Nebel- und Helikopter-Chaos am Trainingsfreitag zum Großen Preis von China der Formel-1-Saison 2017 in Shanghai! Weil der Rettungsheli wegen dichten Nebels über der Region im Ernstfall nicht am 38 Kilometer entfernten Krankenhaus hätte landen können, sah sich die Rennleitung zu diversen Verzögerungen und letztlich Absagen der Trainings gezwungen - die Sicherheitsauflagen der Formel 1 verbieten Betrieb auf der Strecke, wenn der Helikopter nicht einsatzbereit ist.

Während die zweite Trainingssession komplett abgesagt werden musste, kamen die Piloten im ersten Training zumindest kurzweilig zum Fahren. Doch schon nach wenigen Minuten wurde die Sitzung für rund 45 Minuten ausgesetzt. Nur etwa 20 Minuten lang öffnete die Boxengasse schließlich noch einmal, musste allerdings erneut wegen des dichten Nebels geschlossen weden. Selbes galt selbst für den örtlichen Flughafen. Noch einmal gestartet wurde die Session nicht, kein Fahrer drehte mehr als acht Runden, sechs Piloten setzten nicht einmal eine Zeit.

Eine Fortsetzung des Chaos in Shanghai ist nicht ausgeschlossen: Auch für den Rennsonntag verheißt der Wetterbericht nichts Gutes. Dass die Bedingungen der Formel 1 einen Strich durch die Rechnung machen ist jedoch bei weitem nicht das erste Mal. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf andere chaotische Momente, Absagen und Verschiebungen der jüngeren F1-Geschichte.

USA 2015: Multiple Absagen durch Hurrikan Patricia

Mit dieser eigenwilligen Sauber-Konstruktion gings besser als mit dem F1-Boliden, Foto: Sutton
Mit dieser eigenwilligen Sauber-Konstruktion gings besser als mit dem F1-Boliden, Foto: Sutton

Lang sind die bislang letzten Chaos-Tage vor dem China GP 2017 in der Formel 1 noch nicht her. An die Regenlotterie von Austin 2015 werden sich die meisten sicherlich noch gut erinnern. Ausläufer des Hurrikans Patricia hatten beim US GP ebenfalls reichlich Absagen gehagelt. Wie in Shanghai gab es im ersten Training nur wenig Fahrbetrieb während das zweite Training wegen Nässe komplett abgesagt wurde. So ging es am Samstag fast nahtlos weiter. Erst kurz vor Start des FP3 war tatsächlich klar, dass die Autos würden fahren dürfen. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Fans durften nicht auf das Gelände.

Erst zum Qualifying am Nachmittag wurden die Tore wieder geöffnet - jedoch umsonst: Die Qualifikation fiel ins Wasser. Nach insgesamt fünf Verschiebungen um je 30 Minuten gab sich die Rennleitung schließlich den Bedingungen geschlagen. Teams und Fahrer vertrieben sich die Zeit mit allerhand Kuriositäten. Die Top-Ingenieure der F1 mutierten zu Bootsbauern & Co. Erst am Sonntagvormittag konnte die Quali nachgeholt werden, später ging doch tatsächlich auch ein Rennen über die Bühne. Und das alles im Wüstenstaat Texas ...

Japan 2004 & 2010: Taifun und Regen spülen Quali weg

Japan 2004: So wehrte die F1 den Taifun ab, Foto: Sutton
Japan 2004: So wehrte die F1 den Taifun ab, Foto: Sutton

Japan erlebte bereits doppelt Chaos-Wochenenden. Sowohl 2004 als auch 2010 musste die Qualifikation auf den Rennsonntag verlegt werden. Im jüngeren Fall sorgte starker Regen zunächst lediglich für mehrfache halbstündige Verschiebungen à la Austin, bevor aufgrund der völlig überspülten Strecke und einsetzenden Dämmerung schließlich die Komplettabsage folgte. 2004 ging es in Suzuka noch krasser zu: Damals sorgte ein auf das Festland zudonnernder Taifun dafür, dass der Suzuka International Racing Course aus Sicherheitsgründen schon nach dem Training komplett abgeriegelt werden musste.

