Boom! Platz sechs für Romain Grosjean im Qualifying zum Großen Preis von Australien. Nicht wenige reiben sich verwundert die Augen. Sollte Haas F1 etwa auch in seiner zweiten Saison bärenstark aus dem Winter kommen?

Nein. Schon einen Tag später ist die Euphorie verflogen. Grosjean scheidet nach wenigen Runden mit einem Wasserleck aus, Teamkollege Kevin Magnussen kollidiert nach dem Start mit einem Sauber, muss kurz vor Rennende mit einem Plattfuß ebenfalls aufgeben. Diesmal keine fette Punkteausbeute für die US-Boys.

Insbesondere für Magnussen war das ganze Wochenende bis dahin ohnehin alles andere als reibungslos verlaufen. Von einem weiteren Wasserleck im Training geplagt verlor Magnussen reichlich Zeit, sich einzuschießen, qualifizierte sich nur auf P17. Damit nicht genug der Probleme. Obendrein musste Haas in Australien auf Anordnung der FIA seinen T-Flügel kurzzeitig abmontieren, da dieser sich zu stark bewegte - ein potentielles Sicherheitsrisiko.

Turbolader verloren, T-Flügel gefixt

Jede Menge aufzuarbeiten also für das noch immer junge Team in der logistisch strapaziösen Pause bis zum China GP. Doch in Shanghai versichert Teamchef Günther Steiner: alles wieder im Lot! Wegen des erneuten Wasserlecks im Rennen etwa müsse man sich keine Sorgen machen. "Es war etwas völlig anderes, als das, was wir im Training hatten. Wir dachten erst, es wäre ähnlich, aber es war ganz anderes, hatte mehr mit dem Turbolader zu tun. Es wurde klar analysiert, was es war und es wurden klare Vorbeugungsmaßnahmen getroffen, damit es nicht wieder passiert", versichert Steiner. "Wir haben keinen Motor verloren, aber einen Turbolader."

Was die Probleme mit den flatternden T-Flügeln betrifft, geht Steiner ebenfalls von keinem neuerlichen Auftreten aus. "Wir haben es behoben, es sollte nicht wieder auftreten." Schmerzlicher sei da schon der Verlust wertvoller Daten, weil keines der beiden Autos ein komplett sauberes Wochenende hinzulegen vermochte. "Damit haben wir uns selbst nicht gerade geholfen", gesteht Steiner. In Australien habe man sich aufgrund der leichten Vorhersehbarkeit des Reifenabbaus anhand der Daten der Konkurrenz aber noch ganz gut aus der Affäre ziehen können, doch jetzt wisse man nicht wie hart der Erkenntnisverlust das Team am Ende treffe. "Ich denke nicht, dass wir viele Daten verloren haben. Aber helfen wird es sicher auch nicht", sagt Steiner.

Steiner sieht sein Team nicht als klare Nummer eins des Mittelfelds, Foto: Sutton
Steiner sieht sein Team nicht als klare Nummer eins des Mittelfelds, Foto: Sutton

Haas Platzhirsch im Mittelfeld? Steiner zweifelt

Viel erbaulicher dagegen der erste Eindruck des Potentials des Haas F1 Teams. Grosjean schnappte sich Startplatz sechs nicht irgendwie, sondern schon recht komfortabel vor Felipe Massa im Williams. "Diese Runde war einfach brillant, hoffentlich gelingt ihm hier ähnliches", jubelt Steiner selbst in China noch. Auch im Rennen hielt Haas bis zum Ausfall des Franzosen dieses Niveau. Haas als klarer Leader im Mittelfeld 2017 also?

Steiner winkt ab. "Ich denke nicht, dass wir in einem Jahr wie diesem einen klaren Führenden im Mittelfeld haben. Weil es so eng ist, hängt es immer sehr von der Strecke, wie du das Fenster der Reifen triffst und allem ab", meint der Tiroler. Auch mit einem extrem guten Update seien in der voraussichtlich sehr entwicklungsreichen Saison 2017 von jedem Team jederzeit gewaltige Sprünge möglich.

"Du kannst in Q1 rausfliegen, aber du kannst es auch in Q3 schaffen", beschreibt Steiner, wie schnell es aktuell Hero aber auch Zero heißen kann. Genau das erlebte Haas ja auch in Australien: Grosjean hui, Magnussen pfui. Doch ist Steiner durchaus zuversichtlich, sich zukünftig eher auch mit Magnussen nach vorne, als mit Grosjean nach hinten orientieren zu müssen.

Kevin Magnussen erwischte einen unschönen Saisonstart, Foto: Sutton
Kevin Magnussen erwischte einen unschönen Saisonstart, Foto: Sutton

Steiner überzeugt: Magnussens Zeit wird kommen

Der Däne als Underperformer? Mitnichten. Steiner stärkt K-Mag den Rücken: "Mit Kevin haben wir zwar nicht performt, aber das kommt, da habe ich keine Zweifel - er war in Spanien sehr gut! Wir hatten einfach ein schwieriges Wochenende, weil wir nie richtig in Fahrt gekommen sind. Das Auto hat den Speed, dehalb ist der Frust dann natürlich gro, weil Gelegenheiten wie diese nicht auf Bäumen wachsen. Aber das ist Racing. Du musst einfach aufstehen und es noch härter versuchen."