Es war alles andere als ein glücklicher Einstand, den Lance Stroll vergangene Woche bei Williams erlebte. In seinem ersten Einsatz am Mittwoch drehte er sich und rodete durch das Kiesbett, wodurch der Frontflügel des Kanadiers Schaden genommen hatte. Da Williams keinen Ersatz dabei hatte, war der Testtag für Stroll nach nur zwölf Runden beendet. Um am nächsten Tag einsatzbereit zu sein, finanzierte sein Vater den Transport des Frontflügels per Privatjet in die Fabrik nach Grove, wo er repariert wurde. In der gleichen Nacht ging es zurück, Stroll konnte am Mittwoch fahren.

Dieser Tag lief für den 18-Jährigen aber nicht viel besser. Morgens ein harmloser Dreher, nachmittags aber ein Einschlag in der Mauer. Chassis beschädigt, Williams musste den letzten Testtag der ersten Woche absagen. Schon war sich Stroll der Aufmerksamkeit sicher, aber wohl anders, als er es geplant hatte. Gar als neuer Maldonado wurde er schon bezeichnet. Doch anstatt die Nerven zu verlieren, wie es für einen Rookie in seinem Alter wohl wenig überraschend gewesen wäre, zog Stroll bislang eine tadellose zweite Woche durch. Ja, Stroll war im Einsatz. Sowohl am Mittwoch, als auch am heutigen Donnerstag bestritt der Kanadier jeweils einen halben Tag.

Papa Lawrence Stroll beobachtet seinen Sohn genau, Foto: Sutton
Papa Lawrence Stroll beobachtet seinen Sohn genau, Foto: Sutton

Stroll beeindruckt sein Team

Mit 59 respektive 85 Runden spulte Stroll zwei ganze Renndistanzen ab, und das ohne gemeldeten Zwischenfall. Eine Leistung, die Rob Smedley Respekt abfordert. Der Head of Performance Engineering des Williams-Teams zeigt sich angetan, wie Stroll die anfängliche Kritik wegsteckte. "Er hatte einen schweren Start letzte Woche, aber das war absolut nichts, was wir nicht erwartet hätten. Diese größeren Autos sind definitiv schwerer zu fahren. Das ist Teil der Lernkurve. Was sehr beeindruckend ist, ist die Art und Weise, wie sich Lance diese Woche daran angepasst hat", so Smedley.

Sowohl Stroll, als auch Massa waren auf dem ungefähr gleichen Programm an den beiden Tagen unterwegs. Stroll fuhr exakt wie Massa am Mittwoch seine Bestzeit mit Ultrasofts, am Donnerstag fuhren beide reine Rennsimulationen. Und Stroll scheint tolle Arbeit verrichtet zu haben. "Was wir in dieser Woche von ihm gesehen haben, ist sehr beeindruckend. Er hat nichts falsch gemacht, und das nach dieser Aufmerksamkeit letzte Woche. Er hat einen tollen Charakter. Und er ist erst 18 Jahre alt, daran müssen wir uns erinnern", fordert Smedley.

Lance Stroll bewies nach der ersten Woche Nerven, Foto: Sutton
Lance Stroll bewies nach der ersten Woche Nerven, Foto: Sutton

Williams voll im Plan

Zudem sei die erste Woche auch gar kein so großes Hindernis gewesen, wie man hätte annehmen können, erklärt Smedley. "Mit einem guten Tag morgen haben wir mehr oder weniger genau das geschafft, was wir tun wollten. Ich denke nicht, dass wir hinten dran sind", so der Brite auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Unser Programm musste leicht angepasst werden, aber das wäre so und so passiert in den acht Tagen, weil die Technologie für uns momentan noch so neu ist", stellt er klar.

Vielmehr sei es dem Team darum gegangen, das neue Auto zu verstehen und auch die Fahrer an ihr neues Arbeitsgerät zu gewöhnen. "Wir wollten uns die Grundlagen ansehen. Und mit Grundlagen meine ich jene der Reifen und der Aero. Denn wenn du hier in Barcelona im März den Blick zu sehr auf Details legst, kann dir das mit Blick auf die Saison eher schaden. Insgesamt sind wir in etwa da, wo wir sein wollten", hält Smedley fest.

Apropos Grundlagen: Auch bei Stroll gehe es weiterhin darum, mit jedem Tag neue Erfahrungen zu sammeln. "Er macht einen sehr guten Job. Das ist ein Lernprozess für ihn. Dieser Lernprozess wird nicht morgen hier aufhören, der wird weitergehen", ist sich Smedley der Situation bewusst. Etwaige Rückschläge seien da einkalkuliert. "Wir sind bereit, er ist bereit. Es zeigt seine Mentalität, dass er diese Herausforderung annimmt."