Traurige Nachricht für die Motorsport-Welt: Motorenpapst Paul Rosche ist am Dienstag im Alter von 82 Jahren verstorben. Der Münchner entwickelte über Jahrzehnte Motoren für BMW und war maßgeblich am Einstieg der Bayern in die Formel 1 Anfang der 1980er Jahre beteiligt.

Bereits 1957 stieg Rosche nach Abschluss seines Ingenieurs-Studiums bei BMW in die Motorenentwicklung ein. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte damals die Berechnung von Nockenwellen für Rennmotoren. Sie wurden zu Rosches Spezialgebiet und brachten ihm den Spitznamen 'Nocken-Paule' ein.

Bei einem seiner ersten Projekte wurde die Nockenwelle zum Ausgangspunkt für die fast vollständige Neukonstruktion eines Motors. Rosches Talent und sein Ehrgeiz sorgten dafür, dass er in der Folgezeit an der Entwicklung sämtlicher Serienmotoren für BMW-Modelle beteiligt war und auch die davon abgeleiteten Sportvarianten unter seiner Regie entstanden. Er entwickelte auch den 2,0-Liter-Turbomotor des legendären BMW 2002.

Die Rosche-Formel: 1.400 PS aus 1,5 Liter Hubraum

1973 übernahm Rosche die Hauptabteilung Vorentwicklung und Rennmotorenentwicklung. Zwei Jahre später wechselte er zur BMW Motorsport GmbH, wo er zunächst die Entwicklung der Serien- und Rennsportmotoren für den unvergessenen BMW M1 leitete und von 1979 bis 1996 als Technischer Geschäftsführer fungierte.

Formel-1-Weltmeister mit BMW-Power: Nelson Piquet im Brabham von 1983, Foto: Sutton
Formel-1-Weltmeister mit BMW-Power: Nelson Piquet im Brabham von 1983, Foto: Sutton

Dass BMW zu Beginn der 1980er-Jahre den Entschluss zum Formel-1-Engagement fasste, war auch Rosches hartnäckigem Einsatz zu verdanken. Es war die Hochphase der wilden Turbo-Ära in der Formel 1. 16 Ventile, ein Turbolader, lediglich 1,5 Liter Hubraum und die erstmals in der Formel 1 eingesetzte digitale Motorelektronik verhalfen dem Triebwerk zu einer anfänglichen Leistung von rund 800 PS.

Zu Beginn der Saison 1982 war der Brabham-BMW erstmals am Start, nur 630 Tage später errang Nelson Piquet die Weltmeisterschaft. Insgesamt gingen bis 1987 neun Grand-Prix-Siege auf das Konto des Turbo-Triebwerks, dessen Potenzial nahezu grenzenlos zu sein schien.

"Es müssen um die 1.400 PS gewesen sein, genau weiß man das nicht, die Messskala der Motorbremse hörte bei 1.280 PS auf", antwortete Paul Rosche einst auf die Frage aller Fragen, nach der maximalen Leistung des Motors. Mit den rund 1.400 PS ist der BMW-Turbo bis heute der stärkste Formel-1-Motor in der Geschichte. Allerdings wurden diese Spitzenwerte nur im Qualifying erreicht - länger hielten die Aggregate sonst nicht.

Paul Rosche: Vater vieler Legenden

Das vielleicht schönste Rennauto der Geschichte: Der BMW V12 LMR, Foto: Sutton
Das vielleicht schönste Rennauto der Geschichte: Der BMW V12 LMR, Foto: Sutton

Rosche zeichnete sich für eine weitere absolute Motoren-Legende verantwortlich: Den BMW S70. Der S70 war die Sport-Variante des M70, des ersten deutschen 12-Zylindermotors der Nachkriegszeit. Der 6,1-Liter V12 verrichtete im McLaren F1 seinen Dienst und wurde später im vielleicht schönsten Fahrzeug der Motorsportgeschichte, dem BMW V12 LMR, eingesetzt, der 1999 die 24 Stunden von Le Mans gewann.

1999 ging Rosche bei BMW in den wohlverdienten Ruhestand, war aber noch an der Entwicklung des BMW V10-Motors für den erneuten Formel-1-Einstieg beteiligt. Auch im Ruhestand war Rosche noch immer vom Motoren-Mythos besessen. Nocken-Paule besuchte deshalb noch zahlreiche Klassik-Veranstaltungen, wirkte auch an der Restauration des Weltmeisterfahrzeugs von 1983 mit.