Der Weltmeister ist daheim. Nico Rosberg legte auf seiner WM-Tournee einen mehr als spontanen Abstecher in seiner Geburtsstadt Wiesbaden ein. Der Mercedes-Pilot hatte den Empfang am Dienstagmorgen bei Oberbürgermeister Sven Gerich angefragt - via Facebook. Die Stadt reagierte schnell und richtete sich auf den Besuch des prominenten Sohnes ein. Am Mittwochmorgen traf sich Rosberg mit Oberbürgermeister Gerich im Hotel Nassauer Hof. Zur Begrüßung gab es Handkäs mit Musik, eine hessische Käsespezialität.

Trotz des engen Zeitplans - Rosberg war gerade noch in Malaysia bei einem Sponsor - nahm er sich ausreichend Zeit für eine Pressekonferenz. Rund eine halbe Stunde stand er den Fragen der Journalisten Rede und Antwort. Mitten im Pressepublikum: Mutter Sina, gebürtig aus Wiesbaden. Sie hatte in Abu Dhabi mit spontanen und teilweise lustigen Aussagen vor den Kameras für Schlagzeilen gesorgt. "Die Presse ist auf mich zu und ein hab ein paar ganz blöde Sachen gesagt, weil ich etwas rauschig war", sagte sie jetzt. "Ich dachte, man kann das rausschneiden. Aber das ging ja nicht."

Nach dem Empfang beim Bürgermeister ging es für Rosberg weiter in die City, um seine Fans zu treffen und Autogramme zu geben. Die Stadt rechnete offenbar mit einem großen Zulauf und reagierte schnell. Für Rosberg wurde die große Wilhelmstraße in der Innenstadt bis zum Mittag gesperrt. Anschließend ließ sich Rosberg mit Teilen seiner Familie - Onkel, Tante und Cousin wohnen noch in Wiesbaden - auf dem Rathausbalkon feiern.

Von Wiesbaden geht es für Rosberg weiter in die Mercedes-Teamfabrik in Brackley. Hier feiert der frisch gebackene Weltmeister mit den Mitarbeitern. Am Freitag geht es dann weiter nach Wien. Auf der FIA-Gala darf Rosberg den Weltmeisterpokal erstmals in die Hände nehmen. Das Original bleibt beim Weltverband des Motorsports, Rosberg bekommt eine Replik. Samstag sind Rosberg und Hamilton dann im Mercedes-Werk in Sindelfingen, um mit den heimischen Mitarbeitern zu feiern.

Hier einige Auszüge aus der Pressekonferenz, die Rosberg am Mittwochmorgen in Wiesbaden gab.

Nico Rosberg über...

... Hamiltons Einbrems-Taktik: "Meine Freude war noch größer nach dem Rennen, weil das so heftig war. Ich wusste ja auch nicht, wie weit er es treibt. Dreht er komplett durch und treibt mich von der Strecke? Ich sehe ja, was er macht und was er versucht hat. Und ich habe die zwei Autos hinter mir gesehen. Ich wusste, dass die ganze Arbeit dahin ist, wenn die mich überholen."

... die große Berichterstattung über Hamiltons Aktion: "Ich finde es schade, dass das Thema so aufgebaut wurde. Es ist doch einfach. Ich kann das Team verstehen, denn wir fahren immer unter bestimmten Rahmenbedingungen. Ich verstehe schon, dass die das nicht gut finden. Aber ich kann auch Lewis verstehen. Wir sind Kämpfer im Rennauto. Da kann man auch mal übers Limit gehen und alles versuchen. Ich will das Thema jetzt gar nicht mehr aufkurbeln. Unsinnig, dass das so diskutiert wird."

... Hamiltons Reifentest-Abbruch: "Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Ich weiß nur, wie es mir ging (nach den WM-Niederlagen;d.Red.), als ich 2014 und 2015 harte Niederlagen gegen ihn einstecken musste. So eine sportliche Niederlage ist schwer zu verdauen. Ich denke, dass er eine Weile daran knabbern muss."

... Hamiltons angebliche Rücktrittsüberlegungen: "Ich weiß nicht, wo er ist mit seinem Kopf. Ich weiß nur, dass er super-motiviert ist. Aber weiter weiß ich nicht, wie es ihm geht."

... ein jetzt besseres Verhältnis zu Hamilton: "Ich schließe es nicht aus, aber es wird immer schwierig bleiben. Wir sind im gleichen Team und fahren um Siege und Titel. Da ist es fast unmöglich, eine gute Beziehung zu haben. Aber wir haben diesen Grundrespekt, der ist immer noch da. Da hilft durch schwierige Phasen hindurch."

... seine Gedanken zum letzten Rennen: "Das war sehr intensiv, ich konnte nur verlieren. Der Druck war bei mir. Das war mit das Härteste, was ich je erlebt habe nach der Geburt unserer Tochter. Da muss ich aufpassen, die Vivian hat natürlich mehr gelitten. Aber ich habe mental mitgelitten. Am Ende aber cool, dass es so ein intensives Rennen war. Und auch, dass ich Lewis den Titel weggenommen habe. Er war die Messlatte. Es gab immer wieder Rückschläge, und ich musste mich durchbeißen. Am Ende wurde ich belohnt."

... seine Gedanken nach dem Zieleinlauf: "Im ersten Moment konnte ich mich gar nicht freuen. Das war einfach nur Erleichterung. Die Intensivität war außerirdisch. Da kamen mir direkt die Tränen. Mit der Zeit kam dann die Freude. Dann hatte ich Vivian noch auf dem Radio, das war echt schön. Danach kam die Ekstase."

... seinen Umweg nach Wiesbaden: "Weil ich jetzt so gern mit den Menschen feiern, die mir nahe stehen. Dann kam die Idee, einen Abstecher nach Wiesbaden zu machen. Mit der Familie zum Rathaus zu gehen, ist ein schönes Erlebnis. Die Anfrage über Facebook war doch zeitgemäß, oder? In Wiesbaden sind meine Kindheitserinnerungen. Das ist mein Bezugsort in Deutschland. Wir sind ja gerade Weltmeister in den zwei größten Sportarten des Landes. Bei allem Respekt für Tennis Angie - ich erlaube mir mal zu sagen, dass die F1 größer ist als Tennis."

... seinen Versuch, Bundespräsident Joachim Gauck nach Wiesbaden einzuladen: "Das habe ich auch gemacht. Ich dachte mir, wenn das mit Sven (Gerich, Bürgermeister;d.Red.) so gut klappt, dann geht das mit Herrn Gauck vielleicht auch. Er scheint aber nicht hier zu sein. Schade, ich hätte ihn gern getroffen."