Hier spricht Massa über sein F1-Comeback: (04:16 Min.)

Der Rücktritt vom Rücktritt ist jetzt perfekt: Felipe Massa kehrt 2017 in die Formel 1 zurück. Der Brasilianer geht für mindestens eine weitere Saison bei Williams an den Start, obwohl er seine F1-Karriere eigentlich zum Ende des vergangenen Jahres beendet hatte. Doch nach dem Wechsel von Valtteri Bottas zu Mercedes bot sich für Massa die Chance, ein weiteres Jahr für einen der besseren Rennställe in der Königsklasse zu fahren. Für Massa wird es die vierte gemeinsame Saison mit dem Team aus Grove sowie die 16. in der Formel 1.

"Ich hatte immer vor, irgendwo zu fahren", sagte Rückkehrer Massa. "Ich habe noch immer eine Leidenschaft für Racing und den Wettbewerb. Für Williams empfinde ich weiter eine starke Liebe, weil ich die letzten drei Jahre mit dem Team sehr genossen habe. Es fühlte sich für mich also richtig an, 2017 zurückzukehren und sie mit Stabilität und Erfahrung zu unterstützen."

Williams - oder nichts

Für ein anderes Team wäre er unterdessen nicht in die Formel 1 zurückgekehrt, versicherte Massa: "Bei meiner Rückkehr geht es nicht darum, dass ich die Formel 1 als beste Option sehe - sondern, dass ich meine Rolle bei Williams als beste Möglichkeit sehe. Für ein anderes Team wäre ich nicht zurückgekommen." Sein neuer Vertrag gilt bis Ende der Saison 2017. Wie es darüber hinaus weitergeht, ist noch nicht geklärt.

Claire Williams freute sich über die Rückkehr des Brasilianers. Er stelle einen würdigen Ersatz für den abwandernden Bottas da - also genau was, was Williams gesucht hatte. "Wir freuen uns alle darauf, wieder mit ihm zu arbeiten", sagte Williams' stellvertretende Teamchefin. "Es war immer klar, dass er 2017 irgendwo fahren würde. Er hat diesen Wettbewerbs-Geist nicht verloren. Es war wichtig, dass wir einen starken Ersatz finden, um Valtteri gehen zu lassen. Felipes Rückkehr verleiht uns Stabilität, Erfahrung und das Talent, um uns nach vorne zu bringen."

Guess who's back..., Foto: Sutton
Guess who's back..., Foto: Sutton

Stroll als neue Herausforderung

Dem 35-Jährigen steht 2017 eine neue Herausforderung bevor. Nach drei gemeinsamen Jahren mit Bottas erhält der F1-Veteran einen neuen Teamkollegen bei Williams. Lance Stroll heißt der neue Mann beim Traditionsrennstall. Der 18-Jährige steht vor seinem Debüt in der Formel 1. Intern heißt es, dass sich das Stroll-Lager über Massas Rückkehr freut. So hat der junge Lance einen der erfahrensten Teamkollegen an seiner Seite, um sich optimal weiterentwickeln zu können.

Massa über F1-Rookie Stroll: "Ich kenne Lance schon seit einiger Zeit und freue mich auf die Zusammenarbeit. In den Meisterschaften, in denen er bis jetzt gefahren ist, hat er gezeigt, dass er diese Gelegenheit verdient. Lance mag jung sein, aber Williams hat eine große Geschichte darin, junge Talente auszubilden. Er weiß, dass eine steile Lernkurve vor ihm liegt. Aber Motorsport ist ein Teamsport und ich freue mich darauf, ihn auf jegliche Weise zu unterstützen."

Nie Karriereende verkündet

Schon seit längerer Zeit war über ein Comeback des Vize-Weltmeisters von 2008 spekuliert worden. Zwar hatte Massa in der vergangenen Saison während des Rennwochenendes in Monza seinen Rücktritt aus der Formel 1 bekanntgegeben - jedoch nie von einem vollständigen Karriereende gesprochen. Klar war nur, dass er keine weitere Saison bei einem schwächeren Rennstall dranhängen würde. Doch durch den Bottas-Wechsel tat sich eine unerwartete Gelegenheit auf.

