Lewis Hamilton und China - das ist fraglos eine ganz besondere Beziehung. Der Brite ist der unangefochtene Superstar beim Rennwochenende im Reich der Mitte. Sowohl was die Gunst der Fans als auch die sportlichen Belange angeht, kann dem Mercedes-Piloten niemand das Wasser reichen.

Bereits bei seiner Ankunft am Flughafen wurde Hamilton von seinen zahlreichen Fans wie ein Popstar belagert. Eigene WhatsApp-Gruppen mit hunderten Mitgliedern, die nur danach trachten würden, ihn zu treffen, gebe es, berichtete der Mercedes-Pilot daraufhin stolz, der sowohl von einheimischen chinesischen Fans als auch britischen Anhängern frenetisch unterstützt wird.

Für diese besondere Art der Zuneigung bedankte sich Hamilton seinerseits am Freitag. Als aufgrund dichten Nebels kein Fahrbetrieb möglich war, überquerte der Brite kurzerhand die Strecke und lief zur Tribünen, um den dort ausharrenden Fans Kappen zuzuwerfen. "Sie haben heute kaum Rennautos zu sehen bekommen. Das muss hart für sie sein", zeigte Hamilton Mitgefühl und forderte die FIA auf, einen Alternativplan zu entwerfen, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.

Kappen für das Volk, Foto: Sutton
Kappen für das Volk, Foto: Sutton

Shanghai-Rekord-Mann Hamilton

Dass Hamilton nicht nur abseits, sondern auch auf der Strecke für Furore sorgen kann, zeigte der 31-Jährige schließlich am Samstag, als er die Pole Position erzielte und nebenbei Michael Schumachers bestehenden Streckenrekord pulverisierte - letzteres natürlich nicht zuletzt dank des neuen Reglements, das die Autos ein gutes Stück schneller macht.

Für Hamilton war es bereits die sechste Pole Position in Shanghai, womit er naturgemäß Rekordhalter ist. Darüber hinaus steht der Brite saisonübergreifend zum sechsten Mal in Folge auf dem Platz an der Sonne, sodass ihm nur noch zwei Qualifying-Bestzeiten fehlen, um Ayrton Sennas Bestwert aus den Jahren 1988/89 zu egalisieren.

Gelingt es Hamilton am Sonntag, seine perfekte Ausgangslage in einen Sieg umzuwandeln, wäre es sein bereits fünfter auf dem Shanghai International Circuit. Zwei Mal siegte der Brite bislang für McLaren, zwei Triumphe ergatterte er in Diensten von Mercedes. Den letzten 2015, denn im Vorjahr musste sich der erfolgsverwöhnte Pilot nach einem verkorksten Wochenende nur mit Rang sieben begnügen.

Hamilton gewann 2008 zum ersten Mal in China, Foto: Sutton
Hamilton gewann 2008 zum ersten Mal in China, Foto: Sutton

Hamilton versenkt den Titel im Kiesbett

Damit wären wir bei den Schattenseiten des China GP für Lewis Hamilton angelangt - trotz zahlreicher Erfolge gibt es nämlich auch diese. Allen voran ist hier das Rennen in Hamiltons Debütsaison 2007 zu nennen, einer der schwärzesten Momente in der Karriere des Briten.

Hamilton reiste als WM-Führender nach Shanghai und hätte den Titel fixieren können. Allerdings unterlief ihm ein verhängnisvolles Missgeschick, als er mit abgefahrenen Regenreifen die Box ansteuerte, dabei ins Kiesbett rutschte und die Hoffnung auf Punkte ebendort begraben musste. Zwar führte Hamilton die Weltmeisterschaft weiterhin an, vermochte es jedoch bekanntlich nicht, die Führung ins Ziel zu bringen.

Am Ende jubelte Kimi Räikkönen über den bis dato letzten Weltmeistertitel für Ferrari. Sollte auch am Rennsonntag des China GP 2017 ein in Rot gewandeter Pilot über Platz eins jubeln, Hamiltons Ärger wäre zwar wohl nicht ganz so groß wie vor zehn Jahren, aber definitiv vorhanden. Auszuschließen ist das freilich nicht, legt man Sebastian Vettels Performance in Australien zugrunde.

2007: Bitteres Aus im Kiesbett, Foto: Sutton
2007: Bitteres Aus im Kiesbett, Foto: Sutton