Für die Formel-1-Saison 2017 stehen die Zeichen nicht nur in Sachen Technik auf Neuanfang. Auch beim Personal gab es über den Winter einige Veränderungen - und diese beschränken sich nicht gänzlich auf Fahrerwechsel. Einige Teams haben sich auch auf der anderen Seite der Boxenmauer neu aufgestellt, um in der neuen Saison voll bei der Musik zu sein. Während einige Rennställe vereinzelt Änderungen vorgenommen haben, entschieden sich andere für einen kompletten Umbruch. Lediglich bei Red Bull, Force India, Toro Rosso und Haas blieben die ganz wichtigen Schlüsselposition unverändert.

Mercedes trennt sich von Schlüsselfigur

Paddy Lowe hat Mercedes nach drei gemeinsamen WM-Titeln verlassen, Foto: Mercedes AMG
Paddy Lowe hat Mercedes nach drei gemeinsamen WM-Titeln verlassen, Foto: Mercedes AMG

Aus Mercedes' Weltmeistermannschaft der vergangenen drei Jahre haben sich mit Ende der Saison 2016 gleich zwei große Namen verabschiedet. Neben Champion Nico Rosberg hat auch der Technische Direktor des Teams, Paddy Lowe, die Silberpfeile verlassen. Mit dem Abgang des 54-jährigen Briten verließ eine der ganz wichtigen Schlüsselfiguren für die Erfolge inder Hybrid-Ära das Team. Die als Technical Executive Director betitelte Position wurde bei Mercedes für 2017 nicht neu besetzt. Stattdessen verpflichtete das Team James Allison, welchen Ferrari Mitte 2016 vor die Tür gesetzt hatte. Der 48-Jährige übernimmt ab März die neugeschaffene Position des Technical Directors.

Ferrari setzt auf Kontinuität

Nach seiner Entlassung bei Ferrari hat James Allison bei Mercedes angeheuert, Foto: Sutton
Nach seiner Entlassung bei Ferrari hat James Allison bei Mercedes angeheuert, Foto: Sutton

Bei der Scuderia wird trotz des niederschmetternden Jahres 2016 offenbar auf Kontinuität gesetzt. Es wurde nach wie vor darauf verzichtet, die durch James Allisons Abgang im August letzten Jahres frei gewordene Stelle des Technical Directors komplett neu zu besetzen. Der Italiener Mattia Binotto, der Allisons Aufgaben seit jeher übernommen hat, wird wohl auch in der kommenden Saison in dieser Position verantwortlich zeichnen. Zeitgleich mit Allison musste bei der Scuderia auch Chef-Aeroynamiker Dirk De Beer seinen Hut nehmen, dessen Position für 2017 von David Sanchez übernommen wurde.

Williams versucht einen Neuanfang

Paddy Lowe ist für 2017 bei Williams im Gespräch, Foto: Sutton
Paddy Lowe ist für 2017 bei Williams im Gespräch, Foto: Sutton

Um 2017 wieder den Anschluss an die Top-Teams herzustellen, wurden bei der Traditionsmannschaft aus Grove einige einschneidende Änderungen vorgenommen. Allem voran steht das Ausscheiden von Chief Technical Officer Pat Symonds, der den Rennstall Ende 2016 nach drei Jahren verließ. Einen Nachfolger für Symonds hat das Team noch nicht vorgestellt. Es kursieren jedoch seit einiger Zeit Gerüchte, laut denen Ex-Mercedes-Mann Paddy Lowe bei Williams im Gespräch ist und neben einer führenden Position im Team auch Anteile am Rennstall erstehen soll.

Rob Smedley, seines Zeichens seit 2014 Head of Performance Engineering bei Williams, soll 2017 eine noch stärkere Rolle im Team einnehmen. Zuvor wurde darüber spekuliert, ob er nach dem ursprünglich geplanten Rücktritt seines langjährigen Kumpels und Arbeitskollegen Felipe Massa kürzer treten wolle. Außerdem wurde Ex-McLaren-Team-Manager Dave Redding abgeworben, dessen neue Rolle bei Williams jedoch noch nicht bekannt ist. Der jüngste Neuzugang ist Aerodynamik-Chef Dirk De Beer, welcher bis August 2016 noch bei Ferrari im Dienst war.

