Die Testfahrten gehen in ihre finale Phase und die Teams lassen immer mehr die Hosen runter. Am drittletzten Tag der Testfahrten pulverisierte Valtteri Bottas die Bestzeit der bisherigen fünf Tage und ließ mit einer 1:19.310 aufhorchen. Dabei musste der Finne noch nicht einmal die ultrasoften Reifen aufziehen, er fuhr die Zeit mit den Supersofts. Die von Pirelli vorhergesagten 1:18er Zeiten sind also nicht mehr weit. Erneut stark präsentierte sich Williams mit Felipe Massa. Der Brasilianer kam bis auf eine Zehntel an Bottas' Zeit heran, verwendete dafür aber die weichste Reifenmischung.

Ferrari - in den letzten Tagen sowohl durch Performance, als auch durch Zuverlässigkeit auffällig - hielt sich am Mittwoch etwas zurück. Wurde dies noch als planmäßig beschrieben, war der Ausritt von Kimi Räikkönen definitiv nicht gewollt. Der Finne rutschte mit knapp zwei Stunden Restzeit auf der Uhr ins Kiesbett. Bei Red Bull tauchten erstmals Probleme an der Power Unit auf, Max Verstappen musste seine Mittagspause unfreiwillig verlängern.

Kimi Räikkönen rutschte in Kurve 3 ins Kiesbett, Foto: Motorsportpics.de / Jerry Andre
Kimi Räikkönen rutschte in Kurve 3 ins Kiesbett, Foto: Motorsportpics.de / Jerry Andre

Die Zeiten: Fantastische Zeit von Valtteri Bottas! Der Mercedes-Neuzugang unterbot seine bisherige Bestzeit - aufgestellt vergangene Woche - um satte vier Zehntelsekunden. Mit einer 1:19.310 liegt er nun weniger als eine Sekunde über dem absoluten Streckenrekord auf dem Circuit de Catalunya (1:18.339), den Felipe Massa 2008 bei Testfahrten aufstellte. Dabei hatte Bottas noch nicht einmal die ultrasoften Reifen von Pirelli genutzt. Da könnte im Laufe der Woche also noch etwas gehen.

Den guten Eindruck der letzten Tage manifestiert Williams immer weiter. Bis auf eine Zehntelsekunde kam Felipe Massa an die Zeit seines ehemaligen Teamkollegen heran. Dabei war Massa jedoch bereits auf den Ultrasofts unterwegs. Kimi Räikkönen belegte in der Tageswertung Platz drei, eine Sekunde hinter der Spitze. Dicht gefolgt wurde der Finne von Max Verstappen.

Endstand des sechsten Testtages
Pos.FahrerTeamZeitRundenReifen
1.Valtteri BottasMercedes1:19.31070Supersoft
2.Felipe MassaWilliams1:19.42063Ultrasoft
3.Kimi RäikkönenFerrari1:20.40653Soft
4.Max VerstappenRed Bull1:20.432102Soft
5.Lance StrollWilliams1:20.57959Ultrasoft
6.Lewis HamiltonMercedes1:20.70279Soft
7.Nico HülkenbergRenault1:21.21361Supersoft
8.Sergio PerezForce India1:21.297100Supersoft
9.Carlos Sainz jr.Toro Rosso1:21.87291Soft
10.Romain GrosjeanHaas1:21.88796Ultrasoft
11.Pascal WehrleinSauber1:23.00059Soft
12.Fernando AlonsoMcLaren1:23.04146Soft
13.Marcus EricssonSauber1:23.38447Soft
14.Jolyon PalmerRenault1:24.77429Supersoft

Die Zwischenfälle: Lange war es sehr ruhig auf der Strecke, Ausritte oder gar Unfälle suchte man vergebens. Erst Kimi Räikkönen brachte kurz vor 16 Uhr ungewollt Stimmung in die Bude, als er seinen Ferrari im Kiesbett nahe Kurve drei parkte. Nach etwa 15 Minuten war das Auto geborgen und die Session wurde fortgesetzt.

Pech hatte Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot musste nach der Mittagspause ungewollt länger warten, ehe er sein Programm fortsetzen konnte. Der Grund: Ein Problem an der Power Unit von Renault zwang die Mechaniker, das Aggregat auszutauschen. Und auch bei Jolyon Palmer lief es nicht rund. Während Nico Hülkenberg am Vormittag auf 61 Runden kam, konnte sein britischer Teamkollege erst 90 Minuten vor Schluss wieder auf die Strecke. Was genau das Problem bei Renault war, darüber hüllten sich die Franzosen in Schweigen. Damit setzte sich die Serie unplanmäßiger Zwischenfälle für Renault fort.

