Die Woche der Auto-Präsentationen ist gerade vorbei, schon geht es mit Vollgas weiter: In dieser Woche testet die Formel 1 erstmals für die Saison 2017. In Barcelona testen Mercedes, Ferrari, Red Bull und Co. ihre neuen Boliden von Montag bis Donnerstag, bevor kommende Woche vier weitere Tage auf dem Programm stehen.

Die Zeiten: Neues Jahr, alte Hackordnung! Lewis Hamilton schnappte sich am Montagnachmittag die erste Bestzeit des neuen Jahres. Für seine schnellste Runde benötigte der Silberpfeil-Pilot 1:21.765 Minuten - und das auf den Soft-Reifen. Zur besseren Veranschaulichung, wie schnell die Formel 1 in diesem Jahr mit dem höheren Kurvenspeed wohl wird: 2016 fuhr Kimi Räikkönen an gleicher Stelle die schnellste Testrunde auf Ultrasoft-Reifen in 1:22.785 Minuten.

Hinter Hamilton reihte sich Sebastian Vettel auf dem zweiten Platz in der Zeitentabelle ein. Im neuen Ferrari SF70H fuhr er seine persönliche Bestzeit zum Auftakt in 1:21.878 Minuten - und das sogar auf Medium-Bereifung. Hamilton und Vettel waren die einzigen Fahrer, die die 1:22er-Marke knacken konnten. Platz drei ging an F1-Rückkehrer Felipe Massa mit knapp zwei Zehnteln Rückstand auf das Spitzenduo.

Kevin Magnussen schaffte es spät auf den vierten Platz. In der Schlussphase umrundete er den Kurs in 1:22.894 Minuten mit seinem Haas-Boliden. Daniel Ricciardo im Red Bull komplettierte die schnellsten Fünf. Die rote Laterne ging an Sauber und Marcus Ericcson mit mehr als fünf Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Hamilton.

Endstand des ersten Testtages
Pos.FahrerTeamZeitRundenReifen
1.Lewis HamiltonMercedes1:21.76573Soft
2.Sebastian VettelFerrari1:21.878128Medium
3.Felipe MassaWilliams1:22.076103Soft
4.Kevin MagnussenHaas1:22.89451Soft
5.Daniel RicciardoRed Bull1:22.92650Soft
6.Valtteri BottasMercedes1:23.16979Soft
7.Sergio PerezForce India1:23.70939Medium
8.Carlos SainzToro Rosso1:24.49451Medium
9.Nico HülkenbergRenault1:24.78457Medium
10.Fernando AlonsoMcLaren1:24.85229Soft
11.Marcus EricssonSauber1:26.84172Medium

Die Zwischenfälle: Für den ersten echten Knall des Tages sorgte Kevin Magnussen. Rund eine Stunde vor der Mittagspause verlor der Haas-Neuling die Kontrolle in Kurve 10 und schlug in die Streckenbegrenzung ein. Der Däne schleppte seinen Boliden mit einem zerstörten Frontflügel zurück an die Box.

Für die erste rote Flagge des neuen Jahres war zuvor Daniel Ricciardo verantwortlich. Der Australier blieb um 09:52 Uhr - also weniger als eine Stunde nach Testbeginn - nach Kurve 3 auf der Strecke stehen. Red Bull gab einen Sensorfehler als Problemquelle an. Die Reparaturarbeiten zogen sich bis zur Mittagspause hin. Nachmittags sorgten Schwierigkeiten am Batteriesystem für weitere Verzögerungen - ein gebrauchter Tag für das Team, das dieses Jahr Mercedes angreifen will.

Ähnlich schlecht lief es bei McLaren. Fernando Alonso konnte vormittags nur eine Installationsrunde drehen, bevor er wieder die Box ansteuern musste. Der Öltank des orangenen MCL32-Boliden sorgte offenbar für mächtig Ärger und Arbeit. Das Team wechselte Teile des Motors, bevor Alonso am Nachmittag mit seinem verzögerten Testprogramm starten konnte. Immerhin gelangen ihm später noch einige Runden, um etwas Nutzen aus dem Tag zu ziehen.

