In der guten, alten Zeit, als die Formel 1 noch hauptsächlich auf europäischen Strecken fuhr, galt es für den geneigten Motorsportfan, sich am Sonntagnachmittag um 14 Uhr vor den Fernseher zu setzen, das Rennen zu verfolgen und zwischen 15:30 und 16 Uhr nach der Siegerehrung wieder abzudrehen.

Durch die weltweite Expansion der Königsklasse haben sich die Startzeiten zwar teils massiv verschoben, daran, dass ein Rennen nicht mehr als zwei Stunden dauert, hat sich aber nichts geändert. Es sei denn, es gibt Unterbrechungen, dann liegt die maximale Renndauer mittlerweile bei vier Stunden.

In der langen Geschichte der Formel 1 gab es jedoch auch einige Rennen, die wesentlich früher zu Ende waren, als es eigentlich die Regel ist. Motorsport-Magazin.com stellt die kürzesten Grands Prix vor und erklärt, warum sie nicht länger waren.

Australien GP 1991 - 24:34.899 Minuten

Das Saisonfinale 1991 in Adelaide wurde von schweren Regenfällen überschattet. Wegen der heftigen Niederschläge wurde der Start zunächst um eine Runde verschoben und das Rennen dann, als der Regen zwischenzeitlich etwas nachließ, freigegeben. Da der Himmel bald jedoch wieder seine Schleusen öffnete, was zu zahlreichen Unfällen, unter anderem von Michael Schumacher und Jean Alesi, führte, signalisierten mehrere Piloten, dass man das Rennen abbrechen solle. Dieser Forderung kam die Rennleitung nach 16 Runden nach, allerdings wurde das Ergebnis nach 14 Umläufen gewertet. Es gewann Ayrton Senna vor Gerhard Berger und Nigel Mansell, weil aber nur 53 Kilometer absolviert wurden, was deutlich weniger als die vorgeschriebenen 75% der Renndistanz waren, gab es nur halbe Punkte.

Spanien GP 1975 - 42:53.700 Minuten

Rolf Stommelen lag beim Großen Preis von Spanien auf dem Circuit de Montjuïc in Führung, als der Heckflügel des gebürtigen Siegeners brach und er über die Leitplanken hinweg in die dort stehenden Zuschauer krachte. Dabei wurden fünf Zuschauer getötet, während Stommelen mit Verletzungen davonkam. Die überforderte Rennleitung brach den Grand Prix erst vier Runden nach dem verheerenden Unfall ab, sodass Jochen Mass noch an Jacky Ickx vorbeigehen konnte und seinen einzigen Rennsieg unter ausgesprochen traurigen Umständen feierte. Aufgrund der kurzen Renndistanz wurden nur halbe Punkte vergeben. Lella Lombardi machte deshalb einen halben Zähler und ist bis heute die einzige Frau, die in der Formel 1 in die Punkteränge kam.

Malaysia GP 2009 - 55:30.622 Minuten

Der Malaysia GP in Sepang startete auf trockener Strecke, nach 23 Runden setzte jedoch Regen ein, der immer heftiger wurde und die Rennleitung zunächst dazu veranlasste, das Safety Car auf die Strecke zu schicken. Weil dennoch weiterhin Piloten von der Piste rutschten, wurde das Rennen nach 31 Runden per roter Flagge unterbrochen. Die Teams bezogen in Erwartung einer Fortsetzung auf der Start- und Zielgeraden Position und versuchten, die Autos so gut es ging vor dem Monsunregen zu schützen - jedoch vergeblich. Um 18:52 Ortszeit verkündete Rennleitung, dass der Grand Prix aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit nicht mehr aufgenommen wird, und erklärte Brawn-Pilot Jenson Button zum Sieger.