Bei McLaren lief es ebenfalls wieder alles andere als gut. Nur 27 Runden fuhr Fernando Alonso am Morgen, auch der Spanier musste nach der Mittagspause lange warten, ehe er wieder auf die Strecke konnte. Dabei übertrieb es der zweimalige Weltmeister offenbar etwas und legte einen kurzen Dreher hin. Dieser hinderte ihn jedoch nicht an der Weiterfahrt.

Als der Tag schon fast zu Ende war, sorgte Max Verstappen für die zweite Unterbrechung des Tages. Der Niederländer rollte nach Kurve zwölf aus. Nachdem die Strecke geräumt war, entschied man, die Session um fünf Minuten zu verlängern. In dieser Verlängerung blieb dann auch noch Marcus Ericsson mit einem Problem stehen.

Der Rundenkönig: Auch wenn Verstappen frühzeitig seine Session beenden musste, reichten ihm die auf seiner Rennsimulation erzielten Runden, um sich zum fleißigsten Fahrer des Tages küren zu können. 102 Runden brachte er auf die Uhr. Das fleißigste Team aber war - wie schon fast gewohnt - Mercedes. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas brachten zusammen 149 Runden auf den Asphalt. Dahinter folgte Williams mit 122 Runden. Schlusslicht bei den Teams war - auch das ist inzwischen leider nichts Neues - McLaren. Fernando Alonso kam nur auf 46 Runden.

Was sonst noch war: Ferrari wartete nach dem Licht des gestrigen Tages nun mit einem anderen Hilfsinstrument auf. Mit Aero-Gittern sammelte der Finne in den ersten Minuten am Vormittag fleißig Daten. Für Aufsehen sorgte auch Pascal Wehrlein. Der Sauber-Pilot fuhr seinen zweiten halben Tag. Zwischenfälle hatte er nicht zu beklagen, auffällig war jedoch, dass sein Mercedes-Stern auf dem Helm abgeklebt war. "Es war eine Entscheidung von Toto [Wolff; Anm. d. Red.] und mir, denn ich glaube, das kommt nicht so gut an", so Mercedes-Junior Wehrlein. Sauber wird ja bekanntlich von Ferrari mit Motoren beliefert. "Hier arbeiten ja auch viele Leute von Ferrari, und wenn man da aufkreuzt mit einem Mercedes-Stern auf dem Helm - ich will einfach vermeiden, dass man sich da angegriffen fühlt", erklärte Wehrlein.

Team für Team - Das Wichtigste auf einen Blick

Mercedes: Valtteri Bottas zeigte erstmals das Potential des F1 W08 und setzte eine neue Test-Bestzeit. Am Nachmittag übernahm Lewis Hamilton, der allerdings nicht auf Zeitenjagd ging.

Ferrari: Ferrari verzichtete auf den Marathon der letzten Tage. Knapp zwei Stunden vor Testende setzte Kimi Räikkönen seinen Ferrari zudem ins Kiesbett.

Red Bull: Am Auto von Max Verstappen musste im Verlaufe des Mittags die Power Unit gewechselt werden. Kurz vor Ende rollte Verstappen dann aus. Dennoch wurde der Niederländer Rundenkönig.

Williams: Felipe Massa verdiente sich erneut ein Fleißkärtchen und konnte auch zeitlich Eindruck hinterlassen. Lance Stroll zeigte sich nach seinem durchwachsenen Einstand rehabilitiert und drehte seine Runden ohne Zwischenfälle.

Force India: Keine besonderen Vorkommnisse beim britisch-indischen Rennstall. Sergio Perez brachte es auf einen dreistelligen Wert.

Toro Rosso: Die Jungbullen haben ihre Probleme der ersten Woche offenbar aussortiert und kamen zum zweiten Mal in Folge auf über 80 Runden.

McLaren: Erneut machte McLaren keinen guten Eindruck. Fernando Alonso kam am Vormittag nur auf 27 Runden. Nach Testende konnte er diesen Wert immerhin auf xx Runden steigern.

Haas: Romain Grosjean lieferte ein solides Programm ab und knackte die 90-Runden-Marke.

Renault: Während Nico Hülkenberg problemlose 61 Runden am Vormittag fahren konnte, kam Jolyon Palmer erst spät auf die Strecke. Was genau los war, erklärte Renault nicht. Am Ende brachte Palmer noch 29 Runden zusammen.

Sauber: Zweiter Einsatz für Pascal Wehrlein. Der Deutsche fuhr am Vormittag und spulte 53 Runden ab. Marcus Ericsson kam auf 47 Runden und blieb kurz vor Ende stehen.