Für Lokalmatador Daniel Ricciardo hätte der Auftakt in die Formel-1-Saison 2017 kaum schlechter laufen können. Nachdem er am Samstag im Qualifying im entscheidenden Moment seinen Red Bull in Kurve 14 in die Reifenstapel gesetzt und sich damit ohnehin schon eine erschwerte Ausgangslage für das Rennen auferlegt hatte, holten ihn am Rennsonntag die Folgen seines Fehlers ein zweites und ein drittes Mal ein. Statt Zählbarem gab es einen Ausfall und jede Menge Frust.

"Das war nicht das Wochenende, das ich zuhause haben wollte. Dass all diese Dinge ausgerechnet bei meinem Heimrennen passieren, ist wahrscheinlich das am meisten frustrierende an der Sache", gab Ricciardo nach seinem Ausfall in der 28. Runde des Rennens zu Protokoll. Statt im Kampf um das Podium oder zumindest um WM-Punkte, lag er zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits drei Runden hinter der Spitze zurück. Schuld daran war eine Reihe von Defekten, die gleichzeitig Konsequenzen seinem Unfall im Zeittraining waren.

"Der Crash im Qualifying war sowieso schon ein Rückschlag für uns, und dann hatten wir erst ein Problem auf dem Weg ins Grid und dann nochmal im Rennen. Beide Male ist das Auto einfach stehengeblieben und ich konnte nichts mehr machen", so der enttäuschte Red-Bull-Pilot, der im Interview mit RTL nach dem Rennen schon wieder etwas besser gelaunt war und eine Frustbewältigung der australischen Art ankündigte: "Ich weiß, was ihr jetzt hören wollt: Ich genehmige mir ein paar Drinks."

Ricciardos Red Bull wurde vor dem Start per LKW zurück an die Box geschleppt, Foto: Motorsport-Magazin.com
Ricciardos Red Bull wurde vor dem Start per LKW zurück an die Box geschleppt, Foto: Motorsport-Magazin.com

Ricciardos Debakel in drei Akten

Nach diesem Wochenende dürfte Verdrängung in der Tat nicht die schlechteste Lösung sein. Bereits durch den Fahrfehler in Q3 stand für Ricciardo am Samstagnachmittag zunächst nur der zehnte Startplatz beim Heimrennen im Albert Park zu Buche. Allerdings gab es angesichts des Einschlagwinkels beim Crash Zweifel, ob sein Getriebe den Vorfall überlebt hatte: Ricciardo war mit dem Heck zuerst in die Streckenbegrenzung eingeschlagen. Am Sonntagmorgen bewahrheiteten sich die Befürchtungen und Red Bull vermeldete einen Getriebewechsel am Boliden mit der Startnummer 3.

Durch die aus dem Getriebewechsel resultierende Startplatz-Strafe von fünf Positionen rutschte Ricciardo im Grid weiter ab. Doch damit war für den Australier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Auf dem Weg in die Startaufstellung blieb sein RB13 mit einem Elektronik-Defekt liegen. "Der Motor läuft noch, aber ich stecke im sechsten Gang fest", so Ricciardo im Funk. Da er den Wagen selbst nicht mehr ans Laufen bekam, musste er per LKW zurück an die Box geschleppt werden.

Ricciardo bekam nach seinem Ausfall die Unterstützung der Fans zu spüren, Foto: Sutton
Ricciardo bekam nach seinem Ausfall die Unterstützung der Fans zu spüren, Foto: Sutton

Fans feiern Ricciardo

Damit war klar, dass Ricciardo das Rennen, wenn überhaupt, nur aus der Box aufnehmen würde. Doch selbst der Abbruch des ersten Starts verschaffte der Red-Bull-Crew nicht genügend Zeit, um das Auto rechtzeitig für den regulären Rennstart fit zu bekommen. Lange sah es so aus, als ob die Fans auf den Tribünen ihren Landsmann gar nicht auf der Strecke sehen würden. Erst in der dritten Runde konnte der 27-Jährige das Rennen aufnehmen.

"Es war ein wirklich frustrierender Start für uns mit den Problemen bei Daniel", so Teamchef Christian Horner, der auf die Leistung seiner Crew dennoch sehr stolz war: "Es war unglaublich, was die Mechaniker geleistet haben, um ihn zurück ins Rennen zu bringen." Die erhoffte Safety-Car-Phase, um Ricciardo irgendwie wieder ins Spiel zu bringen, blieb jedoch aus. Stattdessen war gegen Rennhälfte frühzeitig Feierabend.

Ricciardo hätte seinen Fans gerne mehr von sich gezeigt. "Selbst als ich rausgerollt bin, habe ich sie noch jubeln und meinen Namen rufen hören. Das bedeutet mir sehr viel und dadurch fühle ich mich jetzt trotz allem viel besser, als ich es sonst getan hätte", so der viermalige GP-Sieger, der seinen Landsleuten Widergutmachung anbot: "Wenn es Aussies gibt, die in ein paar Wochen noch Energie übrig haben, kommt nach China und ihr seht hoffentlich ein besseres Rennen von mir."