Der große Bruder hat vorgelegt, nun ist Toro Rosso nachgezogen. Als letztes Team zeigten die Italiener das neue Auto für die kommende Saison. Der neue Renner wurde auf den Namen STR12 getauft und soll Carlos Sainz sowie Daniil Kvyat regelmäßig in die Punkte bringen. Verantwortlich für das Design zeichnete James Key. Nachdem die Saison 2016 aufgrund der Power Unit besonders gegen Ende des Jahres schwierig war, will das Team nun nach der Rückkehr zu Renault regelmäßig für Akzente sorgen.

Die Optik des STR12 hat sich deutlich gegenüber seinen Vorgängern verändert. Die Lackierung ist nun in deutlich hellerem Blau gehalten, eine deutliche Abgrenzung zum Auto des Schwesterteams. Der Schriftzug des Hauptsponsors sowie der Bulle auf der Motorenverkleidung kommen nun in grauem Design daher. Hinzu kommen rote Facetten, die die Optik abrunden. Nach McLaren nimmt Toro Rosso damit die deutlichste Veränderung des Aussehens vor.

Auffällig unauffällige Nase

Technisch verfügt auch der STR12 über eine Haifisch-Flosse am Heck, die jedoch nicht gerade, sondern gebogen nach unten verläuft. Die Seitenkästen wirken nicht allein stehend, sondern gehen fließend nach vorne über. Die Bargeboards wirken klassisch, durch die besondere Verbindung mit den Seitenkästen jedoch auch unkonventionell. Herausragend: Das Design der Nase, die an den Mercedes erinnert und ohne Knubbel an der Spitze auskommt.

"Jeder im Team hat sehr hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass wir eine konkurrenzfähige Saison erleben", sagte Teamchef Franz Tost. Mit der Rückkehr zu Renault nach einem Jahr mit alten Ferrari-Motoren erhofft sich Tost einen Leistungsschub. "Unser Chassis wird nun angetrieben vom stärksten Motor, den wir bislang in der Hybrid-Ära hatten, indem wir einmal mehr zu Renault zurückkehren", gerät er fast ins Schwärmen. Kaum zu glauben, erinnert man sich an 2015 zurück.

Formel 1 2017: Toro Rosso führt den STR12 in Misano aus: (00:51 Min.)

Optimismus im Team

Große Hoffnungen setzt der Österreicher auch in seine Fahrerpaarung Carlos Sainz und Daniil Kvyat. "Sie sind eine sehr talentierte Paarung und beide haben über den Winter hart gearbeitet, um den gewachsenen physischen Anforderungen gerecht zu werden, die durch die neuen Autos entstehen", erklärt Tost. Die neue Lackierung will er natürlich nicht unerwähnt lassen. "Wir haben die erste große Änderung der Lackierung in zwölf Jahren und wir mögen sie. Der neue Look ist nun auch in unserer Garage zu sehen, die ebenfalls ein Update erhielt, um das Arbeiten an den größeren Autos zu vereinfachen." Er erklärt, dass die Vorgabe zur Änderung der Lackierung aber auch von Red Bull kam. Als Grund nannte er Marketinggründe.

Die sportlichen Ziele legt Tost ganz klar fest. "Wir wollen Platz fünf bei den Konstrukteuren. Es wird hart, aber wir werden dafür kämpfen", stellte er klar. Ein großes Problem könnte dabei die Weiterentwicklung des Boliden im Laufe der Saison sein, bei der Teams wie Toro Rosso finanziell schnell an Grenzen stoßen. "Wir müssen uns konzentrieren und mit Upgrades zurechtkommen, die innerhalb unserer finanziellen Ressourcen liegen. Da gibt es einen Unterschied zwischen großen Teams und kleinen Teams. Den Rest werden wir sehen", hält er fest.

James Key, der als Technischer Direktor für die Entwicklung des STR12 verantwortlich zeichnete, blickt optimistisch voraus. "Mit Konstanz bei den Fahrern und einer verbesserten Power Unit sollten wir uns stark entwickeln. Einzig das Chassis ist eine Unbekannte. Wir setzen uns immer ambitionierte Ziele und in diesem Jahr blicken wir langfristiger über die 20 Rennen, was bedeutet, dass wir verstärkt im Laufe der Saison Updates bringen wollen", kündigt Key an. "Ich denke, es wird ein stressiges Jahr, in dem man laufend Performance finden kann."

