Ferrari darf sich beim Saisonauftakt der Formel 1 in Australien besonderer Beobachtung sicher sein. Nach den überzeugenden Auftritten bei den Testfahrten in Barcelona gilt die Scuderia als Hoffnung all jener, die sich nach Jahren der Mercedes-Dominanz nach Spannung im Titelkampf sehnen. Ferrari fuhr in Spanien zeitenmäßig beinahe in einer eigenen Liga und schien dabei noch lange nicht alle Reserven aufgedeckt zu haben.

Entwicklung über das Jahr

Sebastian Vettel aber hält nichts von all den Vorschusslorbeeren. "Um wirklich einzuordnen, wo wir sind, ist es zu früh. Es wird ein langes Jahr, deswegen versuchen wir auf dem richtigen Fuß aufzustehen und der Rest wird sich dann im Laufe des Jahres zeigen", so der Deutsche. Aufgrund der komplett neuen Autos ist im Laufe der Saison mit einem regelrechten Entwicklungskrieg zu rechnen. Das Kräfteverhältnis kann sich somit wieder drehen.

Bei Ferrari hat man sich nach den letzten Jahren, als Ankündigungen meist leere Hülsen blieben, einer neuen Strategie unterworfen. Man redet weniger und gibt sich dabei konservativer. Vettel wirkt jedoch überzeugend, wenn er Ferrari für Australien nicht in die Favoritenrolle schieben lassen will. Trotz oder gerade aufgrund der Testfahrten.

"Man darf sich nicht täuschen lassen. Die Zeiten bei den Tests kann man sehr stark beeinflussen. Ich denke, wir haben noch nicht alles gesehen, was es zu sehen gibt", hält Vettel fest. "Deswegen ist es nicht richtig, jetzt falsche Euphorie zu verbreiten. Wir müssen die Füße auf dem Boden lassen. Wir wissen, dass wir noch sehr viel vor uns haben und dass wir uns noch sehr stark steigern können. Und daran müssen wir arbeiten", stellt der Heppenheimer klar. Mercedes sei immer noch die Messlatte.

Neue Regeln aus Fahrersicht optimal

Ob Ferrari tatsächlich Mercedes herausfordern kann, bleibt als spätestens bis Samstag unklar. Was jedoch bereits sicher ist: Die neuen Autos bedeuten eine Zeitenwende der Formel 1 allgemein. Zumindest aus Fahrersicht sei dies der richtige Schritt, meint Vettel.

"Dieses Jahr ist es richtig viel schneller geworden. In den letzten Jahren ist es ein wenig stagniert. Nicht unbedingt was die Rundenzeit angeht, aber man hat es eingetauscht sozusagen", sagte er. "Man wurde viel schneller auf der Geraden, ein bisschen langsamer dafür in der Kurve. Und jetzt ist man aus Fahrersicht wieder auf dem besseren Weg, damit es schneller um die Ecke geht", schildert er die Sicht der Piloten.

Mit den neuen Aitos kommt die Freude am Fahren zurück, Foto: Sutton
Mit den neuen Aitos kommt die Freude am Fahren zurück, Foto: Sutton

Gleichzeitig herrscht die Befürchtung vor, dass das Plus an Abtrieb zu einem Minus an Überholvorgängen führen könnte, Stichwort dirty air. Hinzu kommen die deutlich haltbareren Reifen, wodurch strategische Optionen abnehmen. Ein Umstand, den auch Vettel anmerkt.

"Ich glaube, das Überholen ist nicht einfacher geworden. Die Tatsache, dass die Reifen länger halten ist für uns schön, weil wir öfter und länger ans Limit gehen können. Ob sich das in ein besseres Rennen für die Zuschauer auswirkt, ist schwer vorherzusehen", gibt er zu. Gleichzeitig hofft er: "Wenn man sieht, dass wir mehr ans Limit gehen, haben die Fans vielleicht auch wieder mehr Spaß."