Für Ferrari läuft in den letzten Jahren nicht besonders viel nach Plan. 2015 gelangen Sebastian Vettel zwar immerhin drei Saisonsiege mit der Scuderia, vom eigenen Anspruch, nämlich Platz eins in der Weltmeisterschaft, war Ferrari aber auch 2015 meilenweit weg. In der abgelaufenen Saison lief auch noch Red Bull Ferrari den Rang als Mercedes-Jäger Nummer eins ab. 2016 gab es wie schon 2014 keinen einzigen Sieg - eine Katastrophe für Maranello.

Dabei hatte Präsident Sergio Marchionne vor der Saison noch vollmundig Siege angekündigt. Schon bei der traditionellen Weihnachtsansprache gab sich der Italiener vorsichtiger: "Ich gebe keine Prognosen mehr, wie viele Rennen wir gewinnen werden und wann wir gewinnen."

Sergio Marchionnes Weihnachtsansprache (01:44 Min.)

Als Chef des Megakonzerns Fiat Chrysler hat Marchionne derzeit mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der designierte US-Präsident Donald Trump bedankte sich erst kürzlich mit einem Tweet beim Konzern dafür, dass die italienisch-amerikanische Allianz rund eine Milliarde Dollar in den USA investieren will - nachdem Trump Strafzölle für nicht in den Staaten gefertigte Autos angekündigt hatte.

Wäre 2016 anders gelaufen?

Gemessen an den Aufgaben des Konzernchefs eines globalen Autokonzerns, wirken die Probleme des einst so erfolgsverwöhnten Rennstalls mickrig. Doch im Kosmos der Formel 1 - und erst Recht bei Ferrari - waren die letzten Jahre eine Schande katastrophalen Ausmaßes.

Marchionne ist dabei nicht nur modisch das komplette Gegenteil von seinem Vorgänger Luca di Montezemolo. Während Montezemolo leidenschaftliche Reden hielt und sich aktiv ins Tagesgeschäft der Scuderia einmischte, hielt sich Marchionne lange Zeit auffallend zurück.

"Das war vielleicht mein Fehler", zitiert die Corriere dello Sport Marchionne von der Detroit Motorshow, "dass ich zu spät ins Team eingriff. Aber ich tat es aus Respekt und ließ sie arbeiten. Wenn ich es früher getan hätte, 2015, dann wäre das letzte Jahr wahrscheinlich anders gelaufen - oder nicht, wer weiß?"

Marchionnes vorletzte Saison als Ferrari-Präsident?

Marchionne, der kurz nach der Fusion von Fiat und Chrysler 2014 das Amt von Montezemolo übernahm, hielt auf der Autoshow an seinen Plänen fest, Ende 2018/Anfang 2019 als Konzernboss abzutreten. Die Möglichkeit, auch danach noch als Ferrari Präsident tätig zu bleiben, tat er lapidar mit einem Scherz ab.

Ohne konkrete Prognosen zu nennen, machte der Italiener den Tifosi aber noch Mut: "Die Jungs arbeiten unermüdlich. Sie haben an Weihnachten nur zwei Tage Urlaub gemacht. Das Auto ist auf dem Papier gut und der Motor läuft auf dem Prüfstand gut. Aber warten wir, was passiert, wenn wir auf die Strecke gehen."

An Mercedes will sich der Ferrari-Chef nicht allzu sehr orientieren: "Wenn wir so denken würden, wären wir falsch. Es liegt nicht daran, ob sie etwas falsch machen oder großartige Arbeit leisten. Nein, es liegt an uns und deshalb müssen wir uns darauf fokussieren, was wir machen müssen, um sie zu schlagen."