Die Wahl für die Nachfolge von Weltmeister Nico Rosberg ist also gefallen. Mercedes setzt Valtteri Bottas an die Seite von Lewis Hamilton. Der Finne wechselt damit nach vier Jahren als Einsatzpilot bei Williams die Lager. Bekannt für seine starken Leistungen im Cockpit, ist Bottas nie der Typ gewesen, der sein Privatleben nach außen kehrte und einen exzessiven Lebensstil pflegte. Wie Bottas letztendlich zu Mercedes kam, das weiß Motorsport-Magazin.com.

Valtteri Bottas - der Neue bei Mercedes

Seit 2013 ist Bottas nun schon Stammfahrer in der Königsklasse und nach vier Jahren bei Williams folgt nun der nächste Schritt. Seit Nico Rosbergs überraschenden Rücktritt im Dezember 2016 spekulierte die gesamte Motorsportwelt über dessen Nachfolge. Die Chancen von Bottas standen dabei ziemlich gut, denn bei Williams konnte der Finne bereits mächtig beeindrucken. Bereits in seinem zweiten Jahr beim britischen Traditionsrennstall fuhr er seinen ersten Podestplatz ein, acht weitere sollten folgen.

Nun also ist Bottas seinen großen Traum, Formel-1-Weltmeister zu werden, ein gutes Stück näher gerückt. Doch dass der Weg dorthin kein einfacher sein wird, davon ist der Finne überzeugt. "Es wäre schön, die eine Antwort zu kennen, wie man Formel-1-Weltmeister wird", so Bottas. "Aber es braucht so viel dazu. Es geht nicht nur um dich als Einzelperson. Da ist der Athlet, das Team, das Auto. Selbst wenn du der beste Fahrer bist, gewinnst du nichts, wenn dein Motor zehnmal in der Saison hochgeht." 120 Prozent Leistung über das gesamte Jahr, ein ebenso engagiertes Team und ein zuverlässiges, schnelles Auto - alles drei Aspekte, die für den Traum Weltmeisterschaft untrennbar miteinander verwoben sind.

Mercedes verkündet Rosberg-Nachfolger Bottas: (07:13 Min.)

Und für die Mission Titelgewinn sieht sich Bottas bestens vorbereitet. "Ich habe weiter meinen Traum, den WM-Titel zu gewinnen", so der Finne. "Ich werde alles geben, um das zu erreichen. Das ist mein Lebensziel." Die Silberpfeile haben seit Beginn der Hybrid-Ära alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit Lewis Hamilton hat er zudem einen der zweifellos schnellsten und komplettesten Formel-1-Fahrer der Neuzeit an seiner Seite - ein Gradmesser für die Leistungsfähigkeit des Finnen.

Valtteri Bottas in der Formel 1:

Saison Team Rennen Siege Podien Punkte WM-Position
2013Williams1900417.
2014Williams19061864.
2015Williams18021365.
2016Williams2101858.

Harter Arbeiter bereits von klein auf

Begonnen hat Bottas seine Motorsport-Karriere wie die meisten seiner Kollegen im Kartsport. Als Sechsjähriger wurde der Finne vom Motorsport-Virus infiziert, als er mit seinem Vater ein Kartrennen besucht hatte. Bottas konnte den Senior schnell davon überzeugen, es selbst zu versuchen. Sein erstes Rennen beendete er als Dritter auf dem Podium, das zweite entschied er für sich.

Fortan drehte sich im Leben des jungen Valtteri alles ums Kartfahren. "Sobald ich aus der Schule kam, fragte ich, ob wir zur örtlichen Kartbahn fahren könnten", so Bottas. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern je nein gesagt hätten." Als der Finne mit zwölf Jahren erstmals an der finnischen Meisterschaft teilnahm, tat er sich zunächst schwer gegen die jüngeren, kleineren Gegner. "Das ärgerte mich sehr", erinnert sich Bottas. "Ich konnte nicht mehr gewinnen. Ich entscheid mich darauf, dass ich wieder gewinnen und besser werden wollte. Ich begann zu laufen, trainierte vor den Rennen und verlor einige Kilos." Das Ergebnis der harten Arbeit: Bottas gewann die Meisterschaft im nächsten Jahr mit großem Abstand. "Da habe ich gemerkt, dass ich darin Erfolg haben kann, wenn ich alles für meinen Traum gebe", so Bottas.

