Valtteri Bottas hat es nicht leicht. Seit seinem Wechsel zu Mercedes stellen sich Beobachter die Frage, wie sehr er in der Saison 2017 das Teamduell gegen Lewis Hamilton verlieren wird. Der Brite gilt nach dem verlorenen WM-Titel im vergangenen Jahr als Top-Favorit. Kaum jemand glaubt, dass Neuzugang Bottas seinem dominanten Teamkollegen das Wasser reichen kann. Dabei präsentierte sich der Finne während der Winter-Testfahrten in Barcelona durchaus stark.

Ginge es rein nach den Zahlen, bräuchte sich Bottas nicht vor Hamilton zu verstecken. Während der achttägigen Tests fuhr er nicht nur mehr Kilometer, sondern sicherte sich auch noch die schnellere Rundenzeit im direkten Vergleich. "Bis jetzt sieht es ziemlich eng aus, aber es sind nur Tests", sagte Bottas in der vergangenen Woche. "Um ehrlich zu sein, fuhren wir ziemlich unterschiedliche Programme. Aber es gab schon ein paar gute Daten zum Vergleichen."

Lauda: Bottas muss sich noch entwickeln

Während Bottas kürzlich meinte, dass er gewisse Dinge von Hamilton lernen wolle, um von dessen Erfahrung mit dem Team zu profitieren, schien dieser noch kein allzu großes Interesse am Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg zu haben. Hamilton in der vergangenen Woche: "Ich habe seine Daten noch nicht genau gesehen, in Australien wird man es wissen. Wir haben bislang noch nicht so viel zusammengearbeitet."

Andere schauten bei Bottas' Debüt im Silberpfeil genauer hin - etwa die Mercedes-Chefetage. Niki Lauda nannte sogar konkrete Zahlen nach seinen ersten Betrachtungen. "Valtteri ist bis auf zwei Zehntel an Lewis' Qualifying-Performance herangekommen, was schon sehr gut ist", sagte Lauda zu RTL. Bei einer anderen Disziplin sah er Bottas noch im Nachteil: "Im Longrun muss er sich noch entwickeln."

Fazit der Formel 1-Tests in Barcelona (05:53 Min.)

Mehr als zufrieden mit Bottas

Dass Hamilton über die Distanz einen besseren Eindruck hinterlassen habe, war für Lauda allerdings keine Überraschung. "Das ist ganz einfach zu erklären", so der Mercedes-Vorstandsvorsitzende. "Er fährt zum ersten Mal den Mercedes und hat noch nicht die Erfahrungswerte, die Lewis hat. Das muss er sich alles noch erarbeiten. Das wird er auch tun. Bis jetzt bin ich mehr als zufrieden mit seiner Performance."

Bottas nutzte die Test-Tage intensiv, um sich mit dem Silberpfeil, dem Team und all den neuen Abläufen vertraut zu machen. "Seit dem ersten Tag habe ich große Fortschritte gemacht", sagte er. "Ich denke, wir haben das Meiste aus den Tests herausgeholt, auch, wenn ich gerne noch mehr getestet und Sachen ausprobiert hätte." Dabei war Bottas der Fleißigste aller Fahrer: 628 Runden spulte er in Barcelona ab. Hamilton fuhr mit 468 Runden die drittmeisten aller Piloten.

Hinter den Kulissen der Mercedes-Präsentation (02:20 Min.)

Rekordknacker Bottas?

Auch bei den Rundenzeiten setzte sich Bottas knapp durch. Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:19.310 Minuten ordnete er sich auf Platz drei in der Zeitentabelle ein. Nur die beiden Ferrari-Piloten waren noch schneller. Hamilton war nur unwesentlich langsamer als Bottas mit seiner schnellsten Runde - 1:19.351 Minuten. "Ich bin nicht sicher, ob von uns einer hier Quali ähnliche Runden gefahren ist, und in einer echten Rennsituation waren wir auch noch nicht", sagte Bottas.

Lange dauert es aber nicht mehr, bis es ernst wird. In zwei Wochen steigt der Saisonauftakt in Australien, dann geht's um die Wurst. Bottas versteckte sich im Vorfeld nicht vor seinem Teamkollegen, der auf den vierten WM-Titel schielt: "Dieses Jahr könnte es ein paar Rekorde geben, die gebrochen werden. Es wäre cool, wenn wir mit einem Rundenrekord in Melbourne beginnen würden. Wenn das der Fall sein sollte, gelingt es hoffentlich mir."