Für Red Bull war vormittags schon früh Feierabend, Foto: Sutton
Für Red Bull war vormittags schon früh Feierabend, Foto: Sutton

Die Technik: Die größte Überraschung - die eigentlich keine war - brachte Mercedes mit. Nachmittags stieg nicht nur Lewis Hamilton erstmals ins Auto, Mercedes schickte gleich noch eine neue Aero-Finne mit auf die Reise. Bei der Präsentation hatten die Silberpfeile zunächst darauf verzichtet, eine spätere Inkludierung aber angekündigt. Der kleine T-Flügel vor dem Heckflügel blieb derweil montiert.

Der Rundenkönig: Bei den ersten Tests zählen nicht die Zeiten, sondern die Kilometer. In den vergangenen Jahren war Mercedes häufig das fleißigste Team - daran scheint sich 2017 nichts zu verändern. Valtteri Bottas legte am Vormittag mit 79 Runden stark los, Teamkollege Lewis Hamilton packte nachmittags noch 73 Runden obendrauf. Ein starker Auftakt der Weltmeister-Truppe. Die Konkurrenz von Ferrari brauchte sich aber auch nicht zu verstecken. Sebastian Vettel spulte über den Tag verteilt 128 Runden ab und war somit der Fahrer mit den meisten Kilometern auf dem Tacho.

Unter dem Fokus der Beobachter lieferten auch Williams mit Felipe Massa - gute 103 Runden - und Sauber mit Marcus Ericsson (72 Runden) an Bord beachtliche Leistungen ab. Den schwierigsten Auftakt erwischte sicherlich McLaren mit einem komplett verlorenen Vormittag und insgesamt nur 29 Runden. Fernando Alonso wirkte bis zur Mittagspause jedenfalls alles andere als begeistert.

Sebastian Vettel spulte mehr als 100 Runden zum Auftakt ab, Foto: Ferrari
Sebastian Vettel spulte mehr als 100 Runden zum Auftakt ab, Foto: Ferrari

Was sonst noch war: Die Handschrift der neuen F1-Besitzer macht sich schon bei den Testfahrten bemerkbar. Offenbar war es den Teams nun erstmals gestattet, kleine Videos direkt von der Strecke zu senden. Früher war dies wegen der Rechtelage strikt verboten. Diesmal veröffentlichten die Teams über den Tag verteilt kurze Videos und Fahrer-Interviews auf Twitter, Facebook und Co. Bei den Fahrern war vor allem Lewis Hamilton aktiv. Auf Instagram postete er ein Video nach dem anderen von der Strecke und aus der Box. Genau das hatte er erst vor wenigen Tagen öffentlich gefordert - zumindest für die ersten Testfahrten wurde sein Wunsch erhört.

Team für Team - das Wichtigste auf einen Blick

Mercedes: Bottas und Hamilton fuhren kombiniert die meisten Runden des Tages: 152. F1 W08 nachmittags erstmals mit Aero-Finne unterwegs. Hamiltons Bestzeit schneller als Pole-Zeit 2016 in Barcelona

Ferrari: Vettel fährt allein 128 Runden - die meisten aller Fahrer. Bestzeit am Vormittag, insgesamt nur 0,113 Sekunden Rückstand auf Mercedes - allerdings auf langsameren Medium-Reifen

Red Bull: Ricciardo sorgt nach einer Stunde für einzige rote Flagge des Tages - Vormittag wegen Sensor-Fehler nach nur 4 Runden beendet. Batterie-Problem sorgt nachmittags für weitere Standzeit

McLaren: Problem mit dem Ölsystem setzt Alonso halben Tag außer Gefecht. Motorwechsel nötig. Nachmittags immerhin noch 29 Runden für McLaren

Haas: Magnussen rollt vormittags erst aus - dann Mauerkontakt eine Stunde vor der Mittagspause. Kurz vor Schluss fährt er viertschnellste Zeit des Tages

Force India: Perez fährt am Morgen 39 Runden - nachmittags keine einzige mehr. Grund: Gebrochener Auspuff am neuen VJM10-Boliden

Die Highlights des 1. Test-Tages

  • Hamilton mit 1:21.765 Minuten bereits schneller als Pole-Zeit 2016
  • Ricciardos Red Bull für vier Stunden mit Defekt an der Box
  • McLaren aufgrund von defektem Ölsystem kaum gefahren
  • Magnussen sorgt mit einem Ausrutscher in Kurve 10 als erster Pilot für Schrott