Auf Pirelli prasselte in Brasilien wieder allerhand Kritik ein. Dieses Mal im Blickpunkt: die Regenreifen, die für starke Regenfälle nicht gemacht seien, wie es Sebastian Vettel formulierte. Große Hoffnung haben die Fahrer jedoch auch, dass es 2017 anders, weil besser, aussieht. "Sie arbeiten daran und führen Tests durch. Wir werden sehen, ob sie für nächstes Jahr Fortschritte erzielen können. Das wäre auch gut für das Racing, weil dann nicht mehr mit roter Flagge unterbrochen werden müsste", sagte Nico Rosberg.

Max Verstappen sieht auch die neuen Aerodynamik-Regeln als Faktor. "Es wird viel einfacher werden, die Autos im Regen zu fahren, weil wir viel mehr Downforce haben. Wir arbeiten an einer Verbesserung der Reifen, aber der erhöhte Abtrieb sollte schon helfen", so der Überholkönig des Rennens. Um 2017 nicht komplett blind in die Saison zu gehen, führt Pirelli seit August Testfahrten durch. Dabei stellen die drei großen Teams Ferrari, Red Bull und Mercedes modifizierte 2015er-Boliden zur Verfügung, um den neuen Abtriebslevel zu simulieren.

Die aktuellen Regenreifen stoßen auf wenig Gegenliebe, Foto: Sutton
Die aktuellen Regenreifen stoßen auf wenig Gegenliebe, Foto: Sutton

Reifen für 2017 steht vor der Finalisierung

Noch zwei dieser Testfahrten stehen auf dem Programm. Heute bis Donnerstag testet Ferrari die neuen Slicks in Abu Dhabi, ehe am 29. November am Ort des Saisonfinals alle drei Teams im Einsatz sind. Pirelli-Manager Mario Isola erklärt, dass die Zeit allmählich drängt. Der Ferrari-Test nun habe entscheidende Bedeutung.

"Da müssen wir unser Produkt finalisieren", erklärt Isola. Genug Daten habe man dann gesammelt. "Der letzte Test war auf Regenreifen, das war auch in Abu Dhabi mit Red Bull. Wir haben jetzt Informationen über Regenreifen und Intermediates. Wir müssen uns bei den Prototypen Anfang Dezember festlegen und alle Infos an die Teams schicken", erklärt er den weiteren Fahrplan. "Nach dem Abu-Dhabi-Rennen fahren dann drei Autos. Wir testen da auch unterschiedliche Lösungen. Dann ist es vorbei."

Unsicherheitsfaktor Abtrieb

Weniger als vier Monate nach dem Saisonfinale in der Wüste steht in Australien bereits der Saisonauftakt 2017 auf dem Programm. Nicht viel Zeit für Pirelli. Hinzu kommt die Ungewissheit, ob das Abtriebsniveau der Testautos nicht zu gering ist. "Die Autos sind Hybride, die sind nicht auf dem Level der Performance, den wir in Australien erwarten. Das kann ich sagen, weil ich Simulationen der Teams mit der Performance der Hybride verglichen habe", stellt Isola klar.

Die Testautos erreichen nicht den Abtrieb der nächstjährigen Boliden, Foto: Mercedes-Benz
Die Testautos erreichen nicht den Abtrieb der nächstjährigen Boliden, Foto: Mercedes-Benz

Entsprechend gebe es keine validierten Erkenntnisse. "Natürlich ist da eine gewisse Ähnlichkeit bei den Ergebnissen gegeben. Wenn man Mischungen unterschiedlich belastet, kann man Dinge wie das Überhitzen sehen. Wir müssen die Ergebnisse der Testautos evaluieren. Hoffentlich ist in Barcelona beim Vor-Saison-Test das Wetter gut genug, um etwas zu sehen", so Isola. In Barcelona stehen im Februar die ersten offiziellen Testfahrten auf dem Programm. Dort erhofft sich Pirelli erste Reaktionen und Erkenntnisse mit den "echten" neuen Autos.

Doch zurück zum Thema Regenreifen. Hierfür sammelte Pirelli ebenfalls bereits einige Daten, künstliche Bewässerung der Strecken sei Dank. Isola erklärt, dass das Thema Aquaplaning eine zentrale Rolle spielt, zumal sich das Problem durch die größeren Reifen gar noch verschlimmern könnte. "Wenn man Reifen von 325 [Millimeter] auf 405 vergrößert, dann könnte Aquaplaning ein Problem werden. Wir wollten einen Reifen kreieren, bei dem der Level des Aquaplaning vergleichbar ist zum aktuellen", berichtet er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der dritte Reifensatz sind die Intermediates. Hier gehe es laut Isola vor allem darum, den Teams zu verdeutlichen, unter welchen Bedingungen von Regenreifen zu den Intermediates und umgekehrt gewechselt werden muss. "Die Beschaffenheit ist nicht für Aquaplaning oder stehendes Wasser gedacht", merkt er an. "Wir versuchen es so zu halten wie dieses Jahr, aber ich bin sicher, dass es nicht genauso sein wird. Deshalb wollen wir in Barcelona einen Tag auf den Regenreifen haben. Wir haben die Regel, dass es beim ersten Test gemacht werden muss. Mindestens 20 Tage vor dem ersten Rennen muss alles organisiert sein", stellt Isola klar.