Max Verstappen versetzte die Formel 1 mit seiner unglaublichen Regenfahrt von Interlagos ins Staunen. Schnell zogen einige Experten den Vergleich mit Michael Schumacher oder Ayrton Senna. Auf der anderen Seite jedoch ließen kritische Stimmen die Leistung Verstappens noch nicht gelten, um ihn auf eine Stufe mit den Idolen des Sports zu stellen - zu kurz sei der Youngster erst im Geschäft und zu wenig habe er bisher geleistet, um mit Legenden vergleichen werden zu können. Dabei wurden auch Schumacher und Senna nicht als Superstars geboren.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass auch die Piloten, die heute als Ikonen der Königsklasse gelten, erst die Transformation vom ehrgeizigen und oft kritisierten Emporkömmling zur anerkannten Formel-1-Größe durchlaufen mussten. In vielen Fällen bedurfte es dafür das eine Rennen, das der gesamten Motorsport-Welt den Atem verschlug - und endgültig den uneingeschränkten Respekt von Fahrerkollegen, Teamchefs, Experten und Fans einbrachte. Wir erinnern an die Sternstunden von Schumi, Senna & Co.

Ayrton Senna - Monaco 1984

Ayrton Senna verblüffte die Formel-1-Elite 1984 beim Regenrennen in Monaco, Foto: Sutton
Ayrton Senna verblüffte die Formel-1-Elite 1984 beim Regenrennen in Monaco, Foto: Sutton

Ayrton Senna war 24 Jahre alt, als er 1984 in der Formel 1 debütierte. Ein Alter, von dem Max Verstappen noch etwa fünf Jahre entfernt ist. Trotzdem konnte auch Senna nur auf ähnlich geringe Erfahrungswerte aus den Nachwuchsklassen zurückschauen: Nach einem Jahr samt Titelgewinn in der britischen Formel 3, schaffte der Brasilianer den Sprung in die Formel 1. Als Rookie und in Diensten des Toleman-Teams, schien er aber bestenfalls ein Kandidat für das hintere Mittelfeld zu sein. Nach dem sechsten Saisonrennen, sah die Formel-1-Welt Senna allerdings mit anderen Augen.

Senna hatte sich für den Großen Preis von Monaco auf dem 13. Startplatz qualifiziert. Als das Rennen aufgrund heftigen Regens mit einer Stunde Verspätung gestartet wurde, begann Sennas Show. Der Brasilianer pflügte mit seinem Boliden nur so durchs Feld. Er überholte in den Häuserschluchten des Fürstentums unter hohem Risiko und an allen nur erdenklichen Stellen einen Gegner nach dem anderen. In Runde 19 übernahm er Platz zwei von Niki Lauda, und holte dann mit bis zu vier Sekunden pro Runde auf Alain Prost auf.

In Runde 32 machte Prost jedoch von seinem Recht Gebrauch, das Rennen als Führender eigenmächtig abzubrechen, da die Bedingungen in seinen Augen zu gefährlich waren. Senna überholte ihn auf der Start- und Zielgeraden zwar noch, wurde aber, weil die Rennleitung die vorherige Runde für das Rennergebnis heranzog, nur als Zweiter gewertet. An Sennas neuer Reputation konnte dies jedoch nichts mehr ändern: Das F1-Fahrerlager hatte ihn ab diesem Zeitpunkt als zukünftigen Champion auf der Rechnung. Senna sollte ihm in den kommenden Jahren Recht geben.

Michael Schumacher - Belgien 1992

Michael Schumacher überzeugte bei seinem Formel-1-Debüt 1991 auf Anhieb. Im Alter von 22 Jahren, durfte er in Spa-Francorchamps ins Jordan-Cockpit klettern. Ein Rennen später ging er schon für Benetton an den Start. In einem Auto, das durchaus mit dem 'Best of the Rest', á la Red Bull und Ferrari, der heutigen Zeit verglichen werden kann, wurde er schnell aufmüpfig. Gestandene F1-Größen wie Senna, Prost oder Mansell waren vor dem deutschen Newcomer nicht mehr sicher. Wie Verstappen, zog sich auch der junge Schumacher durch ungestüme Aktionen sowie Fahrfehler den Unmut der Konkurrenz zu und musste sich ein ums andere Mal vom Establishment belehren lassen.

