Tiefstapel-Alarm in der Formel 1! Bei den Testfahrten wehren sich Mercedes und Ferrari strikt dagegen, die Favoriten-Rolle vor dem Saisonstart einzunehmen. Vor allem die Silberpfeile, das dominante Team der vergangenen Jahre, spricht mehr über die Konkurrenz von Ferrari als über die eigenen Leistungen. Sebastian Vettels neue Test-Bestzeit könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, dass die Italiener tatsächlich ebenbürtig sein könnten - aber was hat Mercedes noch im Köcher?

Lewis Hamilton war jedenfalls sicher, dass Ferrari die Karten noch lange nicht auf den Tisch gelegt hat - trotz Vettels Fabelzeit am vorletzten Tag der Tests in Barcelona. "Ich glaube, dass Ferrari blufft und sie sehr viel schneller sind, als sie es gerade zeigen", sagte der Brite. "Sie sind sehr nah an uns dran. Derzeit ist es schwierig zu sagen, wer im Moment schneller ist. Aber sie sind sehr nah dran, wenn nicht sogar schneller."

Keine Spiele mehr

Wie viel Wahrheit steckt hinter Hamiltons Aussage? Immerhin fuhren beide Teams bislang mehr oder weniger auf Augenhöhe, was Rundenzeit- und auch -anzahl betrifft. Wer blufft mehr, und: Kann es sich überhaupt ein Team leisten, nur einen Teil der wirklichen Stärke offenzulegen? "Spiele gibt's jetzt überhaupt keine", glaubte Niki Lauda am Donnerstag im Gespräch mit RTL. "Alle müssen Farbe bekennen. Wenn die Regeln immer gleich sind und du vorne bist, dann geht es so weiter. Aber so ist es nicht."

Lauda sah die eigene Truppe derzeit ziemlich auf einem Niveau mit der Konkurrenz. Nur wenige Zehntel würden die Top-Teams voneinander trennen. "Mercedes, Ferrari und Red Bull haben nur zwei, drei Zehntel Unterschied bei diesem Test hier", sagte der Österreicher. Erst nach den ersten drei Rennen der kommenden Saison mit unterschiedlichen Bedingungen lasse sich das wahre Kräfteverhältnis erkennen.

Wie viel hat Mercedes noch an Performance zu bieten?, Foto: Sutton
Wie viel hat Mercedes noch an Performance zu bieten?, Foto: Sutton

Käse im Fahrerlager

Lauda: "Man muss den ganzen Käse, der im Fahrerlager geredet wird, ignorieren. Jeder probiert hier mit anderen Spritmengen irgendwas aus. Deshalb kann man die Zeiten nicht eins zu eins vergleichen. Ich bin da ganz ruhig und schaue mir die Fakten an. Der Ferrari liegt sehr gut, das muss man sagen. Mercedes und Red Bull aber auch." Jedenfalls wollte er Mercedes angesichts der früheren Erfolge nicht automatisch zum Favoriten machen. "Das sind die naiven Menschen, die sich das Leben leicht machen", sagte er. "Ich glaube, für Mercedes steht ein hartes Jahr bevor."

Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Vettel? Der vierfache Weltmeister hatte am selben Tag alles dafür getan, trotz Bestzeit keine allzu große Euphorie aufkommen zu lassen. Das ist in der Vergangenheit gerade bei Ferrari gern einmal schiefgegangen... "Es ist kein Geheimnis, dass man Favorit ist, wenn man drei Titel in Folge einfährt", sagte Vettel über die Silberpfeile. "Ob Regeländerung oder nicht: sie gilt es zu schlagen." Für Ferrari sei schon ein Podestplatz ein großer Erfolg beim Saisonauftakt in Australien.

Trotzdem gilt Ferrari aktuell als Hauptkonkurrent von Mercedes. Während Hamilton von einem Bluff seitens der Scuderia sprach, wollte Valtteri Bottas lieber keine genaue Einschätzung der Hierarchie abgeben. Der Finne sah am Donnerstag, wie Vettel seinen bisherigen Testzeit-Rekord um drei Zehntel unterbot. "Ja, es war die schnellste Zeit bisher", so Bottas. "Aber schwer zu sagen, was sie genau gefahren sind und wie viel sie aus dem Auto herausgeholt haben. Aber das sind respektable Zeiten, die sind sehr schnell. Wir sollten sie auf jeden Fall nicht unterschätzen."