Sebastian Vettel startet den Großen Preis von China aus der ersten Startreihe. Im Qualifying in Shanghai musste sich der Ferrari-Star nur dem Mercedes von Lewis Hamilton geschlagen geben. Lediglich 0,186 Sekunden fehlten Vettel auf die Silberpfeil-Bestzeit.

Bei einem derart geringen Abstand liegt die Frage nahe: Wäre vielleicht gar die Pole Position drin gewesen? Immerhin hatte Vettel sowohl im FP3 als auch Q1 die Bestzeit erzielt und lag im Q2 einzig hinter Teamkollege Kimi Räikkönen - also immer vor der silbernen Konkurrenz.

Vettel-Schnitzer in letzter Kurve

Zunächst erweckte Vettel noch diesen Eindruck. "P2 Sebastian, zwei Zehntel", funkte ihm Renningenieur Adami ins Cockpit. "Das hatte ich noch [im Köcher; d. Red.]", antwortete Vettel. In der Pressekonferenz der Top-3 schien Vettel zunächst die Erklärung zu liefern. "In der letzten Kurve habe ich noch ein bisschen was liegen lassen, da habe ich etwas zu früh gebremst", sagte Vettel. Ein Eingeständnis, die Pole selbst verspielt zu haben? Nein.

Nur wenig später klärt Vettel auf: "Ich war da vielleicht ein bisschen zu vorsichtig und habe auch den Kerb ein bisschen zu sehr getroffen. Dann verzögert sich alles ein bisschen, man wartet, bis sich das Auto wieder setzt. Ich war dann ein bisschen später am Gas und habe den Schwung verloren. Ich hatte also einen kleinen Schnitzer drin. Da wären noch so fünf, sechs Hundertstel drin gewesen. Aber auf den Lewis hätte ich dann ja noch eine Zehntel in dieser letzten Ecke gutmachen müssen. Denn bis dahin war die Runde wirklich perfekt. Ich war sehr, sehr zufrieden damit. Mehr war also nicht drin, glaube ich. Das war mir klar, als ich Lewis' Zeit gesehen habe. Es war nicht genug, um Lewis zu schlagen. Er war nicht in Reichweite."

Ein bestens aufgelegter Ferrari-Star Sebastian Vettel nach P2 in der China-Qualifikation, Foto: Sutton
Ein bestens aufgelegter Ferrari-Star Sebastian Vettel nach P2 in der China-Qualifikation, Foto: Sutton

5,7 cm - Vettel hauchdünn vor Bottas

Für den anderen Mercedes reichte es jedoch. Um die Winzigkeit von exakt einer Tausendstelsekunde - umgerechnet auf die Streckenlänge 5,91 Zentimeter - verwies Vettel Valtteri Bottas zu dessen finnischem Landsmann Räikkönen in die zweite Reihe. "Mit Valtteri war dann das Glück ein wenig auf unserer Seite", kommentiert Vettel. Ein womöglich elementar wichtiger Faktor für den Rennsonntag, vermutet der Ferrari-Mann. "Ich denke, das wird für morgen noch entscheidend. Wie entscheidend, wird man aber dann erst sehen. Wir sind jetzt erstmal happy damit, wie heute gelaufen ist", sagt Vettel.

Das führt der Deutsche insbesondere auf das allgemein gute Gefühl in seiner 'Gina' zurück. "Das Auto hat sich gut angefühlt, von heute morgen weg sofort gut funktioniert und wir konnten uns immer noch ein bisschen steigern", sagt Vettel. Noch weiter steigern müsse man sich trotz aller Zufriedenheit jedoch insbesondere im Qualifying. "Wir hatten jetzt zwei Qualifyings auf zwei sehr anderen Strecken und Bedingungen und es hat ähnlich viel gefehlt. Vielleicht fehlt uns da noch das letzte bisschen, um wirklich zu attackieren", sagt Vettel. "Wir haben ja schon in den vergangenen Jahren gesehen, dass sie [Mercedes; d. Red.] in der Quali in der Lage sind, erst richtig alles aus ihrem Paket herauszuholen."

Showdown in China: Vettel fordert Hamilton (00:52 Min.)

Wegen Australien: Vettel vertraut auf Ferrari-Racepace

Im Rennen könne es allerdings schon ganz anders aussehen, gibt sich der vierfache Weltmeister begründet optimistisch. Denn: "In Australien waren wir sehr gut im Rennen verglichen mit ihnen [Mercedes; d. Red.] und haben im Quali etwas verloren. Hier jetzt wieder, sogar weniger. Wir sind ein Stückchen näher dran, das war schon zu erkennen. Wenn wir das morgen wieder so umdrehen können, sind das gute Nachrichten. Das Auto ist schnell, es kommt aber auch noch darauf an, was Mercedes macht. Es wird sicherlich ein langes, enges Rennen."

Hinzu kommt der Unsicherheitsfaktor Wetter. Für den Rennsonntag sind zehn Grad kühlere Temperaturen und möglicherweise kräftige Regenschauer vorhergesagt. "Da kommt es dann immer darauf an, inwieweit einem die Bedingungen dann ein bisschen entgegen kommen. Aber wie gesagt: Das Auto fühlt sich gut an. Das ist auf jeder Strecke die Hauptsache, dass man diese Vertrauen zum Auto hat. Was dann morgen dabei herauskommt, kann keiner sagen", sagt Vettel. "Wenn es nass wird, kann das alles etwas durcheinanderwirbeln. Aber wir haben genug Reifen für diesen Fall und bereiten uns so gut es geht vor. Unser Auto ist stark, egal was passiert", versichert der Ferrari-Pilot.