Eine Herausforderung für Toro Rosso bestand auch darin, dass die Zusammenarbeit mit Red Bull durch die Regeländerungen schwieriger ausfiel. "Man kann noch keine Technologie teilen, ehe man nicht gefahren ist", stellt Key klar. "Wie vorher teilen wir Arbeiten am Getriebe, dass wir wieder Renault als Motorenpartner haben, verschafft uns auch Synergien", erklärt er. "Wir hoffen, dass es nächstes Jahr, wenn das Reglement ein Jahr alt ist, etwas einfacher wird, Technologien in den erlaubten Bereichen zu teilen."

Toro Rosso-Teamchef Tost: Platz 5 bei den Herstellern das Ziel: (04:11 Min.)

Nach Rang sieben in der WM will man in Faenza nun endlich die Regionen angreifen, die man sich schon seit Jahren zum Ziel gesetzt hat. "Es lief in den letzten Jahren nicht so gut mit unseren Zielen. Wir wollten ein Top-5-Team sein und hatten auch die richtigen Zutaten dafür, wir hatten auch das Auto dafür. Aber es gab Umstände, die gegen uns gewirkt haben. Einige davon waren sicherlich hausgemacht, andere waren nicht unter unserer Kontrolle", blickt Key zurück. "Diese Umstände scheinen 2017 geringer zu sein. Jetzt gibt es keine Entschuldigungen mehr. Wir wollen ein Top-5-Team sein, ich kann das aber nicht vorhersagen, weil ich nicht weiß, was die Konkurrenz macht", so der Brite.

Der Vorgänger: Toro Rosso STR11

Die große Schwäche des Vorjahresfahrzeuges lag im Antrieb begründet. Nach langwierigen Querelen mit Renault bekam Toro Rosso nur noch die Möglichkeit, auf Vorjahresmotoren von Ferrari zurückgreifen zu können. Dieser Nachteil machte sich mit fortschreitender Saisondauer immer weiter bemerkbar. Besonders beim Highspeed-Rennen in Monza war absolut nichts zu holen. Je nach Strecke wusste das Paket jedoch auch zu überzeugen. Beim Spanien GP wurde Sainz Sechster, ebenso in Austin sowie in Sao Paulo. Mit 63 Punkten legte Toro Rosso die zweitbeste Saison der Team-Historie hin. Insgesamt wog der Nachteil des Antriebes jedoch zu stark, so dass man in der zweiten Saisonhälfte McLaren in der WM-Wertung ziehen lassen musste. Das erstmalige Erreichen von Platz sechs wurde somit verpasst.

Die Fahrer: Carlos Sainz und Daniil Kvyat

Carlos Sainz blickt auf sein drittes Jahr in der F1 voraus: (00:42 Min.)

Beide Fahrer gehen in ihre dritte Saison für Toro Rosso. Die Ausgangslagen sind jedoch ziemlich unterschiedlich. Sainz wusste sich nach einem schwierigen ersten Jahr 2015 in der vergangenen Saison deutlich zu steigern. Seine guten Leistungen brachten ihn sogar mit diversen andere Teams in Verbindung. Schlussendlich entschied sich der Spanier aber zu einer weiteren Saison im Nachwuchsteam von Red Bull. Für Kvyat war der Rückschritt zu Toro Rosso eine Degradierung. Nach der Saison 2014 zu Red Bull befördert, musste er sein Cockpit vergangene Saison nach dem Russland GP an Max Verstappen abgeben. Seither konnte der Russe nicht mehr an bereits gezeigte Leistungen anknüpfen. Sogar ein Rausschmiss schien nicht mehr unmöglich. 2017 bekommt er jedoch noch eine - vermutlich letzte - Chance.

Das Team: Scuderia Toro Rosso

Die Hauptaufgabe des seit 2006 bestehenden Toro-Rosso-Teams liegt weiterhin darin, Nachwuchstalente aus dem Red-Bull-Programm zu fördern und fit zu machen für eine mögliche Beförderung ins A-Team. In den vergangenen Jahren ist dies oft gelungen. Wichtig für eine derartige Aufgabe ist Kontinuität in wichtigen Positionen. Teamchef ist seit Anbeginn Franz Tost. Auf technischer Seite fungieren James Key als Chefdesigner und seit vergangenem Jahr John Booth als Renndirektor. Der größte Erfolg des Teams ist nach wie vor der Sieg beim Italien GP 2008 durch Sebastian Vettel.