Österreich GP 1975 - 57:56.690 Minuten

Weil es kurz vor Beginn des Rennens in Spielberg heftig zu regnen begann, wurde der Start auf dem Österreichring zwar um einige Minuten verschoben, schlussendlich aber doch freigegeben. Mit Fortdauer des Rennens wurden die Bedingungen immer schlechter, weshalb die Veranstalter nach 29 Runden schließlich abbrachen. Völlig überrascht von diesem Abbruch riss der Führende Vittorio Brambilla beim Überfahren der Ziellinie die Hände in die Höhe, verlor dabei die Kontrolle über seinen Wagen und krachte in die Leitplanken der Start- und Zielgeraden. Es war der erste und einzige Sieg des Italieners in der Formel 1, der danach auch nicht mehr den Sprung auf das Podium schaffen sollte.

Monaco GP 1984 - 1:01:07.740 Stunden

Seit den Morgenstunden wurde Monaco von schweren Regenfällen heimgesucht. Dennoch wurde das Rennen im Fürstentum gestartet, wenn auch mit 45-minütiger Verspätung. Weil sich die Bedingungen aber nicht wirklich besserten, brach Rennleiter Jacky Ickx den Grand Prix nach 31 Runden per roter Flagge ab, wofür der Ex-Pilot viel Kritik einstecken musste, weil ihm vorgeworfen wurde, er wolle den in Führung liegenden Alain Prost vor den heranstürmenden Ayrton Senna und Stefan Bellof schützen. Obwohl Bellof vom letzten Platz gestartet war, wurde er nach einer grandiosen Aufholjagd als Dritter gewertet, verlor das Podium am Ende der Saison aber wieder, weil Tyrrell wegen des Einsatzes zu leichter Autos nachträglich von der Weltmeisterschaft ausgeschlossen wurde.

Italien GP 1978 - 1:07:04.540 Stunden

Ronny Peterson wurde in Monza Opfer einer Massenkollision, bei der der Lotus des Schweden in Flammen aufging. Das Rennen wurde unterbrochen und Peterson ins Krankenhaus nach Mailand transportiert, wo er in der Nacht nach Komplikationen bei einer Operation seinen Verletzungen erlag. Trotz des Unfalls wurde das Rennen wieder aufgenommen, doch weil auf der Einführungsrunde Jody Scheckter ein Rad verlor und in die Leitplanken einschlug, weigerten sich die anderen Piloten, weiterzufahren, ehe die Schäden behoben waren. Der Neustart des auf 40 Runden verkürzten Rennens verzögerte sich somit bis um 18 Uhr. Niki Lauda gewann schließlich, und aufgrund des Zieleinlaufes stand Petersons Lotus-Teamkollege Mario Andretti vorzeitig als Weltmeister fest. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass der Schwede, der posthum zum Vize-Champion erklärt wurde, die Nacht nicht überleben würde.

Belgien GP 2001 - 1:08:05.002 Stunden

In der vierten Runde des Belgien GP kam es in Blanchimont zur Berührung zwischen Luciano Burti und Eddie Irvine. Prost-Pilot Burti schlug daraufhin nahezu ungebremst frontal in die Reifenstapel ein und zog sich dabei so schwere Verletzungen zu, dass er die Saison vorzeitig beenden musste. Das Rennen wurde abgebrochen und auf die 36 verbleibenden Runden verkürzt. Michael Schumacher gewann den wiederaufgenommenen Grand Prix und übertraf damit Alain Prosts Rekord von 51 Siegen in der Formel 1. Der Franzose hatte aufgrund des schweren Unfalls seines Piloten Burti an diesem Nachmittag allerdings andere Sorgen, als den ihm abhandengekommenen Bestwert.

Italien GP 2003 - 1:14:19.838 Stunden

Michael Schumacher gewann 2003 in Monza, Foto: Sutton
Michael Schumacher gewann 2003 in Monza, Foto: Sutton

Der Italien GP ist aufgrund der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem Autodromo Nazionale in Monza in der Regel das kürzeste Rennen im Kalender. Die 2003er-Ausgabe dauerte nur knapp 75 Minuten und ist damit der Grand Prix mit der kürzesten Dauer, bei dem es keine rote Flagge gab. Dank Michael Schumachers Sieg gingen die Ferrari-Tifosi dennoch zufrieden nach Hause.