Nico Rosbergs überraschender Rücktritt wenige Tage nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft hält die Formel 1 in der eigentlich besinnlichen Adventszeit gehörig auf Trab. Weil Mercedes noch nicht entschieden hat, wer Rosbergs Nachfolge antritt, geben sich die potenziellen Kandidaten momentan die Klinke in die Hand.

Valtteri Bottas und Toto Wolff, Foto: Sutton
Valtteri Bottas und Toto Wolff, Foto: Sutton

Schenkt man allen Gerüchten glauben, die derzeit kursieren, wurde nahezu das halbe Fahrerfeld bei Mercedes vorstellig, um sich um das vakante Cockpit zu bemühen. Fernando Alonso soll sich beworben haben, zudem ist natürlich auch Mercedes-Junior Pascal Wehrlein in der Verlosung, und neuerdings wird Valtteri Bottas besonders heiß als Silberpfeil-Pilot in spe gehandelt.

Für Bottas gibt es einige gute Argumente, nicht zuletzt jenes, dass der Finne von Toto Wolff gemanagt wird, der passenderweise bei Mercedes den Posten des Motorsportchefs innehat. Der Haken an der Sache: Bottas unterschrieb erst kürzlich einen neuen Vertrag bei Williams, und das Interesse des Teams, den Finnen zu verlieren, hält sich in überschaubaren Grenzen.

Williams' Angst vor der Jugend

Das hat einen guten Grund: Williams setzt 2017 auf die Dienste von Lance Stroll, der dank seines Vaters zwar reich an Geld, aber noch nicht reich an Erfahrung ist. Würde Bottas also zu Mercedes wechseln und die Silberpfeile im Gegenzug Wehrlein in Grove parken, müsste Williams mit zwei ausgesprochen unerfahrenen Piloten in die Saison gehen, was ein enormes Risiko wäre, nachdem man ohnehin schon binnen zwei Jahren in der Konstrukteurs-Wertung von Platz drei auf fünf abgerutscht ist.

Lance Stroll fährt 2017 für Williams, Foto: Sutton
Lance Stroll fährt 2017 für Williams, Foto: Sutton

Was also tun, wenn Mercedes bei Bottas wirklich ernst macht? Zum Beispiel Felipe Massa aus dem Formel-1-Ruhestand zurückholen! Klingt ziemlich abwegig? Stimmt. Williams soll sich laut Informationen der französischen Sportzeitung L'Equipe allerdings tatsächlich in Gesprächen mit dem Brasilianer befinden, um ihn im Falle eines Bottas-Abgangs zum Comeback zu bewegen.

Massa hatte im September in Monza das Ende seiner Formel-1-Karriere mit Saisonende bekanntgegeben und sich in Abu Dhabi nach 250 Grands Prix tränenreich verabschiedet. Im Gegensatz zu anderen Piloten, die mit der F1 Schluss gemacht haben, zog Massa sich jedoch nicht komplett vom Motorsport zurück, sondern kündigte an, auch weiterhin regelmäßig Rennen fahren zu wollen.

Bewahrheiten sich die Gerüchte aus Frankreich, könnte die F1-Rente um ein Jahr verschoben werden. Apropos Gerüchte: Derer wird es in den nächsten Tagen und Wochen wohl noch mehrere geben, denn Mercedes wird den Rosberg-Nachfolger erst nach dem Jahreswechsel bestellen.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: In der Formel 1 ist grundsätzlich nichts auszuschließen, das lehrt die lange Geschichte der Rennserie. Es sind schon kuriosere Dinge passiert, als es der Rücktritt vom Rücktritt Felipe Massas wäre. Kommt es tatsächlich dazu, würde sich der Brasilianer allerdings ziemlich lächerlich machen. Sein Abschied kam zur rechten Zeit und war wunderbar tränenreich inszeniert. Damit sollte er es aber auch gut sein lassen und nicht noch einmal zurückrudern - selbst wenn er Williams damit womöglich kurzfristig helfen würde. Viele Piloten haben den richtigen Zeitpunkt für den Absprung aus der Königsklasse verpasst. Es wäre schade, würde es Massa nun ähnlich ergehen.

Was die offene Personalie bei Mercedes betrifft: Ich habe mich bereits in der Sekunde des Rücktritts von Nico Rosberg darauf festgelegt, dass Pascal Wehrlein 2017 im Silberpfeil sitzen wird. Er ist talentiert, schnell und kennt das Team in- und auswendig. Alles andere als die Beförderung Wehrleins wäre Mercedes' Eingeständnis, dass das eigene Nachwuchsprogramm gescheitert ist. (Philipp Schajer)