Der Freitag zum China GP war das pure Chaos: In drei Stunden Training sahen die Fans genau 88 Runden. Von eigentlich 180 Minuten war die Strecke lediglich 21 Minuten für die Autos freigegeben. Was war los, was passiert jetzt? Motorsport-Magazin.com liefert die Antworten.

Wie geht es weiter?

Update: Lange Zeit wurde diskutiert, ob man den Zeitplan für das Wochenende ändern soll. Um die verlorenen Trainingssitzungen ging es dabei gar nicht, seitdem die Freitagstrainings von 60 auf 90 Minuten verlängert wurden, wird die Uhr bei Unterbrechungen auch nicht mehr angehalten. Verpasste Trainingszeit ist eben verpasst.

Vielmehr ging es darum, am Renntag ein ähnliches Szenario wie am Freitag zu verhindern. Deshalb wurde diskutiert, ob das Rennen nicht schon am Samstag stattfinden soll, weil die Wettervorhersage für Samstag besser ist. Dieser Vorschlag allerdings war schnell vom Tisch, der Zeitplan des restlichen Wochenendes bleibt unverändert.

Ein Rennen am Montag wäre nicht möglich gewesen, weil bereits am nächsten Wochenende der Große Preis von Bahrain im Formel-1-Kalender steht. Abgesehen vom Transport des Equipments gäbe es auch mit den Visa für die Volksrepublik China Probleme.

Lewis Hamilton machte derweil Stimmung für eine andere Lösung: "Programm am Samstag: Drei Trainingssitzungen. Qualifying am Sonntagvormittag und später das Rennen. Wer ist für diesen Vorschlag? Im Ernst, das könnte eine gute Idee sein. Eine Chance für die neuen Chefs, proaktiv und kreativ zu sein."

Allerdings hat Hamiltons Vorschlag zwei Schönheitsfehler: Erstens können die 'neuen Chefs', sprich der kommerzielle Rechteinhaber, nicht allein über das Programm entscheiden. Die FIA hat weiterhin die Sporthoheit. Auch wenn das Streckenprogramm Sache des Rechteinhabers ist, Formel-1-Sessions sind FIA-Angelegenheit. Außerdem drohen bei schlechtem Wetter am Sonntag Qualifying und Rennen ins Wasser zu fallen.

Warum konnte nicht gefahren werden?

Die Bedingungen auf dem Shanghai International Circuit waren nicht so schlecht, dass kein Fahrbetrieb möglich gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, stehendes Wasser und sintflutartige Regenfälle gab es nicht. Schuld war der Rettungshubschrauber. Der konnte am designierten Zielkrankenhaus nicht landen.

Eigentlich wäre ein Fahrbetrieb möglich gewesen, Foto: Sutton
Eigentlich wäre ein Fahrbetrieb möglich gewesen, Foto: Sutton

Die Bedingungen rund um die Strecke waren gut genug, um auf Sicht zu fliegen, deshalb gab es auch Luftaufnahmen. Rund um das Zielkrankenhaus schien das allerdings nicht möglich gewesen zu sein. Sollte sich ein Fahrer verletzen, muss er binnen kürzester Zeit in ein vollausgestattetes Krankenhaus gebracht werden können. Die Medical Center an den Strecke sind gut, aber nicht für alle Eventualitäten ausgestattet.

Wie liefen die Trainings genau ab?

Das 1. Freie Training wurde zunächst noch freigegeben. Vier Minuten nach Sessionstart, um 10:04 Uhr Ortszeit dann die Rote Flagge. "Helicopter not able to operate", hieß es von der Rennleitung. Anschließend die Erklärung: "Der Rettungshelikopter kann am designierten Krankenhaus in Shanghai nicht landen." Um 10:47 Uhr Ortszeit war das wieder möglich, die Strecke wurde wieder freigegeben. Um 11:04 Uhr, nach kurzer Strecken-Action, dann erneut Rot. Das Wetter zwang den lokalen Flughafen zur Schließung. Um 11:25 wurde entschieden, FP1 nicht mehr zu starten.

Das 2. Freie Training wurde dann gar nicht erst freigegeben. Von Anfang an hieß es, der Helikopter könne nicht landen. Um 15:16 Uhr Ortszeit, also nach 76 Minuten entschied man sich schließlich dazu, das Training gar nicht zu starten.

Gibt es Alternativen zum Krankenhaus

Gibt es nur ein Krankenhaus in der Nähe? Nein, in Shanghai gibt es mehrere Klinken. In den offiziellen Medienunterlagen werden zwei Krankenhäuser, das Shanghai General Hospital und das Huashan Hospital, aufgeführt. Beide befinden sich in der Nähe des Stadtzentrums von Shanghai und sind somit nur schnell zu erreichen, wenn sie mit dem Rettungshelikopter angeflogen werden können.

Das Medical Center ist gut ausgestattet - aber eben kein vollwertiges Krankenhaus, Foto: Sutton
Das Medical Center ist gut ausgestattet - aber eben kein vollwertiges Krankenhaus, Foto: Sutton

Im nahegelegenen Krankenhaus von Anting scheint es an der Ausstattung zu scheitern. Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko forderte bei Sky: "Man muss sich etwas überlegen. Hier gibt es ja einen Schnellzug oder man muss Straßenspuren blockieren oder irgendetwas machen können."

Wie sind die Wettervorhersagen?

Die Aussichten für das weitere Rennwochenende sehen nicht wirklich besser aus. Zwar beruhigt sich das Wetter am Samstag vorrübergehend und es dürfte zum Qualifying trocken bleiben, rechtzeitig zum Rennsonntag ziehen aber wieder dichte Wolken über Shanghai auf, die eine enorm hohe Regenwahrscheinlichkeit mit sich bringen. Aus aktueller Sicht stehen die Zeichen ganz klar auf Regensonntag. Allerdings soll das Nebel-Problem geringer sein, was den Hubschrauberpiloten und somit die Formel-1-Welt freuen dürfte.

Warum konnte die Rahmenserie fahren?

Unmittelbar nach dem 2. Freien Training war der Porsche Carrera Cup Asia an der Reihe. Die Sportwagen drehten munter ihre Runden. Warum? Die Streckenbedingungen waren auch in der Formel 1 nicht das Problem, es ging lediglich um die Sicherheitsbestimmungen. Die sind in der Formel 1 extrem hoch, im Carrera Cup Asia ist das anders geregelt.

Was bedeutet die Trainingsabsage sportlich?

Im 1. Freien Training, als immerhin noch 21 Minuten gefahren werden konnte, war Max Verstappen klar Schnellster. Obwohl er nur vier Runden fuhr, war er mehr als anderthalb Sekunden schneller als die Konkurrenz. Allerdings setzten die Hauptkonkurrenten Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen überhaupt keine Zeiten, Valtteri Bottas ging es nur sehr vorsichtig an. Die Relevanz der Zeiten ist gleich Null.

Max Verstappen setzte im Regen die Bestzeit, Foto: Sutton
Max Verstappen setzte im Regen die Bestzeit, Foto: Sutton

Doch für den Rest des Wochenendes könnte es trotzdem spannend werden, weil die Teams keinerlei Daten vom Freitag haben. Normalerweise werden die Freitagsrunden detailliert analysiert und in das Setup für den Rest des Wochenendes eingearbeitet. Genauso fehlen Reifendaten für die Longruns. "Es ist sicher auch ein Glücksspiel, denn rein mit den Simulationen bekommt man nicht das perfekte Setup", weiß Marko. In der Vergangenheit sorgte eine solche Ausgangssituation immer für ein gut durchgemischtes Feld, Überraschungen sind wahrscheinlicher.