Fehlen wird der Formel 1 ohne Rosberg...

...das sportliche Duell mit Hamilton: Nach vier gemeinsamen Jahren hat Lewis Hamilton das interne Mercedes-Duell mit 3:1 für sich entschieden. Trotzdem hielt der Silberpfeil-Zweikampf die Formel 1 in den letzten Jahren stets im Atem. In den Qualifyings lagen Hamilton und Rosberg oft nur Hundertstelsekunden auseinander, und zumindest die Start-Sequenzen in den Rennen bargen jedes Mal Sprengstoffpotenzial. Und: Wenn es zwischen den beiden Rivalen knallte, wie in Spa oder Barcelona dieses Jahr, dann brannte die Hütte in der F1. Ein sportliches Duell, das die Königsklasse angesichts der Mercedes-Übermacht schmerzlich vermissen wird. Fortsetzung 2017 mit neuem Protagonisten?

...das emotionale Duell mit Hamilton: Auf der einen Seite der lässige Brite mit Goldgehänge, Hunden und einem Hang zu Promi- und Feierfreunden - auf der anderen der Ehemann mit Tochter und eher ruhiger Lebensweise. Obendrauf noch die Jugendfreundschaft, die sich zur bitteren Realität entwickelte. Besser hätte Hollywood dieses Drehbuch auch nicht schreiben können. Hamilton und Rosberg waren in ihren Lebens- und Herangehensweisen so unterschiedlich wie es nur sein konnte. Der eine tourt mit Justin Bieber im Ferrari durch Los Angeles, der andere zuckelt in der Pagode durch Monaco - braucht es noch mehr Beispiele?

...der Weltmeister in der Startaufstellung: Ein nicht zu unterschätzender Fakt, dass der amtierende Champion 2017 nicht im Grid steht. Die übliche Frage, was schwieriger ist - Titel holen oder Titel verteidigen - wird nächstes Jahr nicht gestellt werden. Rosberg ist der erste Fahrer seit Vierfach-Champion Alain Prost anno 1993, der die Formel 1 als amtierender Weltmeister verlässt. Nun könnte man sagen, dass nächstes Jahr auch kein Fahrer die Startnummer 1 auf dem Auto trägt. In Zeiten von wählbaren Ziffern und Social Media-Marketing wäre das aber vermutlich eh nicht der Fall gewesen.

...ein Fahrer mit dem Blick fürs Ganze: Ein häufiger Vorwurf, den sich Rosberg nach seinem Rücktritt aus der F1 gefallen lassen musste: Er sei eben kein echter Racer. Kann man das wirklich behaupten bei einem Fahrer, der 25 Jahre lang Motorsport betrieben hat? Selbst wenn Rosberg das letzte Racer-Zehntel gefehlt haben mag, so ist er zu 100 Prozent Mensch. Ein Mensch mit Bedürfnissen, die über den reinen Sport hinausgehen. Das ist vielleicht nicht cool, aber absolut authentisch und eine wohltuende Abwechslung.

...die Mehrsprachigkeit vor der Kamera: Nico Rosberg war für Medienvertreter aus aller Welt stets ein beliebter Gesprächspartner - auch, weil er vier Sprachen fließend beherrschte. Neben Deutsch konnte er sich perfekt auf Englisch, Französisch und Italienisch unterhalten. Manche Formel-1-Fahrer waren auch nach langen Jahren nicht in der Lage, zwei Sätze auf Englisch geradeaus zu formulieren... Internationale Medienvertreter schätzten Rosberg für seine Art, gern und souverän in ihrer Landessprache zu kommunizieren. Nur Finnisch lernte Nico trotz Papa Keke nie. Dafür hat er jetzt ja genügend Zeit...

Weltmeister Nico Rosberg wird der Formel 1 in Zukunft fehlen, Foto: Paul Ripke
Weltmeister Nico Rosberg wird der Formel 1 in Zukunft fehlen, Foto: Paul Ripke

...Mamma & Papa Rosberg: Spätestens seit dem Finale in Abu Dhabi hätte man sich gewünscht, dass Mutter Sina ihren Sohn öfter an die Strecke begleitet hätte, statt zuhause während der Rennen zu bügeln. Rosbergs Mamma gehörte sicherlich mit zum Sympathischsten, was die Formel 1 in der Saison 2016 zu bieten hatte. Gerade ihre vielleicht etwas tapsigen Auftritte vor den Kameras - "Das schneiden Sie aber raus, oder" - haben Kultpotenzial. Rosbergs Titelgewinn veranlasste sogar Papa Keke dazu, erstmals nach drei Jahren wieder Interviews zu geben. Wir hätten uns in Zukunft noch weitere gewünscht.

...Nicos lustige Video-Blogs: Für seine Fans fasste Rosberg die Rennen nachträglich auf seinem Youtube-Kanal zusammen - auch, wenn es mal nicht so gut gelaufen war. Schöner waren allerdings die Videos mit Nico in Party-Laune. Legendär sein Vlog nach dem Sieg in Monaco 2013, als er möglicherweise schon ein, zwei Gläschen Schampus innehatte. Oder als er von Toto Wolff im Flieger überrascht wurde. Oder auch sein Versuch, per Videoaufruf Bundespräsident Joachim Gauck zum Weltmeister-Empfang in Wiesbaden einzuladen.

...ein weiterer deutscher Fahrer: Nicht nur, dass es 2017 keinen Deutschland Grand Prix geben wird - mit Rosberg fehlt auch ein weiterer deutscher Fahrer. Aus heimischer Sicht sind nun Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und vermutlich Pascal Wehrlein noch mehr gefordert, die deutsche Fahne hochzuhalten. Viele Hoffnungen ruhen auf Vettel, sollte der Ferrari unter dem neuen Reglement siegfähig sein. Gelingt Wehrlein der Sprung zu den Silberpfeilen, kann er Hamilton Feuer machen. Spannend wird auch Wundertüte Renault erstmals mit Hülkenberg am Steuer.

Nico Rosberg hinterlässt mit seinem Rücktritt eine große Lücke im Motorsport. Nach elf Jahren Rosberg in der Formel 1: Was werdet ihr am meisten vermissen? Schreibt es uns unten in den Kommentaren, wir sind auf eure Meinung gespannt!