Kurve fühlte mich sehr stark und ich wusste, dass ich ein paar Zehntel Vorsprung hatte. Kurve 14 ist aber immer ein wenig nervenaufreibend. Man möchte so spät wie möglich bremsen, um etwas Zeit zu gewinnen. Aber man kann viel mehr verlieren, wenn man es nicht hinbekommt."