Gerüchtehalber hatte sich Massa zunächst in Richtung der Formel E orientiert. Angeblich soll er bereits einen Vorvertrag bei einem Team aus der Elektro-Rennserie unterschrieben haben. Daraus wird jetzt erst einmal nichts - Massa hängt noch ein weiteres Jahr in der Formel 1 dran. Williams profitiert hier gerade angesichts des umwälzenden Reglements von dessen Erfahrung aus 250 Grands Prix.

"Seitdem ich meinen Rücktritt bekanntgegeben hatte, habe ich meine Möglichkeiten betrachtet", sagte Massa. "Mir wurden unterschiedliche Gelegenheiten angeboten, die ich hätte annehmen können. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Darauf liegt jetzt mein Fokus."

Neben Massa war auch Pascal Wehrlein zeitweise als Kandidat für Bottas' Nachfolge gehandelt worden. Williams' stellvertretende Teamchefin Claire Williams hatte allerdings immer wieder deutlich gemacht, dass das Team einen adäquaten Ersatzmann finden müsse. Wehrlein dürfte wegen seiner fehlenden Erfahrung in der Formel 1 letztendlich keine Option für das ambitionierte Team gewesen sein. Massa benötigt hingegen nach seinem Comeback keinerlei Eingewöhnungszeit, nachdem er ohnehin in die Entwicklung des 2017er-Projekts involviert gewesen war.

Felipe Massa kehrt in die Formel 1 zurück, Foto: Sutton
Felipe Massa kehrt in die Formel 1 zurück, Foto: Sutton

Massas Erfolge in der Formel 1

Massa blickt auf elf Siege in der Formel 1 zurück, alle mit Ferrari. Sein letzter Triumph datiert aus dem Jahr 2008, ausgerechnet beim dramatischen Finale in Interlagos. Seinen ersten F1-Sieg erzielte er 2006 in der Türkei. 41 Mal stand er in der Königsklasse auf dem Podium. Erstmals 2006 beim Europa Grand Prix auf dem Nürburgring, zuletzt 2015 beim Italien Grand Prix. Mit seinen 41 Podiumsplatzierungen belegt er in der ewigen Rangliste der Formel 1 die 21. Position.

Zwei Ereignisse werden auf ewig mit dem Namen Felipe Massa verbunden sein. Zum einen sein auf den letzten Metern verpasster WM-Sieg 2008, als ihm Lewis Hamilton den sicher geglaubten Titel im Regen von Brasilien in letzter Sekunde wegschnappte. Zum anderen der schwere Unfall beim Qualifying in Ungarn 2009, als sich von Rubens Barrichellos Wagen eine Feder gelöst hatte und Massa am Helm traf.

Bleibt unvergessen: Massas schwerer Unfall 2009 in Ungarn, Foto: Sutton
Bleibt unvergessen: Massas schwerer Unfall 2009 in Ungarn, Foto: Sutton

Hoch geschätzte Nummer 2

Nach seinem Debüt mit Sauber wechselte Massa zur Saison 2006 zu Ferrari. Dort fuhr er an der Seite von Michael Schumacher. Zwar immer die Nummer 2 bei den Italienern, feierten sie gemeinsam zahlreiche Erfolge. Massa war stets ein hoch geschätzter Fahrer bei der Scuderia, auch wegen seiner mannschaftsdienlichen Art. Vor allem der damalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo machte sich immer wieder stark für Massa.

Erst Ende 2013 - nach acht gemeinsamen Jahren - trennten sich die Wege von Massa und Ferrari. Bei Williams suchte er eine neue Herausforderung. Und meisterte sie zunächst mit Bravour. Auch Massas Erfahrung war es zu verdanken, dass Williams eine Weile wieder zu den Sieganwärtern in der Formel 1 zählte. In der Saison 2014 fuhr Massa im Williams dreimal auf das Podium und beendete die Saison als Siebter. Das Folgejahr schloss er auf dem sechsten Gesamtplatz ab, zuletzt 2016 reichte es nur für Platz elf.

Felipe Massas F1-Karriere in Zahlen

  • 250 Grand Prix-Starts für Sauber, Ferrari & Williams
  • 11 GP-Siege: Erster Sieg Türkei 2006
  • 41 Podiumsplätze
  • 16 Pole Positions
  • 27 Mal Startplatz in Reihe eins
  • 15 schnellste Rennrunden
  • 1.124 WM-Punkte
  • 4.534 absolvierte Führungskilometer