Schumachers Talent blieb den Kritikern nicht verborgen, doch er musste ihnen erst den einen Beweis liefern, der ihm Anerkennung und Respekt verschaffen würde. Beim Grand Prix von Belgien 1992 war es soweit. Von Startplatz drei aus musste er sich zunächst hinter Senna und dem Williams-Duo anstellen. Nach einem kurzen Regen-Roulette kam die Schlüsselszene. Als die Strecke abtrocknete und der Regenreifen sich langsam auflöste, unterlief Schumacher ein Fehler, der sein Rennen um ein Haar beendete.

Der Deutsche entschied sich dennoch, Risiko zu gehen, und als erster Pilot der Spitzengruppe auf Slicks zu wechseln. Eine strategische Glanzleistung, mit der er den Grundstein für den ersten Formel-1-Sieg legte. Getan war die Arbeit damit allerdings noch nicht. Schumacher musste seinen Benetton das gesamte letzte Renndrittel über die stellenweise immer noch feuchte Fahrbahn manövrieren, bevor sein Werk vollendet war. Am Ende hatte er damit weit mehr als nur den ersten GP-Sieg erreicht. Schumacher hatte von diesem Tag an, genau wie Senna, neben dem Image des Regen-Genies, auch den Ruf eines zukünftigen Weltmeisters.

Fernando Alonso - Ungarn 2003

Fernando Alonso fuhr 2003 in Ungarn Kreise um das Formel-1-Establishment, Foto: Sutton
Fernando Alonso fuhr 2003 in Ungarn Kreise um das Formel-1-Establishment, Foto: Sutton

Fernando Alonso beeindruckte in seiner Debüt-Saison 2001 mit Minardi. Manager Flavio Briatore entschied sich dazu, ihn in sein Renault-Team zu holen um ihm den nötigen Feinschliff zu verpassen. Nach tausenden von Testkilometern im Jahr 2002, kehrte Alonso 2003 als Stammfahrer für Renault in die Königsklasse zurück. Es dauerte nicht lange, bis er der Formel-1-Elite rund um Schumacher, Montoya & Co. auf der Nase herumtanzte.

Der Renault des Jahrgangs 2003 war nicht gerade prädestiniert zum Siegen, doch Alonso schlug bereits am zweiten Rennwochenende der Saison in Malaysia mit der ersten Pole Position seiner Karriere zu. Der erste Sieg, mit dem er die Formel-1-Welt ins Staunen versetzte, folgte allerdings erst beim Großen Preis von Ungarn zur Saisonmitte. Im damals noch mit Rennsprit durchgeführten Qualifying, fuhr Alonso mit einem leichten Auto auf die Pole Position. Wer mit einem Bluff des Spaniers gerechnet hatte, sollte am Rennsonntag eines Besseren belehrt werden.

Alonso fuhr bis zu seinem ersten Boxenstopp in Runde 13 einen Vorsprung von über 20 Sekunden auf die Verfolger heraus. Beim zweiten Boxenstopp in Runde 30 war seine Führung schon so dominant, dass er die Spitze behaupten konnte. Schlussendlich cruiste Alonso mit 16 Sekunden Vorsprung auf Räikkönen zum Sieg, wobei er sogar Michael Schumacher sowie seinen Renault-Teamkollegen Jarno Trulli auf den Positionen acht und sieben noch überrundete. Alonso war jetzt bei den Stars der Szene auf dem Radar, und die Weichen für eine steile Karriere waren gestellt.

