Wie stark ist Valtteri Bottas im Vergleich zu Lewis Hamilton wirklich? Das Qualifying in Melbourne verschaffte eine erste verlässliche Antwort auf diese Frage. Und der Finne zog sich achtbar aus der Affäre. In der ersten Qualifikation für Mercedes wurde Bottas Dritter, sein Rückstand auf Hamilton betrug weniger als drei Zehntelsekunden. Nico Rosberg hatte vor Jahresfrist an gleicher Stelle eine Zehntel mehr auf Hamilton verloren.

Doch trotz dieser ermutigenden Zahlen war Bottas nicht ganz zufrieden. Vor allem, dass er nur aus Reihe zwei startet, entsprach nicht seinen Erwartungen. "Platz drei ist nicht ideal", meint der Neuzugang von Williams. "Ich habe keine perfekten Runden hingebracht, das stellt mich nicht zufrieden. Aber morgen ist der Tag, der zählt", blickt er voraus.

Sebastian Vettel würde Bottas gerne im Rennen besiegen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel würde Bottas gerne im Rennen besiegen, Foto: Sutton

Vettel trübt Bottas' Laune

Noch am Freitag musste Bottas seinen Teamkollegen in beiden Trainings deutlich ziehen lassen. Doch pünktlich zum Samstag hatte der 27-Jährige seinen Fluss gefunden. Dass es trotzdem nicht zu einer reinen silbernen Startreihe gereicht hat, wurmte ihn. "Als Team wollen wir nicht, dass sich ein Auto eines anderen Teams zwischen uns stellt. Ich bin immer optimistisch, aber in dieser Hinsicht kann ich auch enttäuscht sein", findet er.

Für Bottas ist 2017 das wohl entscheidende Jahr seiner Karriere. Schafft er es, sich gegen Hamilton zu behaupten und Akzente in Form von bestenfalls Siegen zu setzen, ist er endgültig in der Riege der Top-Fahrer der Formel 1 angekommen. Dass er über Talent verfügt, war von Beginn an seiner Karriere klar. Zuletzt aber schien er etwas zu stagnieren. Der Rücktritt von Nico Rosberg war in dieser Hinsicht ein Geschenk des Himmels für ihn, da er nun für ein absolutes Top-Team fährt.

Mit dem Rücktritt von Nico Rosberg bot sich für Valtteri Bottas die große Chance, Foto: Sutton
Mit dem Rücktritt von Nico Rosberg bot sich für Valtteri Bottas die große Chance, Foto: Sutton

Gleichzeitig sieht er sich auch einem großen Erwartungsdruck ausgesetzt. Top-Platzierungen sind fast Pflicht mit einem Mercedes, und zu groß sollte der Rückstand auf Hamilton dann doch nicht ausfallen, sonst werden sich die Stuttgarter wohl schnell nach einer Alternative umsehen. Und für Bottas wäre der Traum von einem möglichen Titelgewinn wohl vorbei. Ein Jahr läuft sein Vertrag bei den Silberpfeilen. Wenig Zeit, sich zu beweisen. Entsprechend groß die Ansprüche an sich selbst. Toto Wolff stellt sich hinter seinen Fahrer und versucht, ihm den größten Druck zu nehmen.

"Bottas ist wettbewerbsfähig. Er hat sich seine eigenen Ziele gesetzt und das ist die richtige Herangehensweise", sagte Wolff. "Er hat sich im Auto hier sehr gut verbessert. So nah in unterschiedlichen Sessions dran zu sein, ist das, was wir uns erhofft hatten. Da herrscht extrem viel Druck, wenn man ihn in das Auto setzt und an die Seite von Lewis. Damit ist er sehr gut umgegangen", verteilte er ein Lob an seinen Schützling.

Wolff: Gab nie Zweifel an Bottas

Am Freitagabend kam es nach den Trainings zum Gespräch mit Bottas, wie Wolff berichtet. Dort habe sich der Charakter von Bottas gut gezeigt. "Er war sehr fokussiert", erklärte der Österreicher. "Es gab nie Zweifel, dass er das Auto schnell bewegen kann. Nun geht es darum, die einzelnen Punkte zusammenzubekommen. Er muss lernen und sich entwickeln. Bis jetzt hat er keinen Fehler gemacht. Er ist weitergefahren und man hat gesehen, wie die Zeiten zusammenkamen", merkt er an. In zwei der vier Sessions am Samstag war Bottas sogar schneller als Hamilton.

Punkte werden jedoch erst am Sonntag verteilt. Startplatz zwei wäre für Bottas nach eigener Ansicht vorteilhafter gewesen. "Für uns als Team wäre es eine bessere Startposition gewesen, auch für mich persönlich ist jede Position wichtig", stellt er klar. Dennoch versucht er das Beste an der Situation zu sehen. "Wir sind beide auf der sauberen Seite. Das ist das Positive. Ich bin auf Platz drei und schaue nun auf das Rennen voraus", so Bottas.