Indien 2013: Dunstglocke stoppt Heli

Hauptprotagonisten auch in Indien: ruhende Helis, Foto: Sutton
Hauptprotagonisten auch in Indien: ruhende Helis, Foto: Sutton

Wer erinnert sich noch an die Formel 1 in Indien? Vielleicht die Vettel-Fans, gewann der Heppenheimer doch alle drei Ausgaben der indischen F1-Geschichte. Sonst niemand? Vielleicht besser so. Der Smog setzte der Königsklasse in ihren drei Jahren auf dem Buddh International Circuit regelmäßig zu. Im letzten Jahr - 2013 - derart, dass das dritte Training um insgesamt 20 Minuten verschoben werden musste. Auch in Indien konnte wegen der Dunstglock über der Strecke der Hubschrauber nicht abheben.

Australien 2013: Regen zerteilt Qualifing - und etliche Autos

Heftige Gischt im Albert Park 2013 sorgte für etliche Crashs bis zum Abbruch der Quali, Foto: Sutton
Heftige Gischt im Albert Park 2013 sorgte für etliche Crashs bis zum Abbruch der Quali, Foto: Sutton

Das gab es in der Formel 1 so auch noch nicht. Beim Australien GP 2013 stieg die dreigeteilte Qualifikation sowohl am Samstag als auch Sonntag. Schuld war mal wieder wer? Richtig, Gevatter Regen. Schon das Q1 musste am Samstag mehrfach verschoben. Nach insgesamt drei zehnminütigen Verzögerungen ging es schließlich los mit der Action - und zwar richtig. Einer nach dem anderen flog von der klatschnassen Piste ab. Genug nachgelassen hatte der heftige Regen also offensichtlich doch nicht. Weil der Regen weiter prasselte, zusätzlich heftiger Wind aufzog und allmählich die Dunkelheit einsetzte, entschied sich die Rennleitung für den Abbruch nach Q1. Weiter ging es erst am Sonntag, sechs Stunden vor Rennstart gingen auch Q2 und Q3 über die Bühne.

Russland 2015: Diesel, Regen, Horror-Crash: Die F1 steht

In Sochi sorgte ausgelaufener Diesel für Verzögerungen, Foto: Sutton
In Sochi sorgte ausgelaufener Diesel für Verzögerungen, Foto: Sutton

Im zweiten Russland-Jahr der Formel 1 stand die Königsklasse mehr als sie fuhr. Warum? In nahezu jeder Session ging etwas schief. FP1: Weil ein Reinigungsfahrzeug vor Trainingsbeginn Diesel verloren und überall auf der Strecke verteilt hatte, musste die erste Session um eine halbe Stunde verkürzt werden. Rutschig war der Kurs dennoch - der Erkenntnisgewinn tendierte gegen Null. Kaum besser lief es im FP2: Heftiger Regen beeinträchtigte das Trainingsprogramm massiv, kaum jemand wagte sich auf den Kurs. Wenig überraschend galt es, das FP3 intensiv zu nutzen. Doch der Hochbetrieb auf der Strecke hatte Folgen: Nach einer halben Stunde war erneut Feierabend. Carlos Sainz war heftig in die Barrieren gecrasht, musste aufwendige geborgen werden - kein Restart.

Brasilien 2009: Das längste Qualifying der Geschichte

Interlagos (deutsch: zwischen den Seen) war 2009 noch ein See: die Strecke, Foto: Sutton
Interlagos (deutsch: zwischen den Seen) war 2009 noch ein See: die Strecke, Foto: Sutton

Marathon-Qualifying beim Braslien GP 2009. Insgesamt 161 Minuten dauerte die Qualifikation in Sao Paulo aufgrund mehrerer Regenunterbrechungen. Rekord! Es handelt sich um die längste Quali der F1-Geschichte. Schon nach vier Minuten im Q1 die erste kleine Pause: Fisichella hatte im Regenchaos die Kontrolle über seinen Boliden verloren und musste den Ferrari im Senna S abstellen. Durch die reguläre Pause zwischen Q1 und Q2 hatte sich auf der Strecke zu viel Wasser angesammelt. Wieder hieß es Warten. Kaum war Q2 dann mal gestartet, der nächste Abbruch: Vitantonio Liuzzi war auf Start/Ziel abgeflogen. Daraufhin wartete die Rennleitung länger - auf merkliche Besserung. Tatsächlich hörte der Regen nach mehr als einer Stunde endlich auf, auf abtrocknender Strecke ging es weiter - diesmal bis zum Ende ohne Unterbrechung. Puh!

Ebenfalls einen Marathon gabs 2012 in Silverstone. Durch eine mehr als einstündige Regenpause dauerte die Qualifikation zum Großbritannien GP 2012 insgesamt zweieinhalb Stunden.

Ihr kennt mehr Beispiele für Wetter-Wahnsinn in der Formel 1? Tauscht Euch gerne in den Kommentaren aus!