Ganz bitterer Saisonauftakt für Pascal Wehrlein: Wie das Sauber Team am Samstagvormittag in einer Pressemitteilung verkündete, wird Wehrlein nicht beim Australien GP in Melbourne an den Start gehen. Wehrlein soll die Entscheidung selbst getroffen haben, der Grund dafür ist sein Trainigsrückstand nach seiner Rückenverletzung im Winter. Ersetzt wird er ab dem dritten Freien Training von Antonio Giovinazzi, der ihn auch schon bei den Testfahrten in Barcelona ersetzte.

"Ich fühle mich mit meinem Trainingsrückstand noch nicht fit genug für eine komplette Renndistanz, und das habe ich dem Team gestern Abend mitgeteilt", so Wehrlein. "Deshalb haben die Verantwortlichen des Sauber F1 Teams entschieden, kein unnötiges Risiko einzugehen und den Fahrerwechsel noch vor dem dritten freien Training durchzuführen. Es ist sehr schade, aber ganz im Sinne des Teams."

Wehrlein hat noch immer Probleme, Foto: Sutton
Wehrlein hat noch immer Probleme, Foto: Sutton

Die FIA-Ärzte hatten Wehrlein am Donnerstag noch die Starterlaubnis erteilt. Wehrlein stellt aber klar: "Mein Rücken ist komplett gesund, damit hat es nichts zu tun. Es geht rein um die Fitness." Ärzte waren in die Entscheidung am Freitagabend nicht involviert, so der DTM-Champion von 2015.

Teamchefin Monisha Kaltenborn schätzt die Entscheidung Wehrleins: "Wir haben großen Respekt vor Pascals Offenheit und Professionalität zu diesem Thema. Diese Entscheidung zu treffen ist ihm nicht leicht gefallen. Das unterstreicht seine Qualitäten als Teamplayer. Doch an erster Stelle steht seine Fitness und in solchen Fällen gehen wir überhaupt kein unnötiges Risiko ein."

Beim zweiten Saisonlauf in China soll Wehrlein wieder planmäßig im Auto sitzen - auf Bewährung. "In China sehen wir am Freitag weiter." Der enge Zeitplan macht ihm dabei keine Sorgen. Durch die weiten Reisen bleibt nicht viel Zeit für viel Training. "Man verliert seinen Trainingszustand schnell, aber man erreicht ihn genauso schnell auch wieder."

Wehrlein fuhr am Freitag noch beide Trainingssessions und zeigte sich in der späteren Medienrunde noch recht fit. Der Deutsche hatte sich beim Race of Champions im Januar bei einem Überschlag eine Rückenverletzung zugezogen, die ihn dazu zwang, die erste Testwoche auszulassen.

In der zweiten Testwoche musste Sauber den Testplan kurzfristig umstellen. Wehrlein und Teamkollege Marcus Ericsson wechselten sich jeweils zur Mittagspause ab. "Tests sind Tests, Rennen sind Rennen. Wir sind in Barcelona Longruns gefahren, aber keine Renndistanz." In der Tat fuhr Wehrlein auffällig wenig. An seinem fleißigsten Tag kam er auf lediglich 59 Runden - über vier Stunden verteilt.

Theoretisch wäre ein Start möglich, aber Wehrlein sieht die Gefahr: "Die Fitness reicht nicht für längere Runs, ich könnte mich nicht voll auf das Racing konzentrieren und damit nicht die maximale Leistung abliefern - ich will keine Einschränkungen haben. Wenn man sich nicht nur auf das Fahren konzentrieren kann, verliert man den Fokus."

"Es war eine ganz, ganz schwere Entscheidung", so Wehrlein. "Wer mich kennt, der weiß, wie ehrgeizig ich bin. Aber es war von Anfang an die Voraussetzung, sehr ehrlich mit dieser Situation umzugehen." Teamchefin Kaltenborn hat dafür Verständnis: "Es ist keine einfache Situation für das Team. Er hat einen hohen Anspruch an sich selbst und dem müssen auch wir gerecht werden."

Giovinazzi erfährt erst am Samstag von seinem Glück

Ersatzpilot Antonio Giovinazzi machte bei seinem Testeinsatz in Barcelona einen guten Eindruck. Der Italiener wurde im Winter in das Ferrari-Nachwuchsprogramm aufgenommen, nachdem er in seiner GP2-Debütsaison starke Leistungen gezeigt und die Vizemeisterschaft gewonnen hatte. Auch Mercedes zeigte Interesse an Giovinazzi.

Antonio Giovinazzi ersetzt Pascal Wehrlein beim Australien GP, Foto: Motorsport-Magazin.com
Antonio Giovinazzi ersetzt Pascal Wehrlein beim Australien GP, Foto: Motorsport-Magazin.com

Auch wenn die Entscheidung Sauber-intern schon am Freitagabend gefällt wurde, wurde Giovinazzi erst am Samstagvormittag über seinen überraschenden Einsatz informiert. Sauber wartete die Entscheidung der FIA ab, die dem Fahrerwechsel stattgeben musste.

Kaltenborn erwartet von Giovinazzi nun keine Wunder: "Er soll das Rennen durchfahren, weil das alles für ihn sehr überraschend kam." Wunder sind von Sauber allerdings ohnehin nicht zu erwarten. Zwar läuft der C36 deutlich besser als bei den Testfahrten, für die Punkte wird es aus eigener Kraft allerdings nicht reichen.