Mann des Rennens: Nico Rosberg

Auch wenn der Deutsche in Abu Dhabi nicht DIE überragende Leistung bot, musste er sich seinen ersten Weltmeister-Titel dort noch einmal so richtig hart verdienen. Zunächst war im Rennen der immer agile Max Verstappen plötzlich vor ihm. Doch Rosberg überholte den sich stets hart verteidigenden Niederländer und blieb letztlich auf Rang zwei. Gegen Ende des Rennens hatte Lewis Hamilton dann ganz zufällig die Handbremse angezogen und bummelte. Der mit frischen Supersofts ausgestattete Vettel und Verstappen, der nach seinem Startunfall auf Ein-Stopp-Strategie unterwegs war, bedrohten Rosberg von hinten. In beiden Fällen behielt der Deutsche die Nerven und fuhr die WM letztlich nach Hause.

Spruch des Rennens: "Das ist ein Befehl!"

Eine der möglichen Übersetzungen, die das Wörterbuch für das englische Wort "instruction" anbietet, lautet "Befehl". Demzufolge war das, was Paddy Lowe, Technischer Direktor des Mercedes-Teams, seinem Fahrer Lewis Hamilton in der Endphase des Abu Dhabi GP über Funk mitteilte, keine Empfehlung oder Bitte. Er sagte "This is an instruction!" Am Kommandostand des Rennstalls hatte man offenbar die Faxen dicke. Denn die Taktik des zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Weltmeisters war eindeutig: In Führung liegend das Tempo verschleppen, damit die Ferrari und die Red Bull auf Rosberg auflaufen und ihn vielleicht teilweise überholen. Zwei Autos zwischen sich und dem Teamkollegen - und Hamilton wäre Champion geblieben.

Nun kann man darüber streiten, ob das unfair zu nennen ist oder nicht. Tatsache ist jedoch, dass er sich damit einem Befehl - das Wörterbuch bietet allerdings unter anderem auch "(Dienst-)Anweisung", "Vorschrift" oder "Anordnung" an - widersetzte. Spätestens, als sich Lowe meldete, der normalerweise keine Ansagen am Teamradio macht, hätte Hamilton klar sein können, dass es Ärger geben würde. Er hat es offenbar in Kauf genommen. Nicht auszudenken, was los gewesen wäre, wenn seine Strategie geklappt hätte. Entsprechend sauer reagierte Toto Wolff.

Manöver des Rennens: Vettel schnappt sich die Bullen

Sebastian Vettel war von Position fünf aus ins Rennen gegangen. Doch dank der geglückten Strategie von Ferrari (siehe "Enttäuschung des Rennens") hatte er am Ende sogar noch die Chance, den Abu Dhabi GP zu gewinnen. Als letzter der zu dieser Zeit ersten neun Piloten kam er in Runde 37 an die Box. Während die direkte Konkurrenz vollständig auf Soft-Reifen unterwegs war, ließ sich der Deutsche die supersofte Spezifikation aufziehen. Damit fuhr er die absolut schnellste Rennrunde, schnappte sich sowohl Ricciardo als auch Verstappen, kam sogar den Mercedes noch gefährlich nahe und fuhr am Ende auf das Podest. Ein seltenes Erfolgserlebnis für Vettel und sein Team sowie ein wenigstens leicht versöhnlicher Saisonausklag.

Unfall des Rennens: Verstappen dreht das Ding

Zu den erfrischenden Aspekten, die Max Verstappen in der Formel 1 beiträgt, zählen sicher seine Aufholjagden. Beim Brasilien GP zeigte er eine epochale, als er sich im Regen-Chaos mit teilweise unglaublichen Manövern noch aufs Podest kämpfte. In Abu Dhabi war es nicht ganz so spektakulär, aber durchaus respektabel. Ausgangspunkt war ein allerdings vom Niederländer verschuldeter Start-Unfall mit Nico Hülkenberg.

Verstappen fuhr dem Deutschen in die Seite und drehte sich, sodass das gesamte Feld am 19-Jährigen vorbeizog. Der jedoch tat das, was er schon kannte und pflügte sich einmal mehr durchs Feld. Unterstützt von einer Ein-Stopp-Strategie (als einziger Top-10-Fahrer) konnte er dadurch am Ende noch um das Podium mitfahren und landete letztlich auf Rang vier. Wenn seine Fehler zukünftig immer so aussehen, dass sie für andere folgenlos bleiben und den Zuschauern solche Unterhaltung bescheren, darf er sie gerne weiter machen.

Boxenstopp des Rennens: Mercedes hat Zeit

Ein schönes Beispiel für die Dominanz des Mercedes-Teams waren die ersten beiden Boxenstopps seiner Fahrer. Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren längst abgefertigt, mussten aber jeweils (Zufall oder nicht) noch darauf warten, dass ein Ferrari zum Reifenwechsel bei der Garage nebenan vorfuhr. Für Silberpfeil-Verhältnisse geradezu unerhört lange (3,57 beziehungsweise 4,72 Sekunden) betrugen die Standzeiten des Weltmeisters und seines Vizes.