Lewis Hamilton - Kanada 2007

Lewis Hamilton dominierte 2007 in Montreal trotz chaotischem Rennverlauf, Foto: Sutton
Lewis Hamilton dominierte 2007 in Montreal trotz chaotischem Rennverlauf, Foto: Sutton

Lewis Hamilton kam 2007 mit besten Voraussetzungen in die Formel 1. In Diensten von McLaren stand ihm von Beginn an siegfähiges Material zur Verfügung - und mit Fernando Alonso ein mindestens genauso siegfähiger Teamkollege. In den ersten fünf Saisonrennen fuhr der 22-Jährige Rookie jedes Mal aufs Podium. Die alteingesessenen Herren Alonso, Räikkönen und Massa waren Hamilton stets eine Nasenlänge voraus - bis zum Grand Prix von Kanada.

In Montreal war gegen den McLaren-Zögling kein Kraut gewachsen. Im Qualifying sicherte er sich zum ersten Mal die Pole Position, und deklassierte Alonso dabei um eine halbe Sekunde. Dass Hamiltons Dominanz an diesem Wochenende bei den Gegnern angekommen war, zeigte Alonsos Überholversuch nach dem Start. In Kurve 1 wollte er außen an Hamilton vorbei, verbremste sich jedoch komplett und musste durch die Wiese. Hamilton war auf und davon. Selbst vier Safety-Car-Phasen konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen.

Der Brite behielt zu jedem Zeitpunkt die Nerven und machte an der Spitze die Pace, um mit fünf Sekunden Vorsprung den ersten Formel-1-Sieg einzufahren - während Alonso nach einem fehlerbehafteten Rennen nicht über Platz sieben hinauskam. Außerdem übernahm Hamilton mit seinem Triumph die Führung in der Fahrerweltmeisterschaft. Vom einen auf den anderen Tag, wurde der Rookie als ernstzunehmender Titelfavorit wahrgenommen. Anfängerfehler vereitelten letztendlich zwar den WM-Gewinn im Debütjahr, doch der Grundstein für eine der erfolgreichsten F1-Karrieren war gelegt.

Sebastian Vettel - Italien 2008

Sebastian Vettel schwamm 2008 bei seinem großen Durchbruch zum Monza-Sieg , Foto: GEPA
Sebastian Vettel schwamm 2008 bei seinem großen Durchbruch zum Monza-Sieg , Foto: GEPA

In der Saison 2008 war es Sebastian Vettel, der im Toro Rosso für einen absoluten Paukenschlag sorgte. Der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige befand sich, genau wie Schumacher, in seiner ersten vollen Formel-1-Saison. Vettel hatte bereits mit starken Leistungen samt Punktefahrten auf sich aufmerksam gemacht. Jedoch brachte auch ihm der eine oder andere Anfängerfehler die Kritik der Routiniers ein. Große Kontroversen wie bei Schumacher oder Verstappen gab es bei Vettel allerdings nicht.

Sein Meisterstück lieferte der damalige Red-Bull-Junior allerdings in ähnlicher Manier ab. Wie es sich für einen zukünftigen Star gehört, zeigte er beim Heimrennen seines Teams in Monza sein Können auf nasser Strecke. Dabei war Vettel schon in den Trainingssessions für den Grand Prix von Italien auf Tuchfühlung mit der Weltspitze. Im Qualifying jedoch verblüffte er die Gegner, indem er sich die Pole Position sicherte. Auch wenn einige noch ihre Zweifel hatten: Spätestens nach dem Zeittraining zählte Vettel zum Favoritenkreis für den Sieg.

Eine Rolle, welcher der Deutsche am Sonntag gerecht werden sollte. Vettel kontrollierte die Konkurrenz sowohl im Regen zu Rennbeginn, als auch bei Mischbedingungen in der zweiten Rennhälfte. Mit über zehn Sekunden Vorsprung machte er sich zum jener Zeit jüngsten Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Die Experten überschütteten Vettel für seine souveräne und unantastbare Performance an diesem Tag mit Lobeshymnen - und Red Bull wusste, auf wen sie in Zukunft setzen würden. Vettel sollte seine Förderer nicht enttäuschen.