Sauber schien nach den Testfahrten der Top-Kandidat auf die rote Laterne für Australien zu sein. Am ersten Trainingstag des Auftaktwochenendes hielten sich Pascal Wehrlein und dessen Teamkollege Marcus Ericsson jedoch wacker im Mittelfeld. Die Schweizer verzeichneten damit einen deutlichen Aufwärtstrend gegenüber den Barcelona-Tests. Mercedes-Junior Wehrlein musste sich Ericsson jedoch in beiden Sessions geschlagen geben.

Eine respektive eine halbe Sekunde fehlten Wehrlein in den Freien Trainings in Melbourne auf seinen Stallgefährten. Wie bei den Pre-Season-Tests war er damit erneut langsamer als Ericsson. Die Vermutung lag nahe, dass nach seiner Verletzungspause im Winter immer noch das Erfahrungsdefizit ausschlaggebend für den Rückstand war. "Das hat nichts mit den Testfahrten zu tun", wiegelt Wehrlein ab.

Obwohl er zugibt, dass ihm etwas mehr Streckenzeit mit dem 2017er Boliden gut tun würde. "Natürlich werde ich mit mehr Erfahrung im Auto schneller und tanke mehr Selbstvertrauen", fügt er an. Sein Team war am Freitag im Albert Park jedoch fleißig damit beschäftigt, unterschiedliche Spezifikationen der Boliden zu erproben. "Wir sind unterschiedliche Konfigurationen gefahren mit anderen Aerodynamik-Paketen", so Wehrlein.

Ericsson war schneller als Wehrlein und landete einmal im Kiesbett, Foto: Sutton
Ericsson war schneller als Wehrlein und landete einmal im Kiesbett, Foto: Sutton

Wehrlein trotz Rückstand zuversichtlich

Für den 22-Jährigen ist damit klar, welcher Faktor in erster Linie für den Rückstand auf den Teamkollegen verantwortlich war. Mit zwei identisch aufgebauten Sauber C36 rechnet er sich bessere Chancen aus. "Jetzt müssen wir die unterschiedlichen Teile vergleichen und sehen, was besser war, und sie dann auch an meinem Auto anbringen", so Wehrlein.

Dementsprechend gibt er sich gegenüber Motorsport-Magazin.com zuversichtlich, dass die Lücke zum Teamkollegen nach dem Abgleich der Fahrzeugdaten am Samstag schnell geschlossen werden kann: "Wir sind dran. Besonders, wenn du unterschiedliche Aeropakete hast, ist es immer sehr interessant, zu vergleichen."

Sauber ist gut dabei

Die kleine Niederlage im teaminternen Duell war für Wehrlein insofern zu verkraften, da die Leistung Ericssons auch ihm bessere Chancen im Kampf gegen die Konkurrenz verspricht. "Es sieht so aus, als ob wir bei der Pace besser sind als in Barcelona. Das ist gut, denn es bedeutet einen Schritt vorwärts - besonders mit dem Auto des Teamkollegen" kann er den zwei 15. Plätzen des Stallgefährten Positives abgewinnen.

Ericsson teilt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die Ansichten Wehrleins. "Die Balance des Autos ist viel besser als in Barcelona. Wir machen Schritte in richtige Richtung", so der Schwede, der seine dritte Saison für den Rennstall aus der Schweiz angeht. Neben dem Fakt, dass er seinen Boliden in der zweiten Session in Kurve 6 im Kiesbett versenkte, funktionierte allerdings auch von technischer Seite nicht alles reibungslos: "Ein paar Sachen haben heute bei uns nicht funktioniert. Wir haben uns nur um ein Zehntel verbessert, dabei hätte mehr drin sein sollen."

Wehrlein indessen erwartet im Laufe des Wochenendes weitere wichtige Zehntel nicht nur vom Auto, sondern auch von sich. Denn neben dem kleinen Erfahrungsdefizit mit seinem neuen Arbeitsgerät, braucht er offenbar auch noch etwas Zeit, um wieder mit dem Kurs im Albert Park warm zu werden. "Für mich geht es um mehr Erfahrung im Auto und mehr Erfahrung auf dieser Rennstrecke: Es ist eine lange Zeit her, denn es war hier letztes Jahr mein erstes Rennen und ich erinnere mich nicht mehr an so viel."