Beim Abu-Dhabi-GP am kommenden Wochenende wird sie endlich entschieden, die Formel-1-WM 2016. Nico Rosberg oder Lewis Hamilton - einer der beiden Mercedes-Piloten wird am Ende als neuer Weltmeister gekrönt. Doch ihr Duell beim alles entscheidenden Rennen könnte eine einmalige Sieg-Chance für die Underdogs bieten. Genau darauf spekuliert man im Vorfeld des Grand Prix bei Red Bull.

"Ich würde einfach auf den Sieg gehen. Es ist ja nicht unser WM-Kampf, von daher sind wir erpicht darauf, das bestmögliche Ergebnis zu holen", sendet Teamchef Christian Horner bereits am Mittwoch vor dem alles entscheidenden Rennen eine erste Kampfansage aus. Gerade wegen der WM-Konstellation, Rosberg führt zwölf Punkte vor Hamilton, könnte der Rennverlauf den Bullen in die Karten spielen.

Horner: Schwierige Lage für Hamilton und Rosberg

Hamilton müsste das Feld hinter sich einbremsen, meint Horner, Foto: Sutton
Hamilton müsste das Feld hinter sich einbremsen, meint Horner, Foto: Sutton

"Wenn Lewis das Rennen anführt und klug fährt, dann wird er die Autos hinter sich ein bisschen einbremsen, damit es da ein bisschen Racing gegeneinander gibt. Das ist der einzige Weg, das Ergebnis in seine Richtung zu beeinflussen", spielt Horner schon mit den Gedanken. Eine Taktik, an der sich schon beispielsweise Jorge Lorenzo im MotoGP-Finale von Valencia 2013 versucht hat, um den Titel gegen Marc Marquez noch zu erkämpfen - letztlich vergebens. Doch nicht nur Hamiltons missliche Lage könnte Red Bull in die Karten spielen.

Denn auf Nico Rosberg lastet zudem ein besonderer Druck. Er führt die WM vor dem Finale an und könnte seinen ersten Titel einfahren. Eine Situation, die bereits Michael Schumacher 1994, Damon Hill 1996 und Mika Häkkinen 1998 meisterten. Horner fühlt sich allerdings an einen anderen WM-Kampf zurückerinnert. Einen, in den Red Bull selbst involviert war: "Fernando Alonso hatte vor einigen Jahren ähnlichen Druck. Sebastian Vettel hatte nichts mehr zu verlieren, gab alles und hat das Rennen gewonnen. Fernando und Ferrari dagegen sahen Mark Webber als größere Gefahr und haben deshalb den falschen Fahrer gecovert."

Ricciardo vermutet konservativen Rosberg

Nico Rosberg könnte im Zweifel defensiver fahren, hofft Daniel Ricciardo, Foto: Sutton
Nico Rosberg könnte im Zweifel defensiver fahren, hofft Daniel Ricciardo, Foto: Sutton

Während Horner vor allem darauf spekuliert, dass Hamilton das Feld einbremst, um möglichst ein paar Autos zwischen sich und Rosberg zu kriegen, vermutet Daniel Ricciardo, dass Rosberg angesichts des gewaltigen Drucks etwas konservativer zu Werke gehen könnte. Besonders in der Startphase könnte Rosberg eine andere Herangehensweise an den Tag legen: "Die erste Runde könnte interessant werden. Alles, was Rosberg tun muss, ist Dritter zu werden, wenn Hamilton gewinnt. Er muss nicht Dritter nach der ersten Runde sein."

Genau hier wittert Ricciardo seine Chance: "Natürlich, wenn sie in der ersten Runde vorsichtig sind, werde ich versuchen, daraus einen Vorteil zu ziehen." Mit einem Fahrzeug in Führung sieht die Situation dann nicht nur im WM-Kampf, sondern auch in Sachen Strategie für Red Bull wieder ganz anders aus. Denn dann steigen die Chancen stark an, tatsächlich den Grand Prix gewinnen zu können. "Wenn sie etwas verwundbarer sind, ist das besser für uns, denn normalerweise sind sie zu schnell", deutet Ricciardo an. Red Bull ist also bereit, vom Duell Rosberg vs. Hamilton zu profitieren.