McLaren wird umgekrempelt

Zak Brown und seine Leute haben McLaren für 2017 gewaltig auf den Kopf gestellt, Foto: Sutton
Zak Brown und seine Leute haben McLaren für 2017 gewaltig auf den Kopf gestellt, Foto: Sutton

Das Team, das wohl mit Abstand am meisten für die kommende Saison umgekrempelt hat, ist McLaren. Der britische Traditionsrennstall, der nahezu sämtliche seiner Erfolge unter der Führung von Ron Dennis einfuhr, gerät immer fester in US-amerikanische Hand. Zunächst wurde im November 2016 Dennis von seiner Funktion als Vorsitzender des McLaren-Konzerns freigestellt. Wenige Wochen später stellte McLaren den aus den USA stammenden Zak Brown als neuen Executive Director vor. Die Amerikanisierung des Rennstalls setzte sich danach mit der Verpflichtung von Ben Priest fort, der als Vizepräsident für den Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen in den USA abgestellt wurde.

Anfang Februar verkündete McLaren, dass Dave Redding die Mannschaft nach 17 Jahren als Team Manager verlässt. Seine Rolle übernimmt Paul James, der zuvor als Chief Race Mechanic tätig war. Beinahe zeitgleich wurde auch Jost Capito, den Dennis 2016 von Volkswagens WRC-Team abgeworben hatte, als Geschäftsführer von McLarens Formel-1-Team entlassen - ohne in seiner ursprünglich vorgesehen Position jemals im vollen Umfang tätig gewesen zu sein. Mit Marketing Chief Executive Officer Ekrem Sami verließ nach 35 Jahren ein weiterer fester Bestandteil der ehemaligen Mannschaft rund um Ron Dennis das Team.

Renault rüstet auf und verzichtet auf Doppelspitze

Cyril Abiteboul hat den Machtkampf mit Frederic Vasseur für sich entschieden, Foto: Sutton
Cyril Abiteboul hat den Machtkampf mit Frederic Vasseur für sich entschieden, Foto: Sutton

Bei Renault lief 2016 nur wenig nach Plan. Nachdem es zwischen Managing Director Cyril Abiteboul und Teamchef Frederic Vasseur offenbar permanente Spannungen gab und das Duo auf keinen gemeinsamen Nenner kam, musste Vasseur das Team im Januar verlassen. Die Position soll laut den Franzosen nicht neu besetzt werden. Bereits früh im Jahr 2016 wurden Bob Bell als Chief Technical Officer und Chris Dyer als Head of Vehicle Performance Group verpflichtet.

Innerhalb des Teams gab es zudem einen Transfer, bei dem Rob White von der Motorenschmiede in Viry zur Chassis-Abteilung nach Enstone versetzt wurde, um dort die Rolle des Operation Directors zu übernehmen. Ende des Jahres folgte mit der Rückkehr von Ciaron Pilbeam als Chief Race Engineer eine weitere Investition auf Seiten des Teampersonals. Anfang Februar nahm Renault zuletzt Pete Machin als Head of Aerodynamics unter Vertrag. Der Ex-Red-Bull-Mann wird seine Tätigkeit allerdings erst ab dem 3. Juli aufnehmen.

Sauber holt altbekanntes Gesicht zurück

Jörg Zander soll Sauber zurück ins Mittelfeld führen, Foto: Sauber
Jörg Zander soll Sauber zurück ins Mittelfeld führen, Foto: Sauber

Die Mannschaft von Teamchefin Monisha Kaltenborn will nach dem Debakel von 2016 wieder den Anschluss ans Mittelfeld herstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde bei den Schweizern schon während des vergangenen Jahres kräftig in neues Personal investiert. Allem voran steht die Verpflichtung von Jörg Zander, der die Position des Technischen Direktors beziehen wird. Der 52-Jährige war bereits von 2006 bis 2007 als Chef-Designer in Hinwil tätig und zeichnete zuletzt als Technischer Direktor von Audis eingestelltem Sportwagen-Programm verantwortlich.

Zuvor stießen bereits weitere Schlüsselfiguren zum Team hinzu. Xevi Pujolar, ehemals bei Toro Rosso tätig, wird 2017 als Head of Track Engineering fungieren. Die Position des Head of Aerodynamics bekleidet Ex-Ferrari-Mann Nicolas Hennel de Beaupreau. Von Haas kommend schloss sich außerdem die Strategie-Ingenieurin Ruth Buscombe dem Rennstall aus der Schweiz an.