Drei Jahre lang dominierte Mercedes die Formel 1 nach Belieben. Drei Jahre lang war es das Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg, das die Königsklasse mal mehr, mal weniger auf Trab hielt. Nach Rosbergs Rücktritt fragt sich die Formel-1-Welt nun: Was kommt jetzt? Mercedes bestätigte am Montagnachmittag Valtteri Bottas als Nachfolger von Rosberg. Viele meinen, mit Pascal Wehrlein wäre mehr Pfeffer drin gewesen. Doch was ist Bottas? Eine angenehme Nummer zwei oder der große Hamilton-Herausforderer?

Hamilton ist ein Killer. Gemeinsam mit Fernando Alonso ist er wohl der unangenehmste Teamkollege, den es in der Formel 1 gibt. Beide sind typische Formel-1-Fahrer: Egoistisch und nicht gerade Teamplayer. Wer gegen sie bestehen will, muss aus einem besonders harten Holz geschnitzt sein.

Hamilton zerlegt Teamkollegen

Schon in seinem ersten Jahr zerlegte er Fernando Alonso psychisch, schlug ihn auf der Rennstrecke knapp. Nach zwei Jahren 'Fischfutter' Heikki Kovalainen kam Jenson Button als Weltmeister zu McLaren. Drei Jahre lang fuhren Hamilton und Button gemeinsam für McLaren, zweimal schlug Hamilton Button. Aber: Button holte über die drei Jahre hinweg mehr Punkte.

Kovalainen war das berüchtigte Fischfutter für Hamilton, Foto: Sutton
Kovalainen war das berüchtigte Fischfutter für Hamilton, Foto: Sutton

Bei Mercedes bekam Hamilton es mit Nico Rosberg zu tun. Der hatte gerade drei Jahre in Folge Rekordweltmeister Michael Schumacher in seine Schranken gewiesen. Doch Hamilton holte sich das teaminterne Duell die ersten drei Male, nur 2016 unterlag er knapp. Insgesamt fällt die Mercedes-Ära gegen Rosberg klar zu seinen Gunsten aus: 1334 zu 1195 Punkte in der Fahrer-WM, 32 zu 22 Rennsiege und 35 zu 29 Pole Positions.

Bottas mit weißer Weste in der Formel 1

Die Formel-1-Karriere von Valtteri Bottas ist nur von Siegen über den Teamkollegen gekrönt. Allerdings hatte der Finne andere Kaliber an seiner Seite als Hamilton. In seiner Debüt-Saison bekam er es mit Pastor Maldonado zu tun und siegte mit 4:1 Punkten. Danach kam Felipe Massa nach schwierigen Jahren bei Ferrari zu Williams. Der Finne behielt zwar die Oberhand, Kritiker meinen aber nicht deutlich genug. 407:308 lautet die Punkte-Statistik Bottas vs. Massa. Bottas holte neun Podiumsplatzierungen, Massa im gleichen Zeitraum fünf.

Valtteri Bottas in der Formel 1:

Saison Team Rennen Siege Podien Punkte WM-Position
2013Williams1900417.
2014Williams19061864.
2015Williams18021365.
2016Williams2101858.

Dennoch: Die absoluten Glanzleistungen sind es, was Bottas im Vergleich zu Hamilton fehlen. Seine einzige denkwürdige Leistung geht auf sein Debüt-Jahr zurück: Im unterlegenen Williams fuhr er im Regen-Qualifying auf Rang drei. Mit Regen-Setup ging dann im trockenen Rennen nicht mehr viel.

In den Nachwuchsserien war Bottas ebenfalls ordentlich, aber nicht herausragend: In der Formel 3 Euroserie belegte er zwei Saisons hintereinander Platz drei. 2009 deutlich hinter ART Teamkollege Jules Bianchi und Christian Vietoris, 2010 hinter Marco Wittmann und Edoardo Mortara. In der GP3 setzte er sich auf Anhieb durch und holte den Titel.

Danner: Bottas kann mit Hamilton mithalten

Die Formel-1-Karrieren zwischen Bottas und Hamilton sind schwer zu vergleichen. Bottas hatte noch nie Meister-Material unter seinem Hintern. Für die Ingenieure ist es allerdings leichter. Inzwischen werden nicht nur Runden- und Sektorzeiten analysiert, sondern auch GPS-Daten. Jede einzelne Trainingsrunde im Archiv kann verglichen und in Relation gesetzt werden.

Die Daten führten Bottas zu Mercedes und Danner ist sich sicher: "Der Bottas ist richtig gut! Der wird sofort klarkommen und auf Rosberg-Niveau fahren. Mit etwas Glück und Feingefühlt, wenn er nicht hintenangestellt wird, dann kommt er auch in Hamilton-Regionen."

Bottas Stärke könnte sein, dass er sich nicht auf Psychospielchen einlässt. Das ist der große Nachteil von Piloten, wenn sie das erste Mal im WM-Kampf sind. Hier musste Rosberg in Jahr zwei und drei gegen Hamilton auf die harte Tour lernen - auch wenn er selbst sagt, dass Schumacher das beste Training hierfür war. Aber es ging eben nicht um den Titel und auf der Strecke kamen sich Rosberg und Schumacher nicht allzu nahe.

Williams, Manor und Co. bilden die Fahrer gut aus - auf Psychospielchen, wie sie Hamilton und Alonso im WM-Kampf spielen können, können die Teams aber nicht vorbereiten. Toto Wolff sagte im Motorsport-Magazin.com-Interview über die Rivalität zwischen den Mercedes-Junioren Pascal Wehrlein und Esteban Ocon bei Manor: "Wenn sich jemand dafür qualifizieren will, in Zukunft mit einem Silberpfeil zu fahren, dann ist diese Situation Kindergarten." Und da könnte die coole, finnische Art von Bottas Gold wert sein.