Die Ausgangslage für den Großen Preis von Australien hätte für Williams unterschiedlicher nicht sein können. Während Felipe Massa von einem Startplatz in den Top-10 die Punkteränge ins Visier nahm, musste Debütant Lance Stroll das Rennen von ganz hinten in Angriff nehmen. Der brasilianische Routinier erreichte das vom Team gesteckte Ziel, Stroll hingegen musste das Rennen nach einem Defekt vorzeitig beenden. Zudem sorgte auch sein Unfall aus dem 3. Freien Training bei Williams vor dem Rennstart noch für eine böse Überraschung.

"Wir hatten ein ordentliches Rennen und die Pace war ziemlich gut", so Strolls Fazit nach seinem ersten Tag als Grand-Prix-Pilot. Der 18-Jährige hatte einen starken Start und lag nach der ersten Runde auf dem 14. Platz. "Einige Fahrer haben sehr früh gebremst und so konnte ich ein paar Plätze gutmachen. Das war etwas riskant, dabei hatte ich gar nicht geplant, auf Risiko zu gehen", so Stroll.

Lange halten konnte er sich im Mittelfeld jedoch nicht, denn schon in Runde fünf war der erste unplanmäßige Reifenwechsel fällig. "Ich hatte einen Bremsplatten und musst zum Boxenstopp. Wir haben dann auf eine Zweistopp-Strategie gewechselt", erklärte der Rookie, der danach ein unauffälliges Rennen fuhr - bis man ihn in der zweiten Rennhälfte im Notausgang und in Runde 40 an der Box sah, wo sein Rennen endete.

Stroll machte in der ersten Runde einige Positionen gut, Foto: Sutton
Stroll machte in der ersten Runde einige Positionen gut, Foto: Sutton

Defekt stoppt Stroll und Nachwehen vom Qualifying sorgen für Bestrafung

Was zunächst nach einem Fahrfehler in Kurve 13 aussah, war laut Stroll ein Problem an seinem FW40. "Ich habe auf das Pedal getreten und es wurde immer länger. Zum Glück gab es an der Stelle eine Auslaufzone", gab er zu Protokoll. Chief Technical Officer Paddy Lowe bestätigte die Aussage seines Fahrers. "Es ist schade, dass er mit einem Bremsdefekt aufgeben musste. Das ist etwas, das wir für die kommenden Rennen definitiv in den Griff bekommen müssen", sagte der Brite.

Neben Strolls problembehaftetem Rennen sorgte am Morgen des Renntags außerdem eine Mitteilung der FIA für Aufsehen. Dass die Crew Strolls Williams nach seinem Unfall am Samstag rechtzeitig vor dem Qualifying neues Getriebe verpasst hatte, war eigentlich kein Geheimnis. Die Offiziellen teilten jedoch vor dem Rennstart mit, dass Williams aufgrund eines Formfehlers mit einer Strafe in Höhe von 25.000 US-Dollar belegt wird - zusätzlich zu Strolls Startplatz-Strafe von fünf Positionen.

FIA hat Nachsehen mit Williams

Offenbar hatte das Team Artikel 23.5c des Reglements missachtet. "Man war sich einig, dass das Team den Technischen Delegierten der FIA nicht ausdrücklich vom Wechsel des Getriebes am Auto mit der Startnummer 18, der zwischen dem 3. Freien Training und dem Qualifying stattgefunden hatte, informiert hatte", so der Wortlaut von den Offiziellen rund um den Technischen Delegierten Jo Bauer.

Die Regel besagt, dass im Falle eines Komponente-Wechsels seitens des Teams eine mündliche Kommunikation an den Technischen Delegierten oder einen seiner Kommissare notwendig ist. Diese fand aber offenbar nicht statt, sodass die FIA die Bestrafung aussprach. Die Regelhüter ließen jedoch Milde walten, indem sie die Strafe zur Bewährung aussetzten. Williams muss also erst bei einer wiederholten Regelmissachtung zahlen.

Massa war mit seinem Saisonauftakt mehr als zufrieden, Foto: Sutton
Massa war mit seinem Saisonauftakt mehr als zufrieden, Foto: Sutton

Massa: Nicht schlecht für so einen alten Jungen

Während es bei Stroll viel Schatten gab, lief es für Felipe Massa im Schwesterauto wie am Schnürchen. Der Routinier gab bei seinem Comeback vom Rücktritt, der eigentlich keiner war, mit Platz sechs und acht WM-Punkten eine gute Figur ab. Schon am Start konnte er Haas, die an diesem Tag Williams' Hauptkonkurrent waren, überrumpeln. "Ich wusste, dass es das Wichtigste für mich sein würde, Grosjean zu überholen. Ich hatte einen guten Start und habe ihn kassiert", freute sich Massa.

Während der Franzose im Haas später mit einem Defekt ausfiel, lag Massa sicher auf der sechsten Position, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. "Mein Rennen war danach bis zum Ende relativ unbeschwert", fügte Massa an, der mit der Gesamtleistung an diesem Tag mehr als zufrieden war: "Mein Reifenmanagement, die Konstanz, die Arbeit des ganzen Teams, die Boxenstopps. Alles hat wirklich gut funktioniert."

Der 35-Jährige schien die Verlängerung seiner Formel-1-Karriere nach dem ersten Rennen des Jahres alles andere als zu bereuen. "Wir haben es geschafft, die Teams hinter uns auf dem richtigen Weg zu besiegen. In Hinsicht auf die Weltmeisterschaft ist das etwas, worauf wir aufbauen können. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis heute, vielen Dank an das gesamte Team. Das war nicht schlecht für so einen alten Jungen!"