Wie Motorsport-Magazin.com während der ersten Testfahrten vor der Saison 2017 in Barcelona erfuhr, hat Manor Grand Prix Racing seine Startlizenz für die Formel 1 zurückgezogen. Damit ist eine Rettung des insolventen Teams nahezu aussichtslos. Manor steht mit seiner von finanziellen Problemen durchzogenen Geschichte für die immensen Herausforderungen in der Formel 1.

Einer, der sich mit den zahlreichen Hürden aus jüngster Vergangenheit gut auskennt, ist Gene Haas. "Es ist ein sehr schwieriger Prozess, eine Lizenz für die Formel 1 zu bekommen", stellte er am Rande der Testfahrten klar. "Du musst vor die FIA treten und sie fragen dich aus und wollen wissen, was du tust. Du musst 20 Millionen Dollar hinterlegen. Rückblickend würde ich es glaube ich nicht empfehlen."

Haas übt jedoch keine Kritik an der Preisgeldverteilung der Formel 1, sie ist für ihn vielmehr ein Anreiz. "Ich will nach vorne, wo es das Geld gibt. Es macht keinen Sinn, am Ende des Feldes zu bleiben, wo es kein Geld gibt. Letztendlich ist es eine kapitalistische Struktur - der Beste bekommt das meiste Geld", erklärte er. "Ich denke nicht, dass Motorsport ein sozialistisches System sein sollte, in dem jeder es verdient, zu überleben. Es ist etwas, in dem die Leute, die hart arbeiten, vor den anderen landen."

Haas zeigt seinen VF-17 für die Saison 2017: (01:42 Min.)

Man könne die Teams auch nicht davon abhalten, jeden Groschen auszugeben, den sie haben. "Aber du hast es auch mit Konzernen zu tun. Mercedes ist eine Hundert-Milliarden-Dollar-Firma. Ferrari ist nicht so groß - Ferrari gibt in Relation zu seiner Größe eine riesige Summe aus. Es ist ein Krieg der eskalierenden Entwicklung", unterstrich er. "Wer das meiste Geld hat, gewinnt." Klare Worte von Haas.

"Ich kann niemanden sehen, der in diesen Sport kommt und in der Lage ist, gegen die Top-Teams zu fahren - ohne irgendeine Strategie zu haben. Wir hatten eine Strategie und die hat sich schnell geändert zwischen dem Start und dem Punkt, an dem wir jetzt sind. Und diese Änderungen haben wir vorgenommen, weil die Technologie in diesem Sport unglaublich ist. In der Lage zu sein, alles selbst zu entwickeln, ist beinahe unmöglich", stellte er klar.

Formel 1 als Spezialform der Werbung

Das Haas F1 Team ist auf dem Prinzip aufgebaut, so viel wie möglich von außerhalb einzukaufen und so wenig wie möglich selbst zu entwickeln. Ein wichtiger Partner dabei ist Ferrari. Für Teamgründer Gene Haas stand bei seinem Formel-1-Eintritt im Vordergrund, seine Firma - Haas Automation - in Europa bekannt zu machen. Die Formel 1 als eine Spezialform der Werbung sozusagen.

Fazit der ersten F1-Testwoche in Barcelona: (05:24 Min.)

"Du kannst so viel Werbung machen wie du willst, aber alles, was du brauchst, sind ein oder zwei Events, bei denen wir auf dem Podium stehen - und das wäre wohl mehr wert als alle Werbung auf der Welt", sagte Haas. "Erreiche so etwas und das bringt dir Anerkennung. Das bringt dir einen Ruf ein, etwas zu können, wozu andere Leute einfach nicht in der Lage sind."

Haas vergleicht seine Herangehensweise mit der von Red Bull. Es geht darum, das Image seines Teams in der Formel 1 auf seine Produkte - Maschinen zur Herstellung von Werkzeugen - zu übertragen. Logos anderer Firmen auf dem Auto sind ein kniffliges Thema. "Es ist sehr schwierig, Sponsoren zu bekommen, wenn du hinten fährst", sagte Haas gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wenn du dir die Teams hinten anschaust, sind die entweder selbstfinanziert oder sie hängen von Individuen ab, die ihnen das ermöglichen."

Kein Interesse an Beschränkung der Technologien

Das Interessante an der Formel 1 seien die Technologien. Daher hat Haas kein Interesse an einer Entwicklungsbremse. "Die Formel 1 ist wahrscheinlich zweimal so teuer wie die NASCAR, aber die Technologie ist grenzenlos. Das ist es, was es interessant macht. Wenn wir alle nicht gewillt wären, dieses Geld für die Technologie auszugeben, könnten wir alle GP2 fahren und viel Geld sparen", meinte er.

Haas stellte klar, dass das Engagement in der Formel 1 für ihn finanziell Sinn macht. Schließlich habe sein Team mit dem sensationellen sechsten Platz von Romain Grosjean beim Debüt gewaltige Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten. "Das sind die Dinge, die die Leute lesen wollen. Und sobald sie über dich lesen, haben sie ein anderes Image von dir als von jemandem, der einfach nur Werbung schaltet."

Das Ziel für die zweite Saison des Teams lautet, ins Mittelfeld oder sogar noch weiter nach vorne zu fahren. "Unser Ziel muss lauten, eine Position [in der Herstellerwertung] gutzumachen und - wenn wir die Möglichkeit haben - vielleicht ein Podium abzustauben", sagte Haas. "Jedes Rennen ist anders und manche Teams werden Pech haben. Wenn wir daraus Kapital schlagen könnten, würde uns das sicherlich helfen. Aber ich bezweifle sehr, dass wir das wiederholen können - Sechster zu werden in Australien als brandneues Team. Das war sehr einzigartig."