Nico Rosberg steht wenige Tag vor dem größten Erfolg seiner Motorsportkarriere - oder seiner größten Niederlage. Je nachdem, wie der Große Preis von Abu Dhabi endet, krönt sich der Mercedes-Pilot entweder zum ersten Mal zum Weltmeister oder bekommt endgültig den Stempel des ewigen Zweiten aufgedrückt.

Die Voraussetzungen, dass es endlich mit dem Titelgewinn klappt, sind aber denkbar gut. Rosberg genügt definitiv ein dritter Platz, auch, wenn sein Rivale und Teamkollege Lewis Hamilton gewinnt. Dementsprechend entspannt gab sich der 31-Jährige im Gespräch mit den Vertretern der Presse am Donnerstag in Abu Dhabi.

"Ich freue mich sehr, dass ich in der Situation bin. Darauf habe ich dieses Jahr hingearbeitet, das ist richtig cool, und ich bin so motiviert wie eh und je. Ich möchte an diesem Wochenende meine beste Performance abliefern und deshalb mache ich so weiter wie bei allen anderen Rennen auch. So bin ich hier hingekommen und deshalb gibt es keinen Grund, das zu ändern", strotzt Rosberg nur so vor Selbstvertrauen.

Harte Momente machen sich bezahlt

Im vergangenen Jahr gelang es Rosberg zum ersten Mal, den Abu Dhabi GP zu gewinnen. Wesentlich schmerzlichere Erinnerungen verbindet er hingegen mit der 2014er-Auflage des Wüstenrennens, als er vom Technikteufel heimgesucht zum ersten Mal die Weltmeisterschaft gegen Hamilton verlor. Bittere Stunden wie diese haben ihn auf lange Sicht gesehen jedoch stärker gemacht, ist der Silberpfeil-Pilot überzeugt.

"In jeder Karriere gibt es harte Momente, aber worauf ich stolz bin, ist, dass ich aus diesen schwierigen Momenten herauskomme", betont Rosberg bei Motorsport-Magazin.com. "Nach Austin, wo ich im Vorjahr den Titel verloren habe, habe ich sieben Rennen in Folge gewonnen und mir sehr viele Gedanken gemacht. Ich versuche immer wieder, daraus zu lernen."

So locker sich Rosberg am Donnerstag aber auch gibt, ihm ist klar, dass die Anspannung im Verlauf des Rennwochenendes sukzessive zunehmen wird. "Mit Sicherheit wird der Adrenalinspiegel schon noch steigen, wie an jedem Wochenende. Jedes Formel-1-Wochenende ist sehr intensiv, da ist Adrenalin drin, das ist Wettkampf. Aber darum fahre ich auch, ich brauche diese Herausforderung und möchte versuchen, alle zu schlagen."

Die letzten drei Rennen beendete Rosberg jeweils als Zweiter hinter Hamilton. Dieses Szenario könnte sich auch in Abu Dhabi wiederholen, wenngleich Red Bull und Ferrari zuletzt ansteigende Form zeigten. Dennoch ist sich Rosberg bewusst: "Seit drei Jahren komme ich zu jedem Rennen mit dem besten Auto. Das erhöht noch einmal die Freude. Ich weiß, wenn ich gut fahre, kann ich die Pole rausholen und den Rennsieg rausfahren." Und auf Sieg fahren will der Deutsche auch beim Saisonfinale. "Ich wünsche mir, dass ich das Rennen gewinnen kann."

Sebastian Vettel wurde 2010 in Abu Dhabi zum ersten Mal Weltmeister, Foto: Red Bull/GEPA
Sebastian Vettel wurde 2010 in Abu Dhabi zum ersten Mal Weltmeister, Foto: Red Bull/GEPA

Vettels Erinnerungen an den WM-Traum von Abu Dhabi

Ein Landsmann Rosbergs, der weiß, wie es ist, in Abu Dhabi seinen ersten Titel zu feiern, ist Sebastian Vettel. Der damalige Red-Bull-Pilot gewann 2010 das Wüstenrennen und überflügelte damit doch noch den als WM-Leader ins Finale gegangenen Fernando Alonso. Für den Heppenheimer ein unbeschreibliches Erlebnis, das ihn nachhaltig prägte.

"Es hat die absolut größte Bedeutung überhaupt, darum dreht sich alles, danach richtet sich alles. Der erste Titel ist etwas ganz Besonderes, sich selbst zu beweisen, dass man es schaffen kann, war für mich ein riesengroßer Schritt", schildert der momentan nicht gerade vom Erfolg verwöhnte Ferrari-Pilot mit leuchtenden Augen.

Deshalb weiß Vettel auch ganz genau, was in Rosberg vorgeht, je näher der Rennstart am Sonntagnachmittag rückt. "Ich war sehr nervös, es gab damals noch vier Fahrer, die Weltmeister werden hätten können, und es war klar, dass ich gewinnen muss", blickt er zurück. "Also habe ich versucht, alles auszublenden und habe mich nur darauf fokussiert, das Rennen zu gewinnen. Alles andere lag dann nicht in meiner Hand. Gottseidank hat es geklappt."

Ob es geklappt hat, weiß Nico Rosberg am Sonntagabend. Dass es klappen wird, davon geht der Mercedes-Pilot jedenfalls aus. "Ich fühle mich super, habe eine gute Zeit mit der Familie gehabt und habe gut trainiert. Ich reise voll vorbereitet an. Das ganze Wochenende liegt mir sehr."