Kaum eine Motorsportserie befindet sich derzeit so im Aufwind wie die Formel E. Für die Saison 2018/19 sind mit Audi, BMW, DS (Citroen), Jaguar, Renault und Mahindra fünf große Hersteller eingeschrieben, die einen eigenen Antrieb entwickeln wollen. Hinzu kommen vier weitere Privatiers. Während die Serie aktuell noch das Manko zu tragen hat, dass die Fahrer im Laufe eines Rennens ihr Fahrzeug wechseln müssen, weil die Kapazitäten der Batterien nicht ausreichen, soll in etwas mehr als einem Jahr damit Schluss sein.

Neben den genannten Herstellern hatte sich auch Mercedes die Option offengehalten, ab 2018 Teil der Elektrorennserie zu werden. Nach aktuellem Stand sind die Stuttgarter zwar noch nicht dabei, das Interesse an einem Einstieg ist jedoch verbrieft. Nun hat sich auch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne zu einem möglichen Engagement der Italiener geäußert. Und er scheint nicht abgeneigt. Zumindest spiele die Elektrifizierung der Automobilbranche auch bei Ferrari eine Rolle.

"Die Hybridisierung ist entscheidend für Ferrari", sagte Marchionne dem FIA-Magazin Auto. In der Formel 1 musste Ferrari diesen Weg spätestens mit der Einführung der Power Units 2014 gehen. Für die Straßenautos mit dem springenden Pferd sei die Hybridtechnik wichtig.

"Die Herausforderung ist es, von der Hybridisierung nicht nur zu profitieren, in dem man die Emissionen reduziert, sondern auch durch die Steigerung von Performance. Wir haben bereits ein hybrides Supercar entwickelt, den LaFerrari. Und für zukünftige Modelle werden wir uns weitere Technologien zunutze machen, so auch die Elektrizität", erklärt Marchionne.

Er gibt jedoch zu, dass Ferrari nicht mit anderen Marken zu vergleichen sei. "Die Herangehensweise ist komplett anders, als bei den Marken für den Massenmarkt. Bei Ferrari geht es um die Emotion des Fahrens", hält er fest.

So könnte ein künftiger Formel-E-Renner von Ferrari aussehen, Foto: Olcay Tuncay Karabulut
So könnte ein künftiger Formel-E-Renner von Ferrari aussehen, Foto: Olcay Tuncay Karabulut

Formel-1-Programm mit Alfa Romeo?

Was bedeutet das für ein mögliches Formel-E-Engagement von Ferrari? "Es ist schwierig zu sagen", so der Ferrari-Chef. "Aber ich habe zwei Dinge im Sinn. Die erste Sache ist, dass wir in die Formel E einsteigen müssen, weil Hybridisierung und Elektrifizierung Teil unserer Zukunft sind. Das zweite ist, Alfa Romeo irgendwann wieder in der Formel 1 zu sehen, weil ich glaube, dass es ein Ort ist, wo die Marke hingehört. Aktuell weiß ich nicht, was von diesen beiden Dingen wahrscheinlicher ist. Aber die Tatsache, dass wir darüber reden, ist ein gutes Zeichen."

Damit hat sich die Einstellung Marchionnes zur Formel E innerhalb weniger Monate gedreht. Noch im November äußerte er sich kritisch zur Rennserie. "In der heutigen Formel E müssen die Leute das Auto wechseln, weil die verfügbare Leistung erschöpft ist. Von so etwas fühlt sich Ferrari nicht angezogen", sagte er damals.

Zudem war ihm die Verwendung eines standardisierten Chassis ein Dorn im Auge. "Die Standardisierung des elektrischen Autos läuft gegen den Kern von Ferrari. Dadurch wird verhindert, dass Ferrari technische Veränderungen am Fahrzeug vornehmen kann", kritisierte er. Zumindest die Möglichkeit ist inzwischen deutlich größer geworden.