Martin Brundle ist seit seinem F1-Rücktritt 1996 aus dem britischen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Egal wohin die TV-Rechte auf der Insel in den vergangenen 20 Jahren wanderten, für den beliebten Experten fand sich stets ein Platz. In der Saison 2016 verpasste Brundle genau ein Rennen - den Großen Preis von Kanada. Wie sich über ein halbes Jahr später herausstellte, erlitt der mittlerweile 57-Jährige am Rennsonntag des Monaco-GP einen Herzanfall.

"Ich hatte eine kleine Herzattacke, als ich zum Podium gelaufen bin", so Brundle auf der Bühne bei der Autosport International Show. Der für Sky Sports UK tätige Ex-Pilot war an diesem Rennwochenende, wie so oft, für die Sieger-Interviews auf dem Podium vorgesehen - welche er auch ohne ersichtliche Beeinträchtigungen durchführte. Die Tragweite seines Unwohlseins war ihm zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht bewusst.

"Letztendlich wurde mir ein 23 mm Stent in meine linken Herzkranzarterie eingesetzt", verrät er die Folgen des Zwischenfalls. Im Zuge des operativen Eingriffs verpasste Brundle dann auch das auf Monaco folgende Rennen in Montreal, bei dem er von DTM-Pilot Paul di Resta vertreten wurde. Die Füße stillhalten kam für ihn allerdings nicht allzu lange in Frage.

Martin Brundle führt nach den F1-Rennen regelmäßig die Sieger-Interviews auf dem Podium, Foto: Sutton
Martin Brundle führt nach den F1-Rennen regelmäßig die Sieger-Interviews auf dem Podium, Foto: Sutton

Comeback: Cockpit statt Kommentatorenkabine

Sein Comeback gab Brundle schon eine Woche nach dem Großen Preis von Kanada - und zwar im Renncockpit, und nicht etwa in seiner angestammten Kommentatorenkabine. Der Motorsport-Haudegen hatte einen Einsatz beim LMP3-Rennen im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans 2016 fest eingeplant. Nach der Operation schien das Vorhaben jedoch in weite Ferne gerückt zu sein. "Ich dachte nicht, dass ich das Rennen fahren kann", sagt Brundle.

Entgegen seiner eigenen Erwartungen, hielten seine Kardiologen den Renneinsatz aber trotz des Eingriffs für unbedenklich. "Einer von ihnen sagte mir: Ja, du kannst das Rennen fahren. Vergiss nur deine Blutverdünner nicht", fügt der 158-fache GP-Teilnehmer an. Da bis zur Veranstaltung nicht viel Zeit blieb, musste Brundle kurzfristig seine Fahrtüchtigkeit auf die Probe stellen. Ein Anruf bei seinen United-Autosports-Teamchefs Zak Brown und Richard Dean genügte: "Ich rief Zak und Richard an und habe dann 75 Runden bei Palmer Sports in einem ihrer Autos gedreht. Danach kamen Blutergüsse aus meinem Brustkorb", so Brundle.

Brundle: Nicht schlecht für so einen alten Knacker

Abgesehen von den besagten Blutergüssen schien Brundle das Fahren allerdings gut zu verkraften. Außerdem tut sich der ehemalige Le-Mans-Sieger (1990 mit Jaguar) ohnehin schwer, ein Rennen beim Klassiker an der Sarthe abzusagen: "Ich liebe Le Mans und dachte mir: Das lasse ich mir auf gar keinen Fall entgehen." Mit der Pole Position für das LMP3-Rennen überraschte sich Brundle dann allerdings doch selbst: "Ich saß in der Pressekonferenz, und neben mir saßen ein 17-Jähriger und ein 19-Jähriger. Da dachte ich: Gar nicht so schlecht, für so einen alten Knacker mit 57 Jahren."

Das vierstündige Rennen beendeten er und sein Teamkollege Christian England auf dem zweiten Platz. "Das verlief ein bisschen unglücklich, aber einen Prototypen in Le Mans zu fahren ist immer etwas Besonderes. Du gerätst ein wenig ins Schwitzen und wirst auch etwas nervös. Ich vermisse dieses Gefühl so sehr", beschreibt Brundle das immer noch in ihm lodernde Feuer eines Rennfahrers.

David Coulthard riet Martin Brundle dazu, endlich erwachsen zu werden, Foto: Sutton
David Coulthard riet Martin Brundle dazu, endlich erwachsen zu werden, Foto: Sutton

Coulthard: Martin, werd erwachsen!

Ehemalige Konkurrenten und befreundete TV-Kollegen wie David Coulthard und Damon Hill konnten Brundles Hunger aufs Fahren nicht ganz nachvollziehen. "DC sagte zur mir: Martin, werd erwachsen. Du bist kein Rennfahrer mehr!", sagt Brundle. Aber solange er körperlich und mental noch dazu in der Lage ist, wird dieser wohl kaum die Hände vom Lenkrad eines Rennwagens lassen können.

"Ich bin ein bisschen wie Rubens Barrichello. Ich kann es einfach nicht abwarten, wieder in ein Auto zu steigen. In dieser Hinsicht bin ich einfach so veranlagt. Ich bin ein Rennfahrer, der Fernsehen macht. Ich sehe mich selbst nicht als TV-Mensch", so Brundle abschließend.