Zu Platz eins und zwei im Rennen reichte es natürlich dennoch. Vermutlich könnten Ros und Ham zwischendurch auch mal für 20 Minuten aufs Klo verschwinden, die Mechaniker fragen, wie es daheim so läuft und schon mal die Pressemitteilung für nach dem Rennen vorformulieren - und wären trotzdem am Ende noch ganz vorne. Ein Lob auf 2017 und seine neuen Regeln, die hierbei ja vielleicht etwas Veränderung bringen!

Topspeed des Rennens: Ferrari nach langer Zeit wieder vorne

Zum ersten Mal seit längerer Zeit lag wieder ein Auto mit Ferrari-Motor bei den Topspeeds vorne. Zuvor hatten stets Boliden mit Renault- oder Mercedes-Antrieb diesen Titel abgestaubt. Sebastian Vettel distanzierte die Konkurrenz in Abu Dhabi diesbezüglich - und zwar sogar ziemlich deutlich. Mehr als sechs km/h lag der Deutsche vor Daniel Ricciardo. Nach den regenbedingt relativ langsamen Spitzen-Geschwindigkeiten beim Brasilien GP, als die 300 kmh/-Grenze nicht geknackt wurde, gab es eine deutliche Steigerung.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Abu Dhabi 2016

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Sebastian VettelFerrariFerrari347,2 km/h
2Daniel RicciardoRed BullRenault340,9 km/h
3Nico RosbergMercedesMercedes339,8 km/h
4Romain GrosjeanHaasFerrari339,0 km/h
5Esteban GutierrezHaasFerrari338,3 km/h
6Esteban OconManorMercedes337,9 km/h
7Max VerstappenRed BullRenault337,7 km/h
8Felipe MassaWilliamsMercedes337,3 km/h
9Fernando AlonsoMcLarenHonda336,9 km/h
10Jolyon PalmerRenaultRenault336,5 km/h

Unsung Hero des Rennens: Gab es nicht

Wir wollen euch nicht anlügen. Wo es nichts gab, wird auch nichts geschrieben. Normalerweise sind Fahrer wie Carlos Sainz, Romain Grosjean oder Kevin Magnussen dankbare Unsung Heros, wenn sie mit ihrem unterlegenen Material in die Punkte fahren. In Abu Dhabi holten aber im Grunde jene die Zähler, die in dieser Saison immer/meistens punkteten. Von den finalen Top-10 der Fahrerwertung ging nur Valtteri Bottas leer aus, der mit einem Defekt an der Aufhängung ausschied. Für ihn sprang sein Teamkollege Felipe Massa (WM-Elfter) in seinem letzten Formel-1-Rennen in die Bresche und griff noch einmal zwei Zähler ab.

Enttäuschung des Rennens: Ferraris verpatzt die Strategie NICHT

Was ist das für eine Welt? Kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen? Zuverlässig war Ferrari in dieser Saison mit seinen Boxenstopp-Strategien ein gern gesehener Kandidat für die Rubrik "Enttäuschung des Rennens" bei den Tops und Flops. Und was machen die Roten in Abu Dhabi? Holen Vettel spät zum zweiten Stopp, verpassen ihm Supersofts und schicken ihn damit doch noch auf das Podium. Insofern war die Scuderia für die Redaktion von Motorsport-Magazin.com, die an dieser Stelle schon Platz für den nächsten Verriss gelassen hatte, dann doch wieder eine Enttäuschung. Man kann es uns halt nie Recht machen! Kleiner Trost: Bei Räikkönen lief es nicht so gut!

Tweet des Rennens: Nach dem Rennen ist vor dem Feiern

Man sagt ja, dass beim Feiern ähnliche Qualitäten zählen wie beim Rennfahren: Volle Tanks, Durchhaltevermögen, Übersicht nicht verlieren und sich aus Scharmützeln raushalten. Insofern weist dieses Foto, das Nico Rosberg am Montag bei Twitter gepostet hat, darauf hin, dass er ein würdiger Weltmeister ist. Clever wie ein umsichtiger Teamchef hat er seine Crew zusammengestellt.

Die eigene Frau (die wäre sonst sauer), Daniel Ricciardo (sorgt automatisch für gute Laune, hat außerdem offenbar etwas zu trinken dabei), Romain Grosjean (säuft einem nix weg, alternativ ist er vielleicht auch einfach nicht schnell genug abgehauen, als Nico in den Club einlud) und jede Menge Party-Volk, das vorher in der Mercedes-Hospitality jene Mützen mitgehen ließ, die als Eintrittskarte für die Siegesfeier dienten. Cheers!

Tipp des Rennens:

Die Leser hatten eine relativ deutliche Meinung - und sie erwies sich als richtig: Zu fast drei Vierteln sagten sie in unserer Online-Abstimmung den WM-Titel von Nico Rosberg korrekt voraus. Bei unserer Redaktion herrschte dagegen ein uneinheitliches Bild. Chris Lugert und Florian Becker hatten immerhin mit ihrem Entschluss, Hamilton und Rosberg auf die Plätze eins und zwei des Rennens zu setzen, Recht - zumal dies ja auch die entsprechenden Folgen für die WM hatte. Auf Vettel als Dritten kam allerdings niemand.