Sein besonderes technisches Verständnis hat Bottas nicht etwa in die Wiege gelegt bekommen. Der Finne absolvierte eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker, auch wenn er wusste, dass er diesen Job nicht weiter verfolgen würde. "Ich wollte stets Rennfahrer werden, nie Mechaniker. Aber die Ausbildung hat definitiv nicht geschadet", so Bottas. "Die Technik eines F1-Autos ist sehr speziell und detailliert. Je mehr man davon versteht, desto besser ist es."

Bevor Frank Williams das Talent für seinen Rennstall verpflichtete, musste Bottas zunächst beweisen, dass er das Zeug hat, auch im Formelsport zu bestehen. 2007 wechselte er in die Nordeuropäische Formel Renault. Im ersten Jahr wurde er noch Dritter, ein Jahr später folgte bereits der Meistertitel. Nach Platz drei in der Formel-3-Euroserie 2009 war es für Bottas dann soweit: 2010 wurde der Finne offizieller Williams-Testfahrer, nur drei Jahre später dann die Beförderung ins Stammcockpit, der Rest ist Geschichte.

WM-Titel: Bottas ist seinem Traum einen großen Schritt näher, Foto: Mercedes-Benz
WM-Titel: Bottas ist seinem Traum einen großen Schritt näher, Foto: Mercedes-Benz

Valtteri Bottas: Immer noch der Alte

Sein Renndebüt hatte Bottas in Melbourne 2013. "Es ist verrückt, wie die Zeit verfliegt, wenn man etwas macht, was man liebt", so der Finne. "Ich stehe jetzt schon vor meiner fünften Formel-1-Saison, absolut verrückt." Auch wenn Bottas sein Privatleben sehr genießt und ihm sehr viel daran liegt, so bedeutet für ihn ein Wochenende an der Rennstrecke das höchste Glück. "Die Mechaniker starten die Motoren, du hörst und fühlst es, du weißt, dieses Juwel gehört in den nächsten zwei Stunden dir. Jetzt liegt es an dir", gerät der Finnen ins Schwärmen.

Um an der Rennstrecke 120 Prozent geben zu können, bedarf es auch eines ausgewogenen Privatlebens. "Im Leben dreht sich nicht alles um Motorsport", weiß Bottas. "Es gibt auch andere Dinge, die mir wichtig sind; meine Familie, meine Freunde, meine Ehefrau Emilia. Gesundheit ist das Wichtigste. Ich weiß das alles zu schätzen, da ich meinen Kindheitstraum lebe." Doch ein ehrgeiziger Rennfahrer gibt sich nie zufrieden mit dem Erreichten: "Ich bin für alles dankbar, aber ein Teil von mir ist eben nie ganz zufrieden und strebt immer nach mehr."

Durch das Interesse vor und vor allem jetzt nach der Bekanntgabe als Teamkollege von Lewis Hamilton hat Bottas keinesfalls an Bodenhaftung verloren. "Schlussendlich bin ich ein ganz normaler Kerl aus Nastola in Finnland, der eben Formel-1-Fahrer ist", so Bottas. Und zwischen den Reichen und Schönen in Monaco, wo der Neu-Silberpfeil-Pilot mit seiner Frau residiert, zieht es ihn immer wieder in seine Heimat. "Dort kann ich mich erholen. Ich reise um die ganze Welt, sehe so viele Orte, aber ich glaube, es gibt keinen schöneren Ort als Nastola", so Bottas.

Valtteri Bottas: Das erste Interview als Mercedes-Werksfahrer: